Erektionsstörungen, Darmkrebs, Jetlag Mehr als nur Potenzmittel: Was Viagra alles kann
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02. Oktober 2023, 11:24 Uhr
25 Jahre Viagra: Die blaue Pille wurde am 1. Oktober 1998 erstmals in deutschen Apotheken verkauft. Als erste Potenzpille der Welt brachte Viagra wieder Schwung in die Schlafzimmer und holte das Thema Erektionsstörungen aus der Tabuzone.
Das Image? Man könnte sagen: schmuddelig. Dabei kann Viagra mehr, als nur Potenz und Lust steigern.
Viagra: Der Siegeszug einer Zufallsentdeckung
Selten war eine Medikamenten-Nebenwirkung so erfreulich: Anfang der 1990er-Jahre experimentierten Mitarbeiter des Pharmaherstellers "Pfizer" mit einem neuen Medikament gegen Herzbeschwerden. Der Wirkstoff Sildenafil konnte zwar nichts gegen Schmerzen in der Herzgegend ausrichten - allerdings gab es andere, durchaus spannende Nebenwirkungen. Männer, die das Medikament testeten, berichteten von häufigeren und länger andauernden Erektionen.
Diese Zufallsentdeckung war der Beginn einer großen Pharma-Erfolgsgeschichte. Vor 25 Jahren wurde der Wirkstoff Sildenafil unter dem Markennamen Viagra in den USA auf den Markt gebracht, sechs Monate später auch in Europa.
Von Darmkrebs bis Diabetes: Viagra-Wirkstoff als Medizin-Hoffnung
Was viele nicht wissen: Wie vielfältig der Viagra-Wirkstoff tatsächlich ist. Denn Sildenafil kann sehr viel mehr, als die Potenz des Mannes steigern. Internationale Forscher setzen viel Hoffnung in den Arzneistoff und erkunden immer weitere mögliche Einsatzgebiete.
Viagra gegen Jetlag
Forscher der Universität in Buenos Aires verfütterten die blaue Pille an Hamster. Das Ergebnis war verblüffend: Der Viagra-Wirkstoff Sildenafil verhindert offenbar den Abbau einer Substanz im Gehirn, die an der Steuerung der inneren Uhr beteiligt ist. Unter Behandlung mit Sildenafil waren die Hamster in der Lage, sich schneller an neue Tagesrhythmen anzupassen.
Könnte Viagra bald Darmkrebs vorbeugen?
Forscher des "Medical College of Georgia" fanden bei Tests an Mäusen heraus, dass eine tägliche Dosis Viagra die Bildung von Darm-Polypen um die Hälfte reduziert.
Polypen an der Darmwand entwickeln sich häufig zu Darmkrebs. Daher sehen die Forscher in Viagra eine Präventionsmöglichkeit für Patienten mit hohem Darmkrebsrisiko.
Viagra gegen Diabetes
Wissenschaftler der "Vanderbilt University School of Medicine" in Nashville fanden heraus, dass der Wirkstoff Sildenafil bei Patienten mit Prä-Diabetes die Insulinsensibilität verbessert.
Bedeutet: Der Viagra-Wirkstoff könnte möglicherweise der wachsenden Zahl von Diabetesdiagnosen entgegentreten.
Insulinsensibilität
Insulinsensibilität oder auch Insulinsensivität beschreibt, wie sensibel bestimmte Organe auf das Hormon Insulin reagieren.
Prä-Diabetes Prä-Diabetes liegt vor, wenn der Blutzuckerspiegel zwar erhöht ist, aber noch nicht so hohe Werte erreicht, dass Diabetes diagnostiziert wird.
Bessere Leistung im Sport
Dieses Einsatzgebiet ist durchaus umstritten: Die durchblutungsfördernden Effekte von Sildenafil werden von manchen Sportlern zur Leistungssteigerung ausgenutzt. Noch steht Sildenafil nicht auf der Liste der verbotenen Substanzen der World Anti-Doping Agency (WADA).
Viagra gegen Bergsteigerkrankheit?
Bei einem raschen Aufstieg in große Höhen von mindestens 3.000 Metern kann sich Flüssigkeit in der Lunge ansammeln - der medizinische Name dafür: Höhenödem. Als Ursache gilt mangelnde Stickoxidproduktion in den Blutgefäßen der Lunge.
Das kann gefährlich werden: Bei einem Höhenödem kommt es zur Ansammlung von Wasser in der Lunge, die Betroffenen drohen zu ersticken.
Ärzte des Universitätsklinikums Heidelberg stellten fest, dass anfällige Personen in der Lunge nicht über ausreichend Stickoxid verfügen.
Mediziner empfehlen neben dem raschen Abstieg vor allem zwei Medikamente zur Behandlung der Höhenkrankheit: Cortison und Viagra. Beide bewirken eine Entspannung der Blutgefäße, was den Blutfluss und somit die Sauerstoffzufuhr in die Organe erhöht.
Viagra gegen Adipositas
Sildenafil wirkt nicht nur potenzsteigernd, sondern wandelt auch unliebsame Fettzellen um: Forscher der Universität Bonn stellten bei Versuchen mit Mäusen fest, dass Sildenafil weiße Fettzellen in beige Fettzellen umwandelt.
Beige Fettzellen verbrennen Nahrungsenergie und setzen sie in Wärme um. Vermutlich verringert der Wirkstoff Sildenafil so das Risiko für Folgeerkrankungen der Fettleibigkeit.
Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 01. Oktober 2023 | 17:15 Uhr