Fünf Jahre Wohltätigkeitssperre Was wusste Naomi Campbell über verprasste Spenden?

27. September 2024, 17:57 Uhr

MDR Redakteur André Seifert
Bildrechte: Raphaela Fietta

Wer spendet, der will, dass sein Geld bei den Bedürftigen ankommt. Genau das scheint bei der Organisation "Fashion for Relief" von Supermodel Naomi Campbell nicht im ausreichenden Maß passiert zu sein. Mit weitgehenden Konsequenzen:

Das britische Supermodel Naomi Campbell darf nämlich fünf Jahre lang keiner wohltätigen Organisation in ihrer Heimat England mehr vorstehen. Das entschied die britische Behörde Charity Commission nach einer Überprüfung von Campbells Fundraising-Organisation "Fashion for Relief".

Luxushotel, Spa, Zimmerservice und Zigaretten statt Spenden

Die staatliche Charity Commision wirft Naomi Campbell und zwei weiteren früheren Vorständen Fehlverhalten und Missmanagement der Spendengelder vor.

So soll das Model auf Kosten der Organisation "Fashion for Relief" in einem Luxushotel in Cannes für drei Nächte zu einem Preis von 9.400 Euro übernachtet sowie Spa-Anwendungen, Zimmerservice und Zigaretten im Wert von mehr als 7.900 Euro in Anspruch genommen haben.

Nur ein Bruchteil der Spenden ging an Bedürftige

Ziel der Organisation "Fashion for Relief" war es ursprünglich, Armut zu lindern und Gesundheit sowie Bildung zu fördern. Dafür sollten anderen Organisationen Fördermittel bereitgestellt werden, die unter anderem bei Mode-Events in London und Cannes eingenommen wurden.

Doch die Organisation soll laut dem Prüfbericht nur einen Bruchteil der Erlöse für wohltätige Zwecke weitergegeben haben. Von den Einnahmen in Höhe von 4,8 Millionen Pfund (5,8 Millionen Euro) seien zwischen April 2016 und Juli 2022 nur 8,5 Prozent bei den Bedürftigen angekommen.

Naomi Campbell bei einer Veranstaltung
Naomi Campbell steht mit ihrer Wohltätigkeitsorganisation "Fashion for Relief" stark in der Kritik. Bildrechte: picture alliance / abaca | Balkis Press/ABACA

Was wusste Naomi Campbell über die verprassten Spenden?

Naomi Campbell hat sich inzwischen am Rande einer Preisverleihung in Paris zu den Vorwürfen geäußert. Sie sei extrem betroffen und habe keine Kontrolle über ihre Wohltätigkeitsorganisation gehabt.

Sie wolle nun mit Hilfe eines Anwalts herausfinden, was passiert sei. Alles, was sie getan habe, und jeder Penny, den sie jemals eingenommen habe, sei an die Wohltätigkeitsorganisation gegangen, behauptet sie.

Viele Versäumnisse bei der Wohltätigkeitsorganisation

Zwei weitere frühere Verantwortliche von "Fashion for Relief" wurden für neun beziehungsweise vier Jahre gesperrt. Hunderttausende Pfund seien unautorisiert als Beraterkosten an Mitglieder der Organisation geflossen.

Zudem seien keine Protokolle über Treffen und Entscheidungen geführt worden, wie für gemeinnützige Organisationen vorgeschrieben. Gesetzlich vorgeschriebene Jahresabschlüsse und Berichte seien nur verspätet eingereicht worden, hieß es in dem Bericht weiter.

Die Organisation "Fashion for Relief" sei inzwischen aufgelöst worden.

Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 27. September 2024 | 17:15 Uhr

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