Nach Islamisten Demo in HamburgRufe nach Kalifat: Was ist das eigentlich?
Eines vorweg: In Deutschland leben etwa 5,5 Millionen Muslime. Laut Bundesverfassungsschutz sind darunter etwa 27.000 radikale und extremistische Islamisten - also nur eine Minderheit.
Doch diese Minderheit ist laut und fordert auf Demonstrationen immer wieder die Einführung des Kalifats in Deutschland oder sogar weltweit. Zuletzt in Hamburg.
Ein Kalif muss die Scharia-Gesetze befolgen
Kalifat bedeutet übersetzt Nachfolge, denn mit Kalifen sind ursprünglich die Nachfolger des islamischen Propheten Mohammed gemeint. Ein Kalifat ist dementsprechend eine Herrschafts- oder Regierungsform - nämlich die Herrschaft eines (!) Kalifen über das Volk.
Ein Kalif ist laut Bundeszentrale für politische Bildung ein sogenannter Wächter des Glaubens und in seinem Handeln an die Scharia, also an die Gesetze, die aus dem Koran hervorgehen, gebunden. Verstößt er gegen sie, kann er abgesetzt und durch einen neuen Kalifen ersetzt werden - theoretisch sogar in einer Wahl.
Wie antidemokratisch ist ein Kalifat?
Radikal islamische Gruppen fordern, dass die Scharia die einzige Grundlage für staatliches Handeln werden soll. Die mittlerweile in Deutschland verbotene Bewegung "Hizb ut-Tahrir" zum Beispiel lehnt demokratische Prinzipien, wie die Gewaltenteilung und freie Wahlen, generell ab.
Scharia erlaubt Auspeitschungen
Dass die religiöse Scharia-Ordnung in einem Kalifat über allem steht, ist ein ganz grundlegendes Problem, das Expertinnen und Experten bei dem Thema sehen.
Vor allem die drakonischen Strafen in Ländern, die die Scharia als Gesetz anerkennen, sorgen immer wieder für Schlagzeilen: Von Auspeitschungen und Steinigungen wird in diesem Zusammenhang berichtet.
Eine liberale, vielfältige Demokratie nach westlichen Muster einerseits und ein Kalifat andererseits - das sind zwei grundsätzlich verschiedene Dinge. Weil Anhänger der Kalifats-Idee die bestehenden Verhältnisse in Deutschland umwerfen wollen, werden sie vom Verfassungsschutz beobachtet und ihre Vereine verboten.
Quellen und weiterführende Links:
Hintergrund:
Dieses Thema im Programm:Das Erste | BRISANT | 29. April 2024 | 17:15 Uhr