Die Band BTS auf einer großen Plakatwand
Die in Deutschland wohl bekannteste K-Pop-Band BTS auf einer Werbetafel in Tokyo. Bildrechte: IMAGO/AFLO

Zu viel Druck? Tod in K-Pop-Szene - diese Schattenseiten sieht kein Fan

12. November 2024, 16:27 Uhr

Immer wieder nehmen sich junge, aufstrebende Stars aus Südkore das Leben und erschüttern damit die scheinbar heile K-Pop-Welt. Was steckt hinter dem Phänomen K-Pop? Woher kommen die jungen Talente - und weshalb ist der Druck auf sie so groß?

Was ist K-Pop?

K-Pop ist die Abkürzung für Korean Pop bzw. Korean Popular Music - und ein Sammelbegriff für koreanischsprachige Popmusik, angereichert mit Elementen aus Hip-Hop, R&B, Techno und Electro.

Entstanden ist K-Pop in den 90er-Jahren in Südkorea. Nach Jahren politischer Unruhen und wechselnder Militärregierungen war das Land zu einer Demokratie geworden - und das veränderte auch die Kulturszene.

Als die Boyband Seo Taiji And Boys im Jahr 1992 bei einer Castingshow mit einem Musik-Mix aus koreanischen Texten, Rap, Rock und Techno auftrat, traf das bei den Juroren zunächst auf wenig Begeisterung. Bei jungen Menschen dafür umso mehr. Ein neuer Musikstil war geboren, der sich bald zu einem weltweiten kulturellen Phänomen mauserte - mit eigenem Tanz- und Modestil und eigenen Schönheitsidealen.

Ein überlebensgroßes Plakat mit Unterwäschewerbung hängt in einer Großstadt.
K-Pop ist mittlerweile weit mehr als Musik. Um die Mode und den Lifestyle der jungen Stars ist eine eigene Industrie entstanden. Bildrechte: IMAGO / UPI Photo

Macht K-Pop weltweit bekannt: Rapper PSY und sein "Gangman-Style"

Weltweit bekannt machte den K-Pop der koreanische Rapper Psy mit seinem Mega-Hit "Gangnam Style". Erschienen ist der Song im Jahr 2012 - und wurde bis heute 4,7 Milliarden (!) Mal bei YouTube geklickt. Damit sorgte Psy für den K-Pop-Durchbruch auf dem amerikanischen Musikmarkt.

PSY
Koreanischer Text, westliche Beats - der koreanische Rapper Psy hat den K-Pop weltweit bekannt gemacht. Bildrechte: Universal

Talentagenturen gründen Bands

Eine zentrale Rolle beim K-Pop spielen sogenannte Talentagenturen, die jungen Künstlern ein Rundum-Paket bieten: vom Plattenlabel bis Management, Songwriting und Produktion. Die Agenturen nehmen bereits Kinder unter Vertrag, um sie intensiv auszubilden - mit Fremdsprachenunterricht, Tanz- und Gesangscoaching und Benimmkursen für den "richtigen" Umgang mit Fans und Presse.

Wer die Ausbilder überzeugt, hat die Chance, in eine Gruppe aufgenommen zu werden. Mit der klassischen Gründung einer Band, in der sich Gleichgesinnte gemeinsam musikalisch verwirklichen, hat das also wenig zu tun.

Strenge Verträge und Refinanzierung der Ausbildung machen Druck

Entsprechend groß ist die Kritik an den verantwortlichen Agenturen. Immer wieder wird von sogenannten Knebelverträgen berichtet, die selbst das Privatleben der jungen Stars regeln, um den Erfolg zu sichern. Dabei geht es u.a. um Themen wie Ernährung, Liebesbeziehungen oder Schönheitsoperationen. Wer diesem Druck nicht standhält, wird aussortiert.

Zudem ist es Usus, dass die jungen Talente ihre Ausbildung refinanzieren, sobald sie es in eine Boy- oder Girlgroup geschafft haben. Zu Beginn ihrer Karriere stehen sie deshalb in der finanziellen Schuld ihres Labels. Einfach aufzuhören ist keine Option.

Suizid von K-Pop-Stars

In den Medien schreibt der K-Pop immer wieder negative Schlagzeilen: mit Berichten über sexuelle Ausbeutung und Machtmissbrauch oder auch Nachrichten von Selbstmorden. Dem Suizid vorangegangen ist nicht selten ein Shitstorm in den sozialen Netzwerken.

Im Jahr 2017 nahm sich Kim Jong-Hyun, Frontmann der Boyband Shinee, mit nur 27 Jahren das Leben. 2019 starb die Sängerin Sulli, einen Monat später ihre Kollegin Goo Hara. Beide sollen im Netz gemobbt worden sein. Ende desselben Jahres wurde K-Pop-Star Cha In Ha tot in seiner Wohnung gefunden, im April 2023 der erst 25-jährige Moonbin. Im November 2023 starb die aufstrebende K-Pop-Sängerin Kim Na-hee, im April 2024 starb die gerade mal 30-jährige Sängerin Park Bo-ram nach einer langen Party-Nacht.

Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 12. November 2024 | 17:15 Uhr

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