Eine Oscarstatue
Am 10. März findet die 96. Oscar-Verleihung statt. Doch wie entscheidet die Academy über die Gewinner? Bildrechte: picture alliance / Danny Moloshok/Invision/AP | Danny Moloshok

Nach "Barbie"-Kritik Oscars: Wer nominiert hier eigentlich wen?

24. Februar 2024, 11:50 Uhr

Sind die goldenen Zeiten für die Oscars endgültig vorbei?

Immer wieder stand die Preisverleihung in der Kritik, 2015 entfachte der Hashtag #OscarsSoWhite eine heftige Diskussion. Dieses Jahr sorgt das "Barbie-Gate" für eine Welle der Empörung.

Fragt sich: Sind die Oscars endgültig aus der Zeit gefallen? Und: Wer entscheidet überhaupt über die Oscar-Nominierungen?

Ryan Gosling, Greta Gerwig und Margot Robbie
Der neueste Oscar-Skandal: Ryan Gosling wurde für "Barbie" nominiert, Greta Gerwig und Margot Robbie allerdings nicht. Bildrechte: picture alliance / Jordan Strauss/Invision/AP

Wer qualifiziert sich für die Oscars?

Erst einmal: Was sind die Bedingungen, um für den Academy Award ins Rennen zu gehen?

Die Bedingungen sind denkbar simpel: Alle Filme, die in einem Kalenderjahr im Bezirk Los Angeles County mindestens eine Woche lang gelaufen sind, haben sich für die Oscars qualifiziert. Die Filme - egal ob US-Produktionen oder ausländische Filme - müssen mindestens 40 Minuten lang sei. Am Ende des Jahres stellt die Akademie eine Liste aller Filme zusammen, die in Frage kommen.

Wer entscheidet über Nominierungen?

Oscar-Jury ist die "Academy Of Motion Picture Arts And Sciences" in Los Angeles - ein elitärer und illustrer Zirkel aus etwa 9.500 stimmberechtigten Filmschaffenden aus aller Welt: Regisseure, Schauspieler, Produzenten, Drehbuchautoren, Kameramänner, Musiker, Kostümbildner und viele andere Berufe aus der Filmbranche sind vertreten. Insgesamt wird die Academy in 17 Abteilungen unterteilt.

Wie wird man Mitglied der Academy?

Einmal über den Goldjungen entscheiden? Dieser Traum platzt für Normalo-Film-Fans. Denn leider kann man sich nicht einfach so auf einen Job bei der Academy bewerben.

Wenn überhaupt, wird man eingeladen - dazu braucht es aber Empfehlungen und mindestens zwei Fürsprecher aus der Academy. Ausnahme: Man wurde in der Vergangenheit selbst für einen Oscar nominiert oder zählt sogar zu den Gewinnern. Dann kann man auch ohne Empfehlungsschreiben aufgenommen werden. Es ist also anzunehmen, dass die schillerndsten Hollywoodstars auch Mitglied in der Academy sind.

Einmal im Jahr entscheidet der Verwaltungsrat der Academy über Neuaufnahmen. Die genaue Liste der Mitglieder ist allerdings top secret. Einige Namen sickerten trotzdem durch - Billie Eilish oder Justin Timberlake etwa.

Auch Deutsche können über Top oder Flop entscheiden: In der Oscar-Jury sitzen unter anderem der Regisseur Fatih Akin, der Schauspieler Daniel Brühl und die Regisseurin Margarethe von Trotta.

Billie Eilish
Sie hat die Oscar-Macht: Billie Eilish. Bildrechte: picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Lewis Joly

Wie werden Nominierungen und Gewinner festgelegt?

Die Stimmberechtigten wählen in der ersten Runde jeweils für ihr eigenes Fachgebiet - ganz nach dem Motto: Schuster bleib bei deinen Leisten. Das heißt: Schauspieler wählen Schauspieler, Regisseure bestimmen Regisseure.

Nur die Kategorien "Bester Film" und "Bester fremdsprachiger Film" bilden eine Ausnahme. Hier geben alle Mitglieder der Academy ihre Stimme ab.

In Runde zwei wird über die letztlichen Gewinner entschieden. Hier wählt ebenfalls die gesamte Academy. Heißt: Jedes Mitglied darf in jeder der 23 Kategorien abstimmen. 

So läuft die Abstimmung

Das sieht dann wie folgt aus: Die Mitglieder kreuzen ihren Favoriten online auf einem Stimmzettel an. Unglamourös, aber effizient. Die externe Beratungsfirma "PriceWaterhouseCoopers" rechnet dann in allen Kategorien den meistgenannten Namen aus.

Sonderregelungen gibt es wieder einmal für die Kategorie "Bester Film": Hier können die Academy-Mitglieder nicht einfach ihren Favoriten bestimmen - sie müssen alle nominierten Filme in eine persönliche Rangliste setzen. Im besten Fall landet ein Film bei mehr als 50 Prozent der Teilnehmer auf Platz eins. Dann heißt es: And the Oscar goes to...

Doch nicht immer ist es so leicht: Ist das Ergebnis nicht eindeutig, werden die Ranglisten erneut ausgewertet. Es gewinnt der Film, der die höchste Zustimmungsrate hat.

Schauspieler Cillian Murphy
Cillian Murphy ist ein heißer Anwärter auf den diesjährigen Oscar als bester Hauptdarsteller. Sein Film "Oppenheimer" ist auch als bester Film nominiert. Bildrechte: picture alliance / Vianney Le Caer/Invision/AP | Vianney Le Caer

Ist die Academy zu weiß, männlich und alt?

Die Oscar-Jury stand in den vergangenen Jahren immer wieder in der Kritik. Der Vorwurf: zu weiß, zu alt, zu männlich.

Auslöser für die Debatte war die Bekanntgabe der Oscar-Nominierungen für 2016: Filmschaffende und Fans warfen der Academy vor, dass die Nominierten-Liste nicht divers genug sei. Stars wie Will und Jada Pinkett Smith oder Oscar-Preisträger George Clooney riefen zum Boykott der Show auf.

Will Smith und Jada Pinkett
Will Smith und Jada Pinkett sehen die Oscar-Verleihung schon lange sehr kritisch. Bildrechte: IMAGO / Zoonar

Der "Los Angeles Times" zufolge waren im Jahr 2012 94 Prozent der Stimmberechtigten weiß, 77 Prozent männlich, das Durchschnittsalter lag bei 62 Jahren. Mittlerweile hat sich die Anzahl der Mitglieder deutlich erhöht - auch der Anteil an Frauen und People of Colour. Wie die Academy mitteilte, sind 44 Prozent der 2022 neu dazu gekommenen Mitglieder Frauen, 37 Prozent gehören Minderheiten an.

Allerdings ist der Männeranteil in wichtigen Kategorien wie "Beste Regie" immer noch extrem hoch. Vielleicht sogar zu hoch?

Academy vs. Barbie

In der 96-jährigen Geschichte der Oscars gewannen bislang genau zwei Regisseurinnen den Goldjungen. Greta Gerwig wurde dieses Jahr für "Barbie", den kommerziell erfolgreichsten Film 2023, nicht einmal nominiert. Und das, obwohl keine Frau vor ihr mit einem Film über eine Millionen US-Dollar eingespielt hat. Das liegt nicht etwa daran, dass Frauen keine Regie führen können. Sie sind nur einfach in der Unterzahl in diesem Fach.

Als bester Film kann "Barbie" hingegen abräumen. "Es ist verrückt, dass Barbie 'oscarwürdig' sein soll, aber nicht die Frauen, die den Film gemacht haben", fasst es die Autorin Zoë Rose Bryant zusammen.

Porträt von Gerta Gerwig im Rahmen der Oscars
Gerta Gerwigs "Barbie" ist für die Kategorie bester Film nominiert - sie allerdings nicht für die "Beste Regie". Bildrechte: picture alliance/dpa/Invision/AP | Chris Pizzello

Mehr zu den Oscars

Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 25. Januar 2024 | 17:15 Uhr

Weitere Themen