
Provokante Kampagnen "Skandal"-Werbung für Benetton: Starfotograf Oliviero Toscani ist tot
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13. Januar 2025, 19:10 Uhr
Es war etwas Neues. Schockierend, aufwühlend und manchmal am Rande des Erträglichen. Die Modemarke Benetton setzte in den Achtziger- und Neunzigerjahren auf Fotos, die man so noch nicht gesehen hatte.
Ein Priester und eine Nonne, die sich küssen oder ein blutverschmiertes Hemd mit Einschussloch, ein Baby mit blutiger Nabelschnur.
Der Skandal war vorprogrammiert, brachte aber Aufmerksamkeit und damit Erfolg.
Der kreative Geist dahinter war Oliviero Toscani. Nun ist der italienische Fotograf gestorben, er wurde 82 Jahre alt.
Oliviero habe seine nächste Reise angetreten, heißt es in der Mitteilung seiner Familie auf Instagram.
Werbung und Provokation
Die Bilder von Menschen aller Hautfarben, von Paaren gleich welcher Geschlechter, fanden sich nahezu überall auf der Welt in den Illustrierten. Überlebensgroß hingen die Plakate in den Fußgängerzonen.
An Oliviero Toscani kam man nicht vorbei. Mehr als 15 Jahre war er als Fotograf und später als Kreativdirektor für die Werbekampagnen für Benetton verantwortlich.
In zahlreichen Kampagnenbildern beschäftigte sich Toscani aber auch mit Rassismus: Eine Benetton-Werbung aus dem Jahr 1996 zeigt drei menschliche Herzen, die mit den englischen Worten für Weiß, Schwarz und Gelb beschriftet sind.
Oliviero Toscani litt an Krankheit Amyloidose
Oliviero Toscani arbeitete nach einem Studium der Fotografie und Grafik in Zürich als Fotograf, übrigens genauso wie sein Vater.
Zunächst war er für verschiedene Modemagazine wie Elle und Vogue tätig. Berühmt wurde er dann durch seine Arbeit für das italienische Modeunternehmen Benetton.
Mehrfach wurde Toscani vorgeworfen, mit der Auswahl seiner Motive zu provozieren.
Nachdem er für eine neue Benetton-Kampagne in US-Gefängnissen zum Tode verurteilte Häftlinge in fast schon heiliger Pose fotografiert hatte, nahmen Filialen in den USA die Strickwaren aus dem Sortiment.
Benetton setzte ihn vor die Tür. Nach einer kurzen Rückkehr beendete der Konzern 2020 die Zusammenarbeit mit Toscani endgültig.
Seine Bilder zeigte er weiterhin in verschiedenen Ausstellungen, auch in Deutschland.
Im August vergangenen Jahres offenbarte Oliviero Toscani, an Amyloidose erkrankt zu sein, einer seltenen Krankheit, die zu Organversagen führt. Nun ist er mit 82 Jahren gestorben.
Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 13. Januar 2025 | 17:15 Uhr