Trauerfeier Abschied von Gina Lollobrigida
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27. Mai 2024, 13:52 Uhr
Hunderte Menschen haben der verstorbenen italienischen Filmdiva Gina Lollobrigida in Rom die letzte Ehre erwiesen. Die Trauernden strömten zur Basilika von Santa Maria in Montesanto, wo die Trauerfeier für die weltberühmte Schauspielerin abgehalten wurde.
Viele Menschen hielten Plakate mit Bildern der Diva in die Höhe. Auf einem stand: "Ciao Gina. Auch wenn du die Erde verlassen hast, wirst du nie aus den Herzen derjenigen verschwinden, die deine Kunst und Größe geschätzt haben." Sie habe den Namen Italiens in der Welt berühmt gemacht, sagte einer der Trauernden, während der Sarg über die Piazza del Popolo zur Kirche getragen wurde. Seit Mittwoch war der Sarg in einem Saal des Rathauses aufgebahrt worden, damit sich die Menschen von ihrem Star verabschieden konnten.
Die schönste Frau der Welt
Namen hatte sie viele: "La Lollo", "Gina Nazionale" oder schlicht "Gina Lollobrigida". Die Filmdiva galt lange als schönste Frau der Welt, drehte mehr als 70 Filme, schrieb in "Der Glöckner von Notre Dame" oder "Fanfan der Husar" Kinogeschichte. Aber "La Lollo" war mehr als nur schön: Nach ihrer Filmkarriere machte sie sich als Malerin und Bildhauerin einen Namen, engagiert sich gegen Krebs.
Gina Lollobrigida, die Kinder-Schönheitskönigin
Gina Lollobrigida wurde 1927 als zweitälteste von vier Töchtern des Möbelherstellers Giovanni Mercuri Lollobrigida und dessen Ehefrau Giuseppina geboren. Bereits als Dreijährige fiel ihre Schönheit auf: Sie wurde zum "Schönsten Kleinkind Italiens" gekürt. 1947 folgte ein zweiter Platz beim Wettbewerb zur "Miss Roma" und ein dritter Platz bei der Wahl zur "Miss Italia".
Obwohl "Lollo" in einfachen Verhältnissen aufwuchs, förderten ihre Eltern ihr künstlerisches Talent. Gina erhielt Privatunterricht in Gesang, Tanz, Zeichnen sowie Sprachunterricht. Nachdem die Fabrik des Vaters gegen Ende des Zweiten Weltkriegs zerstört worden war, zog Gina Lollobrigida mit ihrer Familie nach Rom.
Von Fotoromanen auf die Leinwand
Ihre Karriere begann Gina Lollobrigida ähnlich wie ihre Kollegin – und zeitlebens größte Konkurrentin – Sophia Loren als Model für Fotoromane. Ihr damaliger Künstlername: Gina Loris.
Bald darauf erhielt sie 1945 ihre erste Theaterrolle. Doch "Lollo" konnte sich noch nicht gänzlich für eine Schauspielkarriere entscheiden. 1946 begann sie dank eines Stipendiums ein Studium der Bildhauerei und Malerei in Rom. Außerdem absolvierte sie eine Ausbildung zur Opernsängerin. Im selben Jahr wurde sie auf der Straße vom Filmproduzenten Mario Costa für seinen Film "Opernrausch" vom Fleck weg engagiert. Dann ging alles ziemlich rasch.
Aufstieg zum internationalen Filmstar
In Amerika wurde bald der Milliardär und Film-Tycoon Howard Hughes auf Gina Lollobrigida aufmerksam. Er lud sie 1950 nach Hollywood ein. Den Langzeitvertrag, den man ihr dort anbot, lehnte sie jedoch ab – lieber blieb sie ihrer italienischen Heimat treu. Schnell nannten sie ihre Landsleute nur noch "Gina Nazionale". Ihrer internationalen Karriere tat das allerdings keinen Abbruch: 1961 wurde Lollobrigida bei der Golden-Globe-Verleihung als beliebteste internationale Schauspielerin ausgezeichnet.
Gina Lollobrigida und Sophia Loren: Ewige Konkurrentinnen?
Zeit ihres Lebens wurde Gina Lollobrigida ein erbitterter Konkurrenzkampf mit der etwas jüngeren Sophia Loren nachgesagt. Mit "der Loren" focht "Lollo" angeblich einen Kampf um den Thron des erotischsten weiblichen Filmstars des italienischen Kinos aus. In der damaligen Boulevardpresse wurden die beiden – in Anspielung auf ihren Sexappeal – als "Busenfeindinnen" beschrieben.
Zweite Karriere in den 1970er-Jahren
Ab den 1970er-Jahren zog sich Gina Lollobrigida immer mehr von der Leinwand zurück – Grund dafür waren unter anderem ihre festen Prinzipien: "Ich habe es abgelehnt, mich auszuziehen", erklärte sie in späteren Jahren in Interviews. Filmproduzenten hätten sie deshalb nicht mehr beachtet.
Doch es gelang ihr etwas, was vielen ihrer Kolleginnen im reiferen Alter versagt blieb: eine zweite Karriere.
"Lollo" besann sich auf ihre Jugendzeit zurück und widmete sich wieder verstärkt der Fotografie und Bildhauerei. Und auch politisch wurde die Diva aktiv: 1999 bewarb sich Gina Lollobrigida für ein Mandat im Europaparlament - für die Partei von Romano Prodi. Doch sie wurde nicht gewählt.
Als Schauspielerin trat sie nur noch gelegentlich in Erscheinung.
Unschöner Familienzwist
Familiär kam es in den letzten Jahren zunehmend zu Streitereien. Der Vorwurf ihres Sohnes: Die Filmdiva soll auf ihre alten Tage ihrem Assistenten Andrea Piazolla hörig gewesen sein. Der Assistent lebte mit seiner Frau und dem Kind bei Gina Lollobrigida.
Ihr leiblicher Sohn wollte seine Mutter daraufhin entmündigen. Tatsächlich bestätigte 2021 Italiens Oberstes Gericht ein Urteil, wonach fortan ein Vormund über das Vermögen der Diva wachen sollte. Gina Lollobrigida sah darin einen Komplott ihres Sohnes, den Kontakt zu ihm und zu ihrem Enkel brach sie ab.
Nicht zuletzt aufgrund der Familienkonflikte wirkte "Lollo" in den letzten Monaten erschöpft: "In meinem Alter sollte ich eigentlich ein bisschen Frieden haben. Aber den habe ich nicht. Ich bin müde. Man sollte mich in Frieden sterben lassen", sagte sie als Show-Gast bei der italienischen Moderatorin Mara Venier im Herbst 2021.
Stars trauern um Gina Lollobrigida
Auch international wurde der Tod der Kino-Ikone betrauert: Hollywood-Schauspieler Antonio Banderas schrieb bei Twitter: "Uns hat eine große Legende des italienischen Kinos verlassen. Ruhe in Frieden." Kevin Spacey sagte, Lollobrigida "war eine großartige Schauspielerin und sie hatte ein unglaubliches Leben". Der deutsche Modeschöpfer Harald Glööckler sagte der dpa: "Sie hat unser Leben glamourös gemacht, jetzt ist der Himmel etwas glamouröser."
Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 19. Januar 2023 | 17:15 Uhr