Risiken und Wirkung Wimpernserum - Gefährlich oder unbedenklich?
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21. Februar 2024, 15:52 Uhr
Viele träumen von langen und dichten Wimpern. Hilfsmittel wie Wimpernseren sollen der Natur etwas auf die Sprünge helfen - einige sind allerdings mit Hormonen versetzt, die schädlich sein können und Gesundheitsrisiken mit sich bringen. Wie gefährlich ist Wimpernserum wirklich und wer sollte besonders vorsichtig sein?
Wimpernhaare wachsen dicht in Zweier- bis Dreierreihen am Ober- und Unterlid unserer Augen. Ihre Aufgabe: Fremdkörper wie Staub oder Sand sowie grelles Licht von den Augen fernhalten. Doch Wimpern sind nicht nur praktisch, sie gelten auch als Schönheitsideal.
Hersteller von Wimpernseren versprechen, dass jeder einen schönen Augenaufschlag bekommen kann. Sie sollen das Wachstum der Härchen ankurbeln. Wie funktioniert das?
Wimpernserum: Anwendung
Ein Wimpernserum wird mit einem kleinen Pinsel nah an den Härchen aufgetragen - genau dort, wo sie auch wachsen. Danach sollte man die Flüssigkeit etwas einwirken lassen.
Oft wird man per Packungsbeilage dazu aufgefordert, vorsichtig zu sein. Denn das Serum sollte möglichst nicht ins Auge gelangen. Das ist aber oft unvermeidlich.
So wirkt Wimpernserum
Zahlreiche herkömmliche Wimpernseren enthalten eine künstlich hergestellte Form der Gewebshormone Prostaglandine. Dadurch wird die Wachstumsphase der Wimpern verlängert.
Wimpern wachsen etwa 0,15 Millimeter am Tag. Diese Phase dauert zwischen fünf und acht Wochen an. Danach "ruhen" die Wimpern, bis sie wieder ausfallen. Durch Prostaglandine befinden sich viel mehr Wimpern gleichzeitig in der Wachstumsphase, der Wimpernkranz wirkt dichter.
Wimpern- und Augenbrauenseren sind in der Regel frei verkäuflich. Doch das heißt nicht, dass die Anwendung frei von Nebenwirkungen ist.
Wimpernserum mit Hormonen: Nebenwirkungen
Die Gewebshormone Prostaglandine werden von Experten oft kritisch gesehen. Nicht ohne Grund unterliegen Arzneimittel, die Prostaglandine enthalten, in der Regel der ärztlichen Verschreibungspflicht. Die Anwendung kann eine Reihe von unerwünschten Nebenwirkungen erzielen. Prostaglandin kommt zum Beispiel zum Einsatz, um einen erhöhten Augenkammerdruck oder Grünen Star zu behandeln.
Zu den häufigsten Nebenwirkungen gehören:
- veränderte Pigmentierung der Iris und/oder Dunkelfärbung der Haut um das Auge herum
- Augenrötungen
- Hornhautentzündungen
- gereizte, brennende, trockene oder tränende Augen
- Augen- und Kopfschmerzen
- allergische Bindehautentzündung oder eine Entzündung des Lidrands
- verschlechterte Sehschärfe, verschwommenes Sehen
- erhöhte Lichtempfindlichkeit
- Verkrustungen am Augenlid
Einige Nebenwirkungen sind kurzfristig und bilden sich zurück, sobald man das Wimpernserum absetzt. Doch manche Begleiterscheinungen können dauerhaft bestehen bleiben. Dazu gehören zum Beispiel die Verfärbungen der Iris.
Wimpernserum: Kosmetikprodukt oder Medizin?
Das Problem bei zahlreichen Wimpernseren: Bei vielen Produkten sind die Wirkstoffe nicht richtig oder gar nicht gekennzeichnet. Das fanden Sachverständige für kosmetische Mittel des Chemischen und Veterinär-Untersuchungsamtes Karlsruhe heraus.
Sie untersuchten 17 Wimpernseren, von denen sie mehr als die Hälfte beanstandeten. Vier der getesteten Mittel wurden von ihnen als Funktionsarzneimittel eingestuft, die aber fälschlicherweise als Kosmetikprodukte vermarktet werden. Bei vielen Seren lag die Konzentration der Prostaglandine sogar höher als bei verschreibungspflichtigen Augentropfen.
Experten fordern Verbot von hormonellen Wimpernseren
Die kanadische Gesundheitsbehörde verbietet seit 2015 Prostaglandine als Inhaltsstoffe von Kosmetika. Die schwedische Arzneimittel-Zulassungsbehörde "Swedish Medical Products Agency" hat Wimpernseren mit Prostaglandin schon 2012 vom Markt verbannt.
Auch deutsche Behörden warnen vor den Wachstumsbeschleunigern: So setzen sich das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) sowie das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) dafür ein, das hormonelle Wimpernseren vom Markt genommen werden.
Wimpernserum: Das sollte man beachten
Besonders vorsichtig sollten Schwangere, Stillende und Chemotherapie-Patienten sein. Sie sollten komplett von der Anwendung solcher Produkte absehen. Gleiches gilt für Kontaktlinsenträger.
Wer trotz der Risiken nicht auf Wimpernseren verzichten will, sollte zu Seren von Firmen greifen, die mit weniger heiklen Inhaltsstoffen arbeiten. Darunter zählen natürliche wachstumsfördernde Peptide, haarstärkendes Biotin oder geschmeidig machendes Panthenol. Hellhörig sollte man hingegen immer bei dem Anhängsel "prost" werden. Das ist ein ziemlich sicherer Hinweis darauf, dass das Serum Prostaglandin enthält.
Die hormonfreien Wimpernseren kurbeln zwar nicht das Wachstum an, verlängern aber oft den Zeitpunkt des Wimpernausfalls. Dadurch wirken Wimpern auch länger und dichter.
(Dieser Beitrag wurde erstmals am 19.02.2023 veröffentlicht.)
Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 20. Februar 2023 | 17:15 Uhr