
"Ich bin sehr besorgt über die Entwicklung dieses Falles" Marius Borg Høiby: Jetzt spricht seine Anwältin
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10. April 2025, 09:33 Uhr
Die erfahrene Anwältin Ellen Holager Andenæs ist die neue Verteidigerin von Marius Borg Høiby. In einem Interview mit dem norwegischen Fernsehsender "TV 2" nimmt sie nun erstmals Stellung zu dem Fall - über dessen Entwicklung sie "sehr besorgt" sei.
Seit sie Ende Februar die Verteidigung von Marius Borg Høiby übernommen hat, hat sich die Rechtsanwältin Ellen Holager Andenæs mit Kommentaren zum Strafverfahren gegen den Sohn von Kronprinzessin Mette-Marit sehr zurückgehalten. Nun bricht sie ihr Schweigen.
Ich bin sehr besorgt darüber, wie sich dieser Fall entwickeln wird. Was jetzt passiert, ist, dass die Untersuchung einfach sabotiert werden könnte.
Lecks im Fall Marius
Was sie damit meint? Sie erhebt schwere Vorwürfe gegen die Osloer Polizei, die ihrer Meinung nach verantwortlich ist: Das "ständige Durchsickern von polizeilichen Ermittlungen", auch von streng geheimen Informationen. Und die - ihrer Meinung nach - nicht ganz faire und korrekte Berichterstattung der Medien, die enormen Druck auf den 28-jährigen Marius Borg Høiby ausübe.
Ich wäre froh, wenn ich diese dummen Schlagzeilen über Verteidiger, die sich über die Medien ärgern, vermeiden könnte. Ich bin nicht wütend, aber sehr besorgt.
In zwei kürzlich veröffentlichten Berichten fordert das Büro von Ellen Holager Andenæs die Osloer Polizei auf, "undichte Stellen" als Verletzung der Vertraulichkeit zu untersuchen. "In dem Maße, in dem polizeiliche Dokumente durchgesickert sind, handelt es sich um eine Straftat", so Ellen Holager Andenæs.
Erschwerte Ermittlungen
Die Polizei hat gegenüber "TV 2" bestätigt, dass sie die Berichte erhalten hat und den Fall untersuchen wird. "Im Allgemeinen ist es für einen Fall ungünstig, wenn Informationen aus den Akten zu einem Zeitpunkt veröffentlicht werden, zu dem die Ermittlungen noch im Gange sind", räumt Rune Alstadsæter, Leiter der Kommunikationsabteilung des Polizeidistrikts Oslo, im Gespräch mit "TV 2" ein.
Seit Høiby am 4. August letzten Jahres erstmals festgenommen worden war, nachdem er in der Wohnung seiner Ex-Freundin im Osloer Stadtteil Frogner randaliert hatte, sickerten immer wieder Details aus den polizeilichen Ermittlungen an die Medien durch. Auch Informationen aus Dokumenten, die nur die Anwälte und nicht einmal der Mandant selbst einsehen darf, so Marius' Verteidigerin Ellen Holager Andenæs: "Das erschwert die Ermittlungen."
Anwältin spricht von "Vorverurteilung"
Aufgrund der mutmaßlichen Indiskretionen zögere Marius Borg Høiby nun, sich einer erneuten Vernehmung zu stellen, obwohl sowohl die Polizei als auch er selbst dies nach Angaben seiner Verteidigung ursprünglich wollten.
"Die Polizei will Marius befragen. Sie wollen ihn unbedingt. Und Marius will sich der Polizei erklären. Aber wie kann das unter den gegebenen Umständen geschehen? Das ist die Frage, die ich mir stelle", so Ellen Holager Andenæs. Aktuell also schweigt Marius und will sich nicht zu den Vorfällen äußern. "Die Folge ist, dass die Polizei nicht genügend Informationen über den Fall erhält."
Ich weiß nicht, ob die Leute, die das an die Presse weitergeben, das für Geld tun, oder ob sie es tun, um sich interessant zu machen. Es könnte viele verschiedene Motive geben, was bedeutet, dass Marius einer enormen Vorverurteilung ausgesetzt ist.
"Unmenschlicher Druck"
Seit seiner ersten Festnahme vor acht Monaten hat das Strafverfahren gegen Marius Borg Høiby ein enormes Medieninteresse hervorgerufen. Ellen Holager Andenæs hat keinen Überblick über die Anzahl der Medienberichte, bezeichnet den Druck auf Høiby aber als "unmenschlich". Marius würde von der Presse "verfolgt". Es sei "unmöglich, seine Situation zu verstehen".
Marius Borg Høiby: Eine Chronik
Im Laufe des Herbstes und Winters 2024 wurde die Liste der Vorwürfe gegen Marius Borg Høiby immer länger. Derzeit wird ihm häusliche Gewalt gegen drei Ex-Freundinnen vorgeworfen - darunter namentlich bekannt Nora Haukland und Juliane Snekkestad.
Høiby wird außerdem Vergewaltigung ohne Geschlechtsverkehr in zwei Fällen an Ostern und im September letzten Jahres vorgeworfen.
Die 39-jährige Moderatorin Linni Meister hat ebenfalls Opferstatus für einen ähnlichen Vorfall aus dem Jahr 2018.
Ende März wurde bekannt, dass die Polizei Marius Borg Høiby einer weiteren Vergewaltigung ohne Geschlechtsverkehr verdächtigt, diesmal an einer Frau in den Zwanzigern. Der Vorfall soll sich Anfang November letzten Jahres in einem Osloer Hotel ereignet haben, als bereits gegen Høiby ermittelt wurde.
Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 07. April 2025 | 17:15 Uhr