Von Sommerzeit auf Winterzeit Zeitumstellung: Sollte sie nicht abgeschafft werden?
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28. Oktober 2024, 09:47 Uhr
Alle Jahre wieder... Die Umstellung auf Winterzeit steht an: In der Nacht von Samstag, den 26., auf Sonntag, den 27. Oktober 2024, werden die Uhren um 3:00 Uhr auf 2:00 Uhr zurückgestellt.
Die Nacht ist also eine Stunde länger. Zwar wird es abends früher dunkel, dafür aber morgens zeitiger hell.
Die Winterzeit ist mit fünf Monaten (Ende Oktober bis Ende März) kürzer als die siebenmonatige Sommerzeit.
Deutsche mehrheitlich gegen Zeitumstellung
Eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov aus dem Jahr 2023 zeigt, dass 75 Prozent der Deutschen die Zeitumstellung sofort abschaffen würden, wenn sie könnten. Im europäischen Vergleich ist das ein Spitzenwert, nirgendwo lehnen mehr Menschen die Zeitumstellung ab. Nur 18 Prozent der befragten Deutschen finden die Zeitumstellung okay.
Abschaffung der Zeitumstellung nicht vor 2026
Allerdings sieht es trotz einer Mehrheit unter den EU-Bürgern gerade nicht danach aus, dass die Abschaffung der Zeitumstellung demnächst kommt: Bis 2026 sei das auf EU-Ebene kein Thema, sagte die Grünen-Abgeordnete Anna Cavazzini dem MDR.
Die Termine für Sommer- und Winterzeit sind bis dahin amtlich festgelegt. Klar ist außerdem, dass sich die EU-Staaten gemeinsam auf eine Zeit einigen müssten: entweder Sommer- oder Winterzeit, um einen Flickenteppich verschiedener Zeitzonen in Europa zu vermeiden.
Droht Europa ein Zeiten-Wirrwarr?
Das Problem: Die EU-Staaten können selbst entscheiden, ob sie in der Sommer- oder Winterzeit leben möchten und können sich darüber offenbar nicht einig werden. Denn die EU ist ein riesiges Gebilde mit einer Kernzeitzone, die von Polen bis Spanien reicht. Je weiter nach Osten, desto weiter vorangeschritten ist der Tag, denn im Osten geht die Sonne auf.
Herrscht Normalzeit (unsere Winterzeit), so beginnt in Polen im Juli bereits gegen 3 Uhr nachts der Tag, während in Spanien noch dunkle Nacht herrscht. Kein Wunder, dass Polen die dauerhafte Sommerzeit anstrebt. Wer möchte schon um 3 Uhr morgens von Sonnenstrahlen geweckt werden?
Im EU-Binnenmarkt gäbe es ein heilloses Durcheinander, sollten nicht alle Länder an einem Strang ziehen. Liefertermine und Öffnungszeiten würden voneinander abweichen und man bräuchte für jedes Land eine Zeitzonentabelle!
Störung der inneren Uhr
Laut einer repräsentativen Umfrage der Krankenkasse DAK im Jahr 2023 haben 25 Prozent der Deutschen Beschwerden bei der Umstellung der Uhren: Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Schlafstörungen, Konzentrationsstörungen und Gereiztheit sind dabei die häufigsten Beschwerden. Frauen sind dabei deutlich häufiger von gesundheitlichen Problemen betroffen als Männer.
Chronobiologen, die unseren Biorhythmus erforschen, befürworten die "Normalzeit", also Winterzeit. Die Mediziner warnen vor einer permanenten Sommerzeit, die eine "künstliche" Zeit sei. Sie nähme das Licht am Morgen weg, was die Arbeitsleistung negativ beeinflusse, und belaste den Körper abends mit einer zusätzlichen Stunde Licht, wenn man schon längst schlafen möchte.
Mehr Wildunfälle nach Zeitumstellung
Experten weisen außerdem auf eine steigende Gefahr von Wildunfällen nach der Zeitumstellung hin. "Nach dem Wechsel von Winter- auf Sommerzeit sind vor allem viele Pendlerinnen und Pendler auf dem morgendlichen Weg zur Arbeit wieder in der Dunkelheit oder der Dämmerung unterwegs - und damit in jenen Stunden, in denen an Straßen verstärkt mit Wildwechseln gerechnet werden muss", teilte zum Beispiel das Innenministerium von Sachsen-Anhalt mit.
Warum drehen wir an der Uhr?
1980 wurde in Deutschland die Sommerzeit eingeführt. Grund war unter anderem die vorangegangene Ölkrise. Um Energie zu sparen, sollte abends die Sonne eine Stunde länger scheinen und die Lampen erst später eingeschaltet werden. Laut Bundesumweltamt steigt aber der Energieverbrauch, weil in den kalten Monaten (März, April und Oktober) morgens mehr geheizt wird.
"Wieviel Energie durch die Umstellung auf Sommerzeit tatsächlich eingespart wird, lässt sich nicht genau beziffern, denn: Die Umstellung führt an der einen Stelle zu einem geringeren und an der anderen zu einem höheren Verbrauch", fasst das Umweltbundesamt zusammen.
Neben der Energieersparnis ging es dabei auch um das Angleichen an die Nachbarländer: Frankreich und Italien stellen ihre Uhren schon seit 1966 bzw. 1967 um. In der Europäischen Union wurden schließlich die Zeiten, in denen die Sommerzeit gilt, für die Mitgliedsländer vereinheitlicht. Seit 1996 stellen wir am letzten Märzwochenende auf Sommerzeit vor und am letzten Oktoberwochenende zurück auf Normalzeit.
Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 25. Oktober 2024 | 17:15 Uhr