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12. September 2024, 16:39 Uhr
Inhalt des Artikels:
In Deutschland verlieren jedes Jahr fast 10.000 Menschen durch Suizid ihr Leben. Das sind mehr Menschen, als im Verkehr, durch Drogen und durch AIDS zusammen zu Tode kommen. Die Zahl der Suizidversuche ist Experten zufolge sogar bis zu 20 mal so hoch. Doch wie kommt es dazu, dass Menschen derart verzweifeln? Dass sie die Lust auf das Leben verlieren? Keinen Ausweg mehr sehen? Alle Hoffnung verloren haben?
Depressionen als Tabu
Die Mehrheit der Menschen, die durch Suizid sterben, hat an einer psychiatrischen Erkrankung gelitten, am häufigsten an einer Depression. Diese Krankheit ist viel weiter verbreitet, als in der Gesellschaft angenommen. Doch viele Menschen schämen sich für ihre Emotionen, fühlen sich schwach, unvollkommen, Herausforderungen nicht gewachsen.
Die Themen Suizid und Depressionen gehören auch im 21. Jahrhundert noch zu den Tabus. Sie passen nicht in das Weltbild einer schönen optimierten Welt. Dabei sind viele Tausend Menschen betroffen und die Psychologen ausgebucht.
Was Angehörige und Freunde tun können
- Ziehen Sie einen Arzt zu Rate
- Bleiben Sie geduldig
- Seien Sie zurückhaltend mit gut gemeinten Ratschlägen
- Treffen Sie keine wichtigen Entscheidungen
Warum werden Menschen krank?
Doch warum werden Menschen psychisch krank und bekommen Depressionen? Oft sind die "Schicksalsschläge" wie Verlust, Arbeitslosigkeit, Krankheit, Konflikte oder Trennungen ausschlaggebend.
Eine große Rolle spielen aber auch Vorbelastung und Herkunft. Es gibt sogar Regionen, in denen die Zahl der Depressionen und Suizide historisch viel höher ist als woanders. Dazu gehört beispielsweise Ungarn. Laut Angaben des Statistischen Bundesamtes liegen auch innerhalb der deutschen Bundesländer deutliche Unterschiede bezüglich der Suizidraten vor: Betrachtet man die Sterberate je 100 000 Einwohner, gab es in Nordrhein-Westfalen mit 7,6 Suiziden pro 100 000 Einwohner die wenigsten Selbsttötungen im Jahr 2020. Am höchsten fiel die Quote mit 15,9 in Sachsen-Anhalt aus.
Jugendliche und alte Menschen besonders gefährdet
Besonders gefährdet von einem möglichen Suizid sind Jugendliche und alte Menschen. Sie sind in Lebensphasen, die sie vor schwere Herausforderungen stellen. Insbesondere ältere Männer und junge Frauen haben ein erhöhtes Risiko. Auch wenn die Suizidzahlen seit den 1990er-Jahren insgesamt abgenommen haben, fordern Ärzte weiter "eine dringend notwendige" Suizidprävention. Es handle sich bei der Entscheidung für Suizid nicht um eine freie Entscheidung, sondern um die Folge einer Krankheit, den Ausweg aus einer Qual.
Stichwort: Welt-Suizid-Präventionstag Seit 2003 macht die WHO am 10. September darauf aufmerksam, dass Suizid zu den häufigsten Todesarten zählt: Mehr als 700.000 Menschen weltweit nehmen sich jährlich das Leben. Das heißt: Alle 40 Sekunden stirbt auf der Welt ein Mensch durch Selbstmord. In Deutschland waren es 2020 mehr als 25 pro Tag.
Wichtige Adressen
- Deutsche Gesellschaft für Suizidprävention (DGS) - Hilfsangebote
- Telefonseelsorge: Tel. 0800 - 111 0 111 oder 0800 - 111 0 222 (kostenfrei), online mit Chat- und Mailberatung
- Bundesweite Beratungseinrichtungen für Kinder und Jugendliche (überwiegend Deutscher Kinderschutzbund): Tel. 0800 - 111 03 33
- Deutsche Depressionshilfe: Info-Telefon Depression unter 0800 - 334 45 33
- Welttag der Suizidprävention: Homepage
(Der Artikel wurde am 19.10.2023 erstmals veröffentlicht und am 04.03.2024 aktualisiert.)
Quellen:
BRISANT
Deutsche Depressionshilfe
br.de
Ruhr Universität Bochum
Statistisches Bundesamt
Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 10. September 2023 | 17:15 Uhr