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Wunder aus dem Meer Klimaretter und Superfood - Das können Algen und Seegras!

20. Oktober 2023, 09:17 Uhr

Jährlich werden Tonnen von Algen und Seegras an Strände gespült. Was viele nicht ahnen: Das Treibsel kann vielseitig eingesetzt werden! Forscher sehen darin sogar einen Klima Retter.

Wer kennt das nicht: Man spaziert entspannt am Strand entlang und ärgert sich über stinkende Algenteppiche oder störende Seegrashaufen. Doch das unliebsame Treibgut hat durchaus seinen Zweck - für Natur und Mensch. 

So unterschätzt sind Algen und Seegras

Jedes Jahr wachsen Milliarden Tonnen Seegras und Algen in unseren Weltmeeren - und das ist auch gut so. Ohne die Meerespflanzen und Organismen würde es unsere Welt, so wie wir sie kennen, heute wohl nicht geben. Algen und Seegras sind genauso wichtig für unser Klima wie die Pflanzen an Land.

Wissenschaftler gehen davon aus, dass jedes zweite Sauerstoffmolekül in der Atmosphäre von Algen gebildet wird. Auch die Bedeutung von Seegras sollte man nicht unterschätzen. Da es sich mit seinen Wurzeln und Ausläufern im Meeresboden festigt, bildet es einen natürlichen Küstenschutz, der Meeresströmungen ausbremst.

Außerdem stehen Algen an erster Stelle im marinen Nahrungsnetz. Sie geben die gesammelte Solarenergie an tierisches Plankton, Krebse, Fische und Wale weiter - und sichern damit ihr Überleben bzw. ihre Existenz. Seegras ist zudem Lebensraum vieler Organismen im Meer - darunter bedrohte Arten wie Seekühe oder Seepferdchen. Fische suchen im Seegras Schutz vor Feinden und legen darin ihre Eier zum Laichen ab.

Algen und Seegras: Unsere Retter in Sachen Klimaschutz?

Die Bedeutung von Seegras und Algen für den Klimaschutz wird aktuell noch unterschätzt. Nicht nur, dass sie das Meer sauber halten, indem sie Schadstoffe und Plastik aus dem Wasser filtern. Sie binden auch Kohlendioxid - und zwar bis zu 30 Prozent des vom Menschen gemachten CO2.

Studien zufolge wird im Meer doppelt so viel Kohlenstoff wie in den Wäldern an Land gespeichert. Außerdem binden Seegras und Algen nicht nur CO2, sondern verwandeln es durch Photosynthese wieder in Sauerstoff. Damit sind die Meerespflanzen neben dem tropischen Regenwald die zweite "grüne Lunge" unseres Planeten.

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Umso wichtiger ist es, vor allem Seegraswiesen zu schützen und anzubauen. Aktuell sind um die 600.000 Quadratkilometer des Meeresbodens von Seegras bedeckt. Das entspricht etwa der Fläche Frankreichs. Doch was viel klingt, ist nicht genug - zumindest nicht für den Klimaschutz.

Hinzu kommt, dass größere Algenteppiche im Meer dafür sorgen, dass das Sonnenlicht zurück ins All reflektiert wird. Dadurch heizt sich die Erde weniger auf.

Was ist der Unterschied zwischen Algen und Seegras? Algen und Seegras sind nicht dasselbe! Seegras hat Wurzeln und kann blühen. Es ist damit also eine Pflanze, die im Meeresboden (auf Sand) verwurzelt ist und vor Erosionen schützt. Außerdem dient es als Nahrungsgrundlage vieler Meeresbewohner wie Dugongs oder Schildkröten. Algen (auch Seetang genannt) hingegen besitzen keine Wurzeln. Sie wachsen auf festem Untergrund im Wasser und haften sich an Steine und anderes Material. Es gibt sie in verschiedenen Ausprägungen (von Mikroalgen bis Makroalgen). Die Organismen sind noch einfacher aufgebaut als Pflanzen und werden von uns Menschen gegessen.

So können wir im Alltag von Algen und Seegras profitieren

Auch im Kleinen können wir von der Pflanze profitieren.

Seegras für Dämmung und Dünger

Bereits unsere Vorfahren wussten, wie man sich die guten Eigenschaften von Seegras zunutze machen kann. Zum Beispiel wurde das Treibsel bis in die 1960er-Jahre als Dämmmaterial oder als Dünger für Böden verwendet. Letzteres entdecken aktuell Bauern und Landwirte an den Küsten wieder für sich.

Algen und Seegras als Rohstoff für den Garten

Seegras verrottet sehr langsam, macht dadurch den Boden besonders locker und sorgt für eine natürliche Durchlüftung. Besonders Kartoffeln wachsen auf einem Seegras-Algen-Bett gut.

Im Herbst kann man Seegras und Algen ähnlich wie Mulch verwenden: Sie verhindern ebenso verlässlich das Wachstum von Unkraut.

Für die Schönheit: Beauty aus dem Meer

In der Kosmetikbranche sind Algen die Superstars von morgen. Der Grund: Sie enthalten viele Antioxidantien, Vitamine, Mineralien und Proteine und werden deswegen besonders gern in Sachen Anti-Aging eingesetzt. Inhaltsstoffe wie Rosmarinsäure und Bor wirken zudem heilend, weshalb Produkte mit Seegras auch zum Versorgen kleinerer Wunden geeignet sind.

Algen essen: Als Snack, zum Salat oder Sushi 

Frische wie auch getrocknete Algen können äußerst schmackhaft sein - man muss nur wissen, wie man sie in der Küche richtig einsetzt! Manche Algen eignen sich hervorragend zum roh essen für Salate, zum Dünsten oder kurz in der Pfanne geschwenkt als Beilage. Besonders gut passen Algen zu Fischgerichten und Reis.

Getrocknete Algen kennen die meisten vor allem durch Sushi. Sogenannte Nori-Blätter dienen als Umhüllung der Reis-Rollen. Auch der japanische Algensalat Wakame ist beliebt und lässt sich leicht zu Hause nachmachen. Dafür einfach getrocknete Algen mit heißem Wasser übergießen, etwa zehn Minuten quellen lassen und mit Dressing vermischen.

Vorsicht: Zu viele getrocknete Algen können schädlich sein! Die Meeresorganismen können Jod in rauen Mengen enthalten und das kann zu einer Überfunktion und bei dauerhafter Aufnahme zu einer Unterfunktion der Schilddrüse führen. Algen in getrockneter Form also bitte nur in Maßen essen.

Sesam passt gut zu asiatischen Algensalaten - dieser ist aus Wakame zubereitet
Beliebtes Superfood: Vor allem in der japanischen Küche ist Seegras eine beliebte Zutat. Bildrechte: picture alliance / dpa Themendienst | Andrea Warnecke

Superfood aus dem Meer

Das Beste: Algen schmecken nicht nur, sie sind auch gesund! Frischer Seetang ist reich an Mineralien wie Kalzium, Magnesium, Vitamin C, Vitamin B12 und Eisen. Auch Omega-3-Fettsäuren sind darin enthalten. Aus diesem Grund wirken Algen auch entzündungshemmend. Zusätzlich sind sie nicht nur extrem kalorienarm, sondern enthalten auch hochwertiges Eiweiß: Ihr Proteingehalt ist höher als bei einem Schnitzel oder Ei.

BRISANT/planet-wissen.de/ndr.de/ardalpha.de/plötzlichwissen.de/ds.mpg.de

Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 03. Mai 2023 | 17:15 Uhr

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