Rapper Sean "Diddy" Combs auf der Anklagebank (Gerichtszeichnung) 3 min
Rapper Sean "Diddy" Combs auf der Anklagebank (Gerichtszeichnung) Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Minderjährige mutmaßliche Opfer Sean "Diddy" Combs droht gewaltige Klagewelle von 120 Personen

11. Oktober 2024, 11:38 Uhr

Der Skandal um Sean "Diddy" Combs weitet sich aus. 120 mutmaßliche Opfer - 60 Frauen und 60 Männer - wollen den US-Rapper wegen Vergewaltigung, sexueller Nötigung und sexueller Ausbeutung verklagen, wie eine Anwaltskanzlei in Houston mitteilte.

"Das größte Geheimnis der Unterhaltungsindustrie, das eigentlich gar kein Geheimnis war, ist endlich ans Licht gekommen", sagte der Chef der Kanzlei, Tony Buzbee, am Dienstag (01.10.). "Die Mauer des Schweigens ist gebrochen und die Opfer treten hervor."

In den nächsten 30 Tagen werde mit der Einreichung der Klagen begonnen. Insgesamt hätten sich laut Buzbee sogar mehr als 3.000 Menschen mit Vorwürfen gegen Combs gemeldet.

Untersuchungshaft seit Mitte September

Das angekündigte Verfahren ist das jüngste in einer Reihe von Klagen gegen den 54-jährigen Musiker wegen sexueller Übergriffe. Combs war Mitte September in New York verhaftet worden und sitzt seitdem in Untersuchungshaft.

Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, Frauen sexuell missbraucht und mit Drohungen und Gewalt zur Teilnahme an Drogen-Sex-Partys gezwungen zu haben.

Sean Diddy Combs
Diddy soll Frauen sexuell missbraucht und zur Teilnahme an fragwürdigen Sex-Partys gezwungen haben. (Archiv) Bildrechte: IMAGO / USA TODAY Network

Vorwurf: Vergewaltigung von Minderjährigen

Die mutmaßlichen Opfer von Combs und seinen Geschäftspartnern wurden offenbar u.a. mit dem Versprechen einer Musikkarriere gelockt. Auch Minderjährige seien von Combs und seinen Begleitern vergewaltigt worden, so Buzbee.

Der Anwalt schilderte den Fall eines neunjährigen Jungen, der den Angaben zufolge zu einem Vorsingen für Combs' Plattenlabel Bad Boy Records nach New York eingeladen wurde. In dem Studio sei das Kind "mutmaßlich von Sean Combs und mehreren anderen Menschen, die sich in dem Studio aufhielten, sexuell missbraucht worden".

Dem Jungen und dessen Eltern sei derweil ein Plattenvertrag versprochen worden. In einem anderen Fall sei eine 15-Jährige zu einer Party nach New York eingeflogen worden. In einem Hinterzimmer sei sie dann mutmaßlich in Gegenwart von Combs von mehreren Männern vergewaltigt worden.

Der Anwalt lobte den Mut der mutmaßlichen Opfer, die sich bisher gemeldet hätten. Er erwarte, dass im Prozess gegen Combs "viele schmutzige Geheimnisse" von "vielen einflussreichen Leuten" ans Licht kämen.

Ex-Freundin Cassie bringt Stein ins Rollen

Die Vorwürfe gegen Combs waren aufgekommen, nachdem seine Ex-Freundin, die Sängerin Casandra "Cassie" Ventura, den Musiker im vergangenen Jahr wegen jahrelangen Missbrauchs und Vergewaltigung verklagt hatte. Kurz darauf einigten sich die beiden auf einen Vergleich.

Seither haben mehrere weitere Frauen Combs wegen sexueller Gewalt verklagt. Im März durchsuchten bewaffnete Polizisten seine Villen in Miami und Los Angeles, im September klickten in New York City die Handschellen.

Sean Combs und Cassie Ventura nehmen an der Pre-GRAMMY-Gala der Clive Davis and Recording Academy und dem GRAMMY-Salute to Industry Icons zu Ehren von Jay-Z am 27. Januar 2018 in New York City, NY, USA teil.
Cassie Ventura hat ihren Ex-Partner Sean "Diddy" Combs bereits verklagt. (Archiv) Bildrechte: IMAGO/ABACAPRESS

Combs setzt sich zur Wehr

Combs bestreitet alle Anschuldigungen. Sie seien "falsch" und "verleumderisch", sagte Erica Wolff von seinem Anwaltsteam. Ihr Mandant freue sich darauf, vor Gericht seine Unschuld zu beweisen. Sein Anwalt Marc Agnifilo bezeichnete Combs als "unschuldigen Mann" und als "Musik-Ikone, Selfmade-Unternehmer, liebevollen Familienvater und Philantrop". Er sei ein Mensch mit Fehlern, aber kein Krimineller.

Das Anwaltsteam des Rappers bemüht sich derzeit um seine Freilassung aus der Untersuchungshaft und hat Berufung gegen eine Entscheidung des Richters eingelegt, Combs bis zum Prozessbeginn nicht unter Auflagen auf freien Fuß zu setzen. Eine Reaktion des Gerichts steht noch aus.

Lange Haftstrafen drohen

Sollte der Rapper in einem Prozess verurteilt werden, droht ihm nach Angaben der Nachrichtenagentur AP eine Haftstrafe von mindestens 15 Jahren - im schlimmsten Fall sogar lebenslänglich.

Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 02. Oktober 2024 | 17:15 Uhr

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