Steuerhinterziehung: Geständnis Alfons Schuhbeck: "Ich stehe vor den Trümmern meines Lebenswerks"
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18. August 2023, 14:30 Uhr
Starkoch Alfons Schuhbeck steht aktuell in München vor Gericht. Die Anklage: Steuerhinterziehung. Nachdem er am Anfang schwieg, legt er nun fast täglich weitere Geständnisse ab. Der Gastronom und Geschäftsmann sieht sich selbst "vor den Trümmern” seines Lebenswerks.
Der tiefe Fall des Alfons Schuhbeck? Vergangenen Mittwoch (05.10.22) startete der Prozess gegen den Starkoch im Landgericht München. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 73-Jährigen vor, unter anderem mithilfe eines Computerprogramms Einnahmen am Finanzamt vorbeigeschleust zu haben. Insgesamt ist die Rede von mehr als 2,3 Millionen Euro Steuern, die Schuhbeck zwischen 2009 und 2016 in seinen Restaurants "Orlando" und "Südtiroler Stuben" hinterzogen haben soll.
1.200 Rechnungsnummern sollen dabei allein in den "Südtiroler Stuben" verschwunden sein. "Das spricht jetzt nicht dafür, dass andauernd das Kabel geknickt war", so die vorsitzende Richterin Andrea Wagner.
Alfons Schuhbeck droht Gefängnisstrafe
Andrea Wagner ist es auch, die gleich zu Prozessbeginn klar machte, dass einzig ein Geständnis eine mildere Strafe mit sich ziehen würde. Ansonsten droht Gefängnis. Denn dass Schuhbeck Steuern hinterzogen hat, scheint vor Gericht als bewiesene Sache. Vielmehr geht es darum, welche Summe man ihm nachweisen kann. Nach einem Urteil des Bundesgerichtshofs aus dem Jahr 2012 droht ab einer Summe von 500.000 Euro an hinterzogener Steuer eine Haftstrafe ohne Bewährung.
Vielleicht war es diese Aussicht, die Schuhbeck schließlich reden ließ.
Geständnisse in Gängen serviert
Noch am ersten Verhandlungstag wollte Alfons Schuhbeck kein Wort zu dem Vorwurf der Staatsanwaltschaft sagen, dass er in den Münchner Restaurants "Orlando" und "Südtiroler Stuben" Millionen an Rechnungen nicht verbucht haben soll. Jedoch brachte ihn der mitangeklagte früherer EDV-Chef in die Bredouille. Er gestand bereits umfassend, dass er Schuhbeck ein Programm erstellte, mit dem er die Umsätze in einem seiner Restaurants manipulieren konnte.
Tatsächlich räumte Alfons Schuhbeck daraufhin am zweiten Prozesstag zumindest für das "Orlando" seine Schuld ein.
Großes Geständnis am dritten Prozesstag
Am dritten Prozesstag ging es mit den Geständnissen weiter: "Ich habe einiges falsch gemacht", begann Alfons Schuhbeck.
Demnach sind die fehlenden Rechnungen in den "Südtiroler Stuben" laut Schuhbeck ebenfalls auf Computermanipulationen zurückzuführen, die er selbst veranlasst habe. "Es gibt hier keinen fremden Dritten, der verantwortlich ist", so der Koch.
Allerdings sind nach Angaben des 73-Jährigen die durch die Staatsanwaltschaft geschätzten Beträge zu hoch angesetzt. Er könne sich jedoch nicht mehr erinnern, welche Beträge er aus der Kasse in den Südtiroler Stuben entnommen habe.
Schuhbeck: "Ich stehe vor den Trümmern meines Lebenswerks"
Zum Ende seines Geständnisses räumt der Gastronom, der neben Restaurants auch Kochschulen, Gewürz-, Tee- und Schokoladenläden bertreibt, ein:
All diese Jahre habe ich mir bis zuletzt etwas vorgemacht - weil ich nicht wahrhaben wollte, dass ich unternehmerisch gescheitert bin. […] Ich darf Sie bitten, mir zu glauben, dass ich mit Leib und Seele Koch und Gastronom bin, aber kein guter Kaufmann.
Wo das ganze Geld hin ist, wisse Alfons Schuhbeck übrigens nicht. Er arbeite jeden Tag von früh bis abends und hat auch keine teuren Hobbys. Allerdings will er Schulden mit dem Bargeld bezahlt haben. Zudem habe er seine vier unehelichen Kinder in der Ausbildung unterstützt.
(Dieser Artikel wurde erstmals am 14.10.2022 veröffentlicht)
Brisant/dpa/AFP
Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 14. Oktober 2022 | 17:15 Uhr