
Sängerin, Stilikone, Muse Françoise Hardy ist tot
Hauptinhalt
12. Juni 2024, 17:04 Uhr
Der Song "Tous les garçons et les filles" machte sie Anfang der 60er-Jahre berühmt. Musikstars wie Mick Jagger und Udo Jürgens lagen ihr zu Füßen. Designer wie Paco Rabanne erkoren sie zu ihrer Muse. Frauen und Mädchen wollte so sein wie sie: Françoise Hardy.
Nun ist die französische Chansonnière mit 80 Jahren gestorben, wie ihr Sohn in einem bewegenden Instagram-Post mitteilt. Frankreich trauert um eine seiner ganz Großen.
Langer Leidensweg
"Maman est partie" - "Mama ist von uns gegangen". Mit diesen Worten und einem Bild aus Kindheitstagen verabschiedet sich Thomas Dutronc von seiner berühmten Mutter.
Woran Françoise Hardy gestorben ist, behält ihr Sohn für sich. Doch die französische Sängerin kämpfte seit 2004 immer wieder gegen den Krebs. Im vergangenen Jahr sagte sie der Zeitschrift "Paris Match", sie wolle "bald und schnell gehen, ohne zu viel leiden zu müssen".
Zuletzt setzte sich Françoise Hardy für die Legalisierung von assistiertem Suizid ein, wandte sich sogar direkt an den französischen Präsidenten Emmanuel Macron. Die derzeitige Regelung in Frankreich sei "unmenschlich". "Es sollte niemand eine unheilbare Krankheit ertragen müssen, wenn das Leiden unerträglich geworden ist."
Kometenhafter Aufstieg zum Jugendstar
Eine echte Parisienne: Sie war so französisch wie man nur sein konnte - bis zum Schluss: Chic, nonchalant und dabei immer ein wenig melancholisch dreinblickend.
Françoise Hardy wurde 1944 als uneheliches Kind einer Buchhalterin und eines verheirateten Fabrikanten in Paris geboren. 1961 unterschrieb sie ihren ersten Vertrag bei der Plattenfirma "Vogue". Ein Jahr später gelang ihr mit dem selbstkomponierten Hit "Tous les garçons et les filles" der ganz große Durchbruch - Françoise Hardy war damals gerade 18 Jahre alt.
1963 belegte sie beim "Grand Prix Eurovision de la Chanson" den fünften Platz. 2023 wählte sie das "Rolling Stone"-Magazin unter die 200 größten Sängerinnen und Sänger aller Zeiten - als einzige Französin.
Auch in Deutschland schlug Françoise Hardy ein wie eine Bombe: Die Bravo-Leser wählten sie 1966 zur zweitbeliebtesten Sängerin. Dafür gab es den Silbernen Bravo-Otto.
Später distanzierte sich Françoise Hardy allerdings von den Songs ihrer frühen Karriere und versuchte sogar die Wiederveröffentlichung der Chansons zu verhindern.
Ikone ihrer Zeit
Ihr Musikstil? Amerikanischer und britischer Rock'n'Roll treffen auf französische Nonchalance. Françoise Hardy nahm ihre Songs in Londoner Studios auf, traf sich danach mit einer elitären Clique aus Mick Jagger, Bob Dylan und den Beatles.
Das kam bei der Jugend der Roaring Sixties an. Françoise Hardy wurde zum It-Girl - musikalisch und modisch.
Designer wie Paco Rabanne legten der Französin ihre Kreationen zu Füßen. Der Spiegel schrieb damals: "Natürlich half es, dass Hardy hochgewachsen und bildschön war und obendrein ein Gespür für Stil hatte, Modeschöpfer wie Paco Rabanne überhäuften sie alsbald mit Kleidung." Legendär ihre Metall-Minikleider im typischen futuristischen 60s-Look.
Musik als Lebensliebe
Auf der einen Seite ein gefeierter und umjubelter Star, auf der anderen eine schüchterne junge Frau: Françoise Hardys litt unter enormem Lampenfieber und trat deshalb nach 1968 nur noch selten vor großem Publikum auf. Das tat ihrer Popularität aber keinen Abbruch.
Im Jahr 2000 gelang ihr sogar ein Comeback mit dem Album "Clair-obscur", das in Frankreich kurz nach Erscheinen sechsstellige Verkaufszahlen erreichte. Auf dem Album wird sie von ihrem Sohn Thomas Dutronc an der Gitarre begleitet.
Kurze Zeit später folgte eine Tragödie: Françoise Hardy musste ihre große Leidenschaft, die Musik, aufgeben. In den Jahren 2004 und 2015 erkrankte sie an Krebs und verlor ihr Gehör. Statt zu komponieren, schrieb sie nun Bücher.
Ikone, Muse und Künstlerin bis zum Schluss. Stillstand kam für Françoise Hardy nicht infrage.
Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 12. Juni 2024 | 16:15 Uhr