Stapel des englischen Exemplares von "Spare", der Autobiografie von Prinz Harry
Viele Leser von Prinz Harrys Biografie "Spare" sind frustriert. Denn: Einige Passagen scheinen nicht ganz der Wahrheit zu entsprechen. Bildrechte: IMAGO / Levine-Roberts

Lügenprinz? Leser decken diese 6 Fehler in Harrys Biografie "Spare" auf

05. März 2024, 16:08 Uhr

Falsches Erinnerungsvermögen? Flüchtigkeitsfehler? Oder gar handfeste Lügen? Prinz Harry kommt in Bedrängnis. Der Grund: Leser decken auch ein Jahr nach Veröffentlichung seiner Biografie "Spare" (deutscher Titel: "Reserve") noch Fehler auf. Und tatsächlich sind einige seiner Geschichten klar widerlegbar. Welche, verraten wir hier.

Fehler 1: Prinz Harry erfindet Verwandtschaft zu König Heinrich VI.

Eigentlich müsste man meinen, dass so jemand wie Prinz Harry seinen Familienstammbaum kennt. Immerhin ist der ja in sämtlichen Geschichtsbüchern nachzulesen. Doch in "Spare" ist Harry ein kleiner Fehler unterlaufen - ob aus Absicht oder aus Versehen sei dahingestellt.

In einer Passage schreibt Harry stolz, dass König Heinrich VI. (1421-1471) sein "Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Großvater" war. Nur stimmt das leider nicht: König Heinrich VI. hatte nämlich nur einen Sohn, Edward of Westminster (1453-1471), der bereits mit 17 Jahren starb und keine Nachkommen hatte. Mit ihm starb die Linie der Lancasters aus, die Tudors kamen an die Macht. Ups...

Historische Malerei: Portait von König Henry VI. (1421-1471)
König Heinrich VI. war der letzte Herrscher aus dem Hause Lancester und Gründer des bekannten Eton-Colleges, das auch Harry besuchte. Bildrechte: IMAGO / Heritage Images

Fehler 2: Urlaub statt Internat - hier erfuhr Harry wirklich von Queen Mums Tod

2002 verstarb die beim Volk unheimlich beliebte Queen Mum. Nur fünf Jahre nach dem Tod seiner Mutter Diana musste Harry den nächsten Schicksalsschlag verkraften. An den Moment, als er vom Verlust seiner Ur-Großmutter erfuhr, kann sich Harry noch genau erinnern. Oder etwa doch nicht?

Queen Mum
Queen Mum verstarb am 30. März 2002 im Alter von 101 Jahren. Bildrechte: picture alliance / ASSOCIATED PRESS | IAN WALDIE

Angeblich drückte Harry am 30. März die Schulbank, als ihn jemand aus dem Unterricht holte: "In Eton, als ich gerade lernte, nahm ich einen Anruf entgegen. Ich wünschte, ich könnte mich erinnern, wessen Stimme am anderen Ende der Leitung war. [...] Man sagte mir: Ihre Königliche Hoheit, die Queen Mother, ist gestorben."

Leser und Royal-Experten haben berechtigte Zweifel am Wahrheitsgehalt seiner Darstellung. Denn: Paparazzi-Aufnahmen belegen eindeutig, dass Prinz Harry zu dieser Zeit in der Schweiz urlaubte. Damals wurden Fotos aufgenommen, die Harry zusammen mit William und Charles am 29. März vergnügt in ihren Schneeanzügen zeigen. Berichten zufolge sind die drei erst einen Tag nach dem Tod von Queen Mum zurück nach Großbritannien gereist.

Der britische Prinz Harry, links, sein Vater, der Prinz von Wales, Mitte, und sein Bruder Prinz William, 2002.
Prinz Harry, Prinz William und Vater Charles am 29. März 2002 im Skiurlaub in Klosters in der Schweiz. Bildrechte: picture-alliance / dpa/dpaweb | Arno_Balzarini

Fehler 3: Harry und die Lüge um das First-Class-Ticket

Auch seine Erinnerungen an Schwiegervater Thomas Markle scheinen zu verschwimmen. 

So behauptet Harry in "Spare", dass Meghan ihren Papa kurz vor der Hochzeit von Mexiko nach Großbritannien holen wollte - per First-Class-Ticket. Dies war zu der Zeit, als Thomas Markle beschuldigt wurde, Bilder für die Paparazzi inszeniert zu haben. Der Besuch in Großbritannien sollte dazu dienen, Thomas Markle eine Auszeit von den Medien zu verschaffen.

Harry schreibt: "Wir haben ihm gesagt, verlass Mexiko sofort: Ein ganz neues Maß an Belästigung wird auf dich niederprasseln, also komm nach Großbritannien. Jetzt. Wir organisieren eine Wohnung, in der du dich bis zu deinem Abflug sicher verkriechen kannst, Air New Zealand, erste Klasse, gebucht und bezahlt von Meg." Thomas Markle habe das Angebot jedoch abgelehnt, weil er zu viel zu tun hatte.

Das Problem: Ein Sprecher der Fluggesellschaft "Air New Zealand" meldete sich gegenüber "New Zealand Herald" zu Wort und stellte klar: "Wir hatten noch nie Flüge zwischen Mexiko und Großbritannien. Und wir haben nur Business Premier, keine First Class."

Thomas Markle, Vater von Herzogin Meghan, während eines Interviews, 2020
Verhasster Schwiegervater? Versuchten Harry und Meghan wirklich, Thomas Markle nach Großbritannien zu holen? Bildrechte: picture alliance/dpa/Alaska TV/Channel 5

Fehler 4: Meghans Hochzeitskleid-Schwindelei

Und auch Meghan bekommt bei den Spurensuchern im Netz ihr Fett weg: In einem Interview schwärmte Meghan 2018 davon, dass sie Fäden ihres blauen Kleides, das sie beim ersten Treffen mit Harry trug, in ihr Hochzeitskleid einnähen ließ. Quasi als Glücksbringer.

Schade nur, dass Harry in "Spare" schreibt, dass Meghan zum ersten Date Jeans und einen schwarzen Sweater trug.

Prinz Harry und seine Frau Meghan winken, als sie nach der Trauung in der Pferdekutsche "Ascot Landau" an der Long Walk entlang fahren.
Falsche Erinnerung oder bewusst aufgebauschte Geschichte? Nur Meghan und Harry kennen die Wahrheit um das berühmte Hochzeitskleid vom französischen Modemacher Givenchy. Bildrechte: picture alliance/dpa | Aaron Chown

Fehler 5: Die Xbox-Falle

Und weiter geht's: In einer besonders emotionalen Passage erinnert sich Prinz Harry an ein Geschenk seiner Mutter Diana (†36), das er zwei Wochen nach ihrem Unfalltod erhielt. An seinem 13. Geburtstag, den Harry in der Ludgrove School verbrachte, besuchte ihn Dianas ältere Schwester Sarah McCorquodale und überreichte ihm eine Xbox, die Diana vor ihrem Tod für ihren Sohn ausgesucht haben soll.

Doch wie unter anderem die "Daily Mail" recherchiert hat, gab es die Xbox im Jahr 1997 noch gar nicht. In den USA erschien sie erst 2001, in Europa 2002. 

Diesen Fehler verzeihen Harry allerdings die meisten Leser. Ihre Begründung: Möglicherweise hat er sich geirrt und meinte einfach eine alternative Spielkonsole.

Prinz Harry im Interview.
Da kommt selbst der Prinz ins Straucheln: Leser decken immer mehr Fehler in Harrys Biografie "Spare" auf. Bildrechte: picture alliance/dpa/PA Media | Harry: The Interview On Itv1 And

Fehler 6: Übertriebene Drogenbeichte?

In "Spare" verrät Harry, dass er im zarten Alter von 17 Jahren zum ersten Mal Kokain konsumiert hat. Auch während eines Kalifornien-Besuchs in 2016 will er Magic Mushrooms und Marihuana probiert haben: "Ich habe mich anders gefühlt, und das war das Hauptziel."

Sein Geständnis wurde dem Royal fast zum Verhängnis: Kritiker munkelten, dass Harrys Visum aufgrund seiner Drogenerfahrungen in Gefahr sein könnte.

Harrys Anwaltsteam schaltete sich prompt ein, wie die "Sun" berichtete. Harrys Drogen-Vergangenheit sei im Buch etwas überspitzt dargestellt worden, um mehr Exemplare zu verkaufen. So, so...

Prinz Harry wird im Netz zur Lachnummer

Ungünstig: In der Vergangenheit betonte Prinz Harry im Interview mit dem US-amerikanischen Talkmaster Stephen Colbert, wie wichtig es sei, die Geschichte korrekt wiederzugeben.

Stephen Colbert fragte den Prinzen nämlich, was er von der Netflix-Serie "The Crown" halte und ob er die neuen Folgen gesehen habe. Daraufhin antwortete Harry: "Ja, ich habe einiges von 'The Crown' gesehen. Das ältere Zeug und das neuere Zeug." Anschließend scherzte Harry darüber, dass er der Serie oft einen Faktencheck unterziehe. Ganz richtig geht es in "The Crown" offenbar nicht zu, wie er daraufhin andeutet. Mit Hinweis auf "Spare" sagte Harry, deshalb sei es so wichtig, dass Geschichte korrekt wiedergegeben werde.

Im Netz witzeln nun einige User, dass Prinz Harry beim Schreiben seiner Biografie mal lieber genauso sorgsam mit den Fakten hätte umgehen sollen.

So reagieren Experten auf die Fehler in Harrys Biografie

Vor allem britische Medien und Royal-Experten gingen nach Erscheinen der Biografie mit Harry hart ins Gericht. Journalist Richard Fitzwilliams kritisierte zum Beispiel in der "Daily Mail", dass zu viele von Harrys Geschichten ungenau seien: Erinnerungen können zwar variieren, aber in "Spare" seien einfach zu viele "schwerwiegende Fehler" unterlaufen.

Fehler wie diese lassen Zweifel an der Richtigkeit anderer Details aufkommen. Wenn Sie einen Ghostwriter beauftragen und die Fakten nicht richtig überprüfen, kann das passieren. Das Buch ist so umstritten, dass er sich solche Fehler nicht leisten kann.

Richard Fitzwilliams Daily Mail

Harrys Ghostwriter, J. R. Moehringer, reagierte auf die Kritik: Er verteidigte den Prinzen auf Twitter. Am 11. Januar 2023 veröffentlichte der Journalist und Autor auf der Plattform ein Statement von Prinz Harry: "Was auch immer der Grund ist, meine Erinnerung ist meine Erinnerung … es gibt genauso viel Wahrheit in dem, woran ich mich erinnere und wie ich mich daran erinnere, wie in sogenannten objektiven Fakten." 

(Dieser Artikel wurde erstmals am 13.01.23 veröffentlicht und am 05.03.24 aktualisiert.)

Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 05. März 2024 | 17:15 Uhr

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