Marius Borg Hoiby
Marius Borg Høiby bekommt Zuspruch von einem Freund und Fürsprecher, auch wenn dieser anonym bleiben möchte. Warum das für Kritik sorgt: Bildrechte: dana press

Jetzt spricht Marius Borg Høibys Freund Neuer Podcast sorgt für Aufregung

16. Mai 2025, 12:58 Uhr

Seit Monaten beherrscht Marius Borg Høiby die norwegischen Schlagzeilen. Nun meldet sich jemand zu Wort, der dem Sohn von Kronprinzessin Mette-Marit sehr, sehr nahestehen soll. Das soll eine vermeintlich ganz neue Perspektive eröffnen, wirft aber vor allem die Frage auf: Was ist moralische Berichterstattung und was nicht? Ein Land in der Gewissensfalle:

Isabel Möller
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Ich denke, Marius verdient eine Stimme. Er wurde niedergeschrien. Fast jeder hasst ihn.

"Erik" "Kompisen til Marius"

Das zumindest sagt "Erik". Seit zehn Jahren sei er eng mit Marius Borg Høiby befreundet. "Erik" ist nicht sein richtiger Name. Seine wahre Identität möchte er nicht preisgeben - aus Angst, einen ähnlichen Hass wie sein "Buddie" Marius auf sich zu ziehen.

Und dennoch spricht er jetzt - angeblich im Einverständnis von Marius Borg Høiby selbst. In der dreiteiligen Podcast-Serie "Kompisen til Marius" (zu Deutsch: "Marius’ Kumpel"), die in Zusammenarbeit mit VG, einer der auflagenstärksten Tageszeitungen des Landes, entstanden ist, teilt "Erik" seine und Høibys Version der Ereignisse, die seit neun Monaten die Schlagzeilen beherrschen. Seine Aussagen lässt "Erik" von einem Schauspieler wiedergeben.

Es ist das erste Mal, dass man die Geschichte aus der Perspektive eines Menschen hört, der dem Sohn von Kronprinzessin Mette-Marit nahesteht. Eröffnet sich hier ein intimer Einblick in das Innerste des Skandal-Royals, der einen Blick auf dessen Privatleben und die Hintergründe der Ereignisse ermöglicht?

Rückblick Marius Borg Høiby wurde im August 2024 nach einem gewalttätigen Vorfall in Frogner in Oslo festgenommen. Er hat gestanden, seiner damaligen Partnerin unter Alkohol- und Kokaineinfluss Gewalt angetan, Gegenstände zerstört und einen Mann in den 20ern bedroht zu haben.

Seitdem ist die Liste der Vorwürfe gegen ihn immer länger geworden und umfasst nun auch Vergewaltigung ohne Geschlechtsverkehr sowie Körperverletzung in engen Beziehungen. Aktuell macht der Sohn von Norwegens Kronprinzessin Mette-Marit von seinem Recht Gebrauch, die Aussage dazu zu verweigern.

Wer ist Marius Borg Høiby?

Hinter der Fassade verbirgt sich ein Mensch. Selbst wenn er etwas falsch gemacht hat, sollte es Möglichkeiten geben, in die Gesellschaft zurückzukehren und sich zu bessern. Man darf nicht vergessen, dass er noch nicht verurteilt worden ist. Und es ist nicht an uns, über ihn zu urteilen.

"Erik" "Kompisen til Marius"

In der Podcast-Serie zeichnet Marius Borg Høibys vermeintlicher "Kumpel" Erik ein Bild von einem jungen, zerrissenen Mann, der "schlecht Nein sagen kann" und ständig dem Konflikt ausgesetzt ist, ob ihn Leute aufgrund seiner Person oder seines Promistatus mögen. Marius falle es schwer, den Absichten seiner Mitmenschen zu vertrauen.

Außerdem behauptet "Erik", dass angebliche Freunde Informationen über Marius Borg Høiby an die Medien weitergegeben haben sollen. Ähnliches hatte auch Marius' Anwältin in einem Interview mit dem norwegischen Fernsehsender "TV2" unterstellt. Sie zeigte sich besorgt über die Entwicklung des Falls und warf Behörden und Medien vor, unmenschlichen Druck auf ihren Klienten auszuüben.

Hells Angels und Silberbesteck

In der ersten Podcast-Folge nimmt "Erik" zu Berichten über angebliche Partys auf Schloss Skaugum, der Residenz des norwegischen Kronprinzenpaares, Stellung. Mehrere norwegische Medien berichteten, dass Mitglieder der Hells Angels mit Marius gefeiert und dabei wertvolle Gegenstände wie Silberbesteck entwendet hätten. "Erik" bestreitet die Vorwürfe – wie auch schon zuvor der Palast: "All das stimmt nicht. Erstens war niemand von den Hells Angels dort. Und es wurde kein Silberbesteck gestohlen." Allerdings räumte "Erik" ein, dass Marius bei der Wahl seiner Partygäste "etwas unvorsichtig" gewesen sei.

Marius Borg Hoiby und Kronprinz Haakon, vordere Reihe von links, Kronprinzessin Mette-Marit, Prinzessin Ingrid Alexandra, Prinz Sverre Magnus, Königin Sonja und König Harald posieren während einer Weihnachtsfotosession in Skaugum, der Residenz des Kronprinzen und der Kronprinzessin von Norwegen, in Asker
Familienidylle auf Schloss Skaugum. Wurden hier wilde Partys mit den Hells Angels gefeiert? Bildrechte: picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Åserud

Eine Stimme für Marius - muss das sein?

Der Podcast sorgt in Norwegen bereits jetzt für Aufsehen – und Kritik. Man wirft "VG" vor, sich auf die Seite von Marius zu stellen. Die bekannte norwegische Comedian Sigrid Bonde Tusvik wirft der Zeitung vor, die Gewaltvorwürfe gegen Marius Borg Høiby zu verharmlosen und zu entschuldigen.

Viele fragen sich, ob die Berichterstattung zu einseitig und möglicherweise sogar unseriös ist. Schließlich bleibt die Identität von Marius' Kumpel anonym. Die Kommentarfunktion auf Instagram wurde von "VG" deaktiviert – aus gutem Grund?

Zeitung rechtfertigt sich

Die Tageszeitung hat sich auf Gegenwind offenbar schon eingestellt und bereits im Vorfeld Stellung genommen. Über die Entscheidung, Marius' Freund anonym zu halten, teilt die Redaktion folgendes mit: "Wir gehen davon aus, dass alle Quellen offen sein sollten. In manchen Fällen ist es richtig, Ausnahmen zu machen. Es ist wichtig zu sagen, dass VG die Identität des Mannes kennt, was für die Überprüfung der Fakten entscheidend ist."

Gleichzeitig verfügt er über Perspektiven, die wir für relevant halten und die ohne seine Stimme nicht zu Tage getreten wären. Wir hielten es daher für richtig, ihn anonym zu Wort kommen zu lassen, um einen wichtigen Aspekt des Falles zu beleuchten.

Nachrichtenredakteurin Tora Bakke Håndlykken Verdens Gang

Zuspruch für Marius: Podcast in der Kritik

Bleibt immernoch die Frage, warum sich "Verdens Gang", kurz "VG", dazu entschieden hat, einem Freund von Marius Borg Høiby eine derart große Plattform zu bieten?

Die Redaktion erklärt sich: "Die Medienberichterstattung war weitgehend kritisch gegenüber Marius Borg Høiby. Das zwingt uns dazu, auch Stimmen hervorzuheben, die das Bild nuancieren", rechtfertigt sich Nachrichtenredakteurin Tora Bakke Håndlykken. Man habe sich in der Vergangenheit auch dafür eingesetzt, dass die Geschädigten zu Wort kommen und dass die Vorwürfe und deren Hintergründe klar dargestellt werden.

Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 16. Mai 2025 | 17:15 Uhr

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