Anis Mohamed Youssef Ferchichi, bekannt als Rapper Bushido, sitzt in einem Gerichtssaal des Landgerichts.
Kein Ende in Sicht? Bushido und sein Ex-Manager streiten sich seit drei Jahren vor Gericht. Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild/Pool | Paul Zinken

Rapper gegen Clanchef Über 100 Tage Verhandlung im Bushido-Prozess - Was bisher geschah

07. September 2023, 11:57 Uhr

Wenn aus Freundschaft Feindschaft wird: Die Trennung von Rapper Bushido und seinem ehemaligen Freund und Manager Arafat Abou-Chaker beschäftigt seit fast drei Jahren die Justiz.

Prozessbeginn war am 17. August 2020. Inzwischen lief der 112. Prozesstag am Berliner Landgericht. Zeit für einen Rückblick:

Anis Mohamed Youssef Ferchichi, bekannt als Rapper Bushido, setzt sich auf seinen Platz.
Bushido bei Prozessbeginn am 17. August 2020. Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild/Pool | Paul Zinken

Worum geht es in dem Prozess? 

Die Anklage gegen Arafat Abou-Chaker., der als Chef des Abou-Chaker-Clans gilt, und drei seiner Brüder lautet unter anderem auf Freiheitsberaubung, versuchte schwere räuberische Erpressung, Nötigung, gefährliche Körperverletzung, Beleidigung und Untreue.

Ein Großteil der Vorwürfe basiert auf den Aussagen von Bushido. Der 45-Jährige ist Nebenkläger und hat an 25 Verhandlungstagen seine Sicht der Dinge geschildert. Dabei hatte er seine Beziehung zu dem Clanchef mit einer Zwangsehe verglichen. Sein Ex-Geschäftspartner Arafat A.-Ch. habe bis zu 50 Prozent von Bushidos Einnahmen als Rapper verlangt.

Mitte August 2022 musste Bushido erneut aussagen. Hintergrund war ein zwischenzeitlich aufgetauchtes Tondokument. Für die Aussage reiste der Musiker extra aus Dubai an, wo er inzwischen mit seiner Familie lebt.

Arafat A.-Ch. kommt im Prozess zum Gerichtssaal zu Fortsetzung Prozesses.
Bushidos Ex-Manager und ehemaliger Freund Arafat A.-Ch. kommt im Gericht an. Bildrechte: picture alliance/dpa | Carsten Koall

Was hat es mit dem Tondokument auf sich?

Das Tondokument soll im Januar 2018 heimlich bei einem Treffen von Bushido und Arafat Abou-Chaker aufgenommen worden sein. Seit Anfang Februar 2022 liegt die Aufnahme auch dem Gericht vor. Aus Sicht der Verteidiger widerlegt die etwa zweistündige Tondatei die Darstellungen von Bushido. 

Ein Audioforensiker sollte feststellen, ob das Dokument authentisch ist. Es handle sich allerdings wohl lediglich um eine Kopie der Audiodatei. Das Fazit des Audio-Experten: "Der Datei sei mit vorsichtiger Skepsis zu begegnen."

Bushidos Anwalt ist der Meinung, dass die Datei "schon immer eine Fälschung" gewesen sei, um seinen Mandanten zu diskreditieren.

Was sagen andere Zeugen?

Bisher wurden knapp 60 Zeugen gehört. Dabei kamen mehrere prominente Rapper zu Wort – zum Beispiel Samra, Fler, Ali Bumaye oder Rapper Kay One.

Der Berliner Rapper Fler erklärte im Zeugenstand, aus seiner Sicht seien Bushido und sein Ex-Manager ein "perfektes Team" gewesen.

Patrick Losensky, bekannt als Fler, sitzt als Angeklagter in einem Gerichtssaal
Rapper Fler sah in Bushido und Arafat A.-Ch. ein "perfektes Team". Bildrechte: picture alliance/dpa

Welche Signale kommen von den Richtern?

Anfang Juni 2022 hat das Landgericht eine erste Bilanz gezogen: Demnach haben sich die Vorwürfe der Freiheitsberaubung und der versuchten schweren räuberischen Erpressung nicht bestätigt.

Doch es gibt weitere Vorwürfe wie etwa die Veruntreuung von 180.000 Euro, Nötigung und gefährliche Körperverletzung. Mit einem Urteil wird noch in diesem Jahr gerechnet.

Was sagt die Staatsanwaltschaft?

Aktuell sieht die Berliner Staatsanwaltschaft die Hauptvorwürfe gegen Arafat Abou-Chaker nach jahrelangem Prozess bestätigt, so wurde Dienstag (16.01.2024) vor dem Landgericht Berlin eine Gesamtstrafe von vier Jahren und vier Monaten Haft für Abou-Chaker beantragt: Der 47-Jährige sei unter anderem wegen versuchter schwerer räuberischer Erpressung, Freiheitsberaubung, Nötigung sowie gefährlicher Körperverletzung und schwerer Untreue zu verurteilen, forderte die Staatsanwältin am 112. Verhandlungstag nach fast dreieinhalb Jahren.

Warum dauert der Prozess so lange?

Prozessbeginn war am 17. August 2020 – also mitten in der Coronapandemie. Die strengen Auflagen haben dazu geführt, dass die Verhandlungstage zeitlich beschränkt waren. Außerdem fehlten mehrfach Zeugen.

Ist mit dem Urteil das Kapitel Bushido contra Clanchef erledigt?

Wahrscheinlich nicht.

Erst einmal bleibt abzuwarten, ob das Urteil im Strafverfahren rechtskräftig wird.

Daneben gibt es vor Zivilgerichten in Berlin und Brandenburg weitere Prozesse: Bushido und sein Ex-Manager streiten um Einnahmen in Millionenhöhe. Das Landgericht Berlin hatte den Clanchef zur Zahlung von mehr als 2,2 Millionen Euro an den Rapper verurteilt. Dagegen wehrte sich der 47-Jährige allerdings. Im September 2023 dann das Urteil: Abou-Chaker muss Bushido 1,8 Millionen Euro plus Zinsen erstatten!

In Brandenburg geht vor dem Oberlandesgericht ein Zivilstreit der beiden um eine Wohnanlage weiter, die sie gemeinsam besitzen.


BRISANT/dpa

Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 09. Juli 2023 | 17:15 Uhr

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