Eine Regenbogenfahne weht am Spielfeldrand.
Die Kampagne "Free Sports" will Profi-Fußballern eine digitale Plattform für ein Coming-out bieten. Bildrechte: IMAGO / Sven Simon

Am 17. Mai Großes Gruppen-Coming-out von Profi-Fußballern geplant

19. April 2024, 22:56 Uhr

Nastasia Pape
Bildrechte: Raphaela Fietta

Bis heute hat sich kein aktiver Fußballprofi in Deutschland als homosexuell geoutet. Das soll sich bald ändern! Dafür will der homosexuelle Ex-Jugendnationalspieler Marcus Urban sorgen. Am 17. Mai, dem Internationalen Tag gegen Homophobie, soll das Gruppen-Coming-out im Profifußball stattfinden.

"Es wollen sich Personen outen aus Österreich, Deutschland und England", sagt der 53-Jährige dem Privatsender RTL. "Ich freue mich über den Prozess, der tatsächlich auch ein bisschen aufwühlend ist. Aber ich freue mich riesig über das Vertrauen, das entgegengebracht wird."

Der 17. Mai soll das erste von vielen Angeboten sein, sich öffentlich und in einer Gruppe zu outen. Das Angebot gilt für Sportlerinnen und Sportler und Vereinsfunktionäre, egal welchen Geschlechts. Danach soll es jeweils am 17. eines Monats möglich sein.

Der Ex-Fußballer und Diversity-Coach Marcus Urban.
Ex-Fußballer Marcus Urban will Homosexualität im Fußball aus der Tabuzone holen. Bildrechte: IMAGO / Funke Foto Services

Tabu Homosexualität

Homosexualität ist im Männerfußball bis heute in der Tabuzone. "Es ist überhaupt kein Thema mehr, ob man homo- oder heterosexuell ist. Aber im Fußball hat sich das eben noch verhärtet. Das ist so geblieben. Allerdings ist es am Bröckeln.", sagt Urban.

Die Kampagne "Sports Free" soll deshalb ein Coming-out auf einer digitalen Plattform ermöglichen. "Wir bauen eine digitale Bilderwand, wo die Personen des Profisports das individuell gestalten können - als Video, als Text, als Avatar. Sie können sich gleich mit Partner oder Partnerin zeigen oder als Gruppe mit Freunden."

Mehrere Bundesligisten hätten bereits hohe Beträge für "Sports Free" gespendet oder zugesagt - darunter Borussia Dortmund, der VfB Stuttgart, der SC Freiburg und der FC St. Pauli.

Fußballer Thomas Hitzlsperger outete sich 2014

Nur einer hat bislang den Mut gefunden, sich öffentlich zu outen: Thomas Hitzlsperger. In einem Interview mit der "Zeit" sagte er im Januar 2014: "Ich äußere mich zu meiner Homosexualität. Ich möchte gern eine öffentliche Diskussion voranbringen - die Diskussion über Homosexualität unter Profisportlern."

Dafür gab es für den früheren Mittelfeldspieler des VfB Stuttgart und Nationalspieler unter anderem das Bundesverdienstkreuz. Hitzlsperger habe durch sein Bekenntnis das Thema Homosexualität im Sport enttabuisiert, war damals die Begründung.

Thomas Hitzlsperger
Thomas Hitzlsperger outete sich nur wenige Monate, nachdem er seine aktive Fußball-Karriere beendete. Bildrechte: IMAGO / Philipp Szyza

Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 18. April 2024 | 17:15 Uhr

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