Ein Pilz steht auf Waldboden
In Bayern sind noch immer viele Pilze radioaktiv belastet. Bildrechte: Colourbox.de

Genuss mit Krebsrisiko Radioaktive Waldpilze in Bayern: So können Sie sie kostenlos testen lassen

19. Oktober 2023, 16:40 Uhr

Ein schönes Pilzragout, Schnitzel mit Jägersoße oder einfach ein leichter Salat - die Möglichkeiten mit Pilzen zu kochen, sind zahlreich und köstlich. Pilze in bayerischen Wäldern sind aber nicht nur lecker, sondern im schlimmsten Fall auch radioaktiv belastet.

Der Grund: Die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl - obgleich diese mittlerweile 37 Jahre zurückliegt. Wie sehr die Pilze belastet sind, hängt laut Umweltinstitut München von der Sorte und ihrem Standort ab.

Welche Pilze sind besonders belastet?

Besonders Pilze in Südbayern und im bayerischen Wald wurden stark kontaminiert, als im April 1986 das sowjetische Kernkraftwerk Tschernobyl explodierte. Die Gefahr: Radioaktive Strahlung kann langfristig das Krebsrisiko erhöhen.

Besonders Maronenröhrlinge und Semmel-Stoppelpilze haben es "in sich". Bei ihnen wurde eine sehr hohe Belastung festgestellt. Steinpilze und Pfifferlinge dagegen sind weniger radioaktiv verseucht.

Ein Pilz steht auf Waldboden
Radioaktives Cäsium-137 kann sich im menschlichen Gewebe einlagern und Zellen und DNA schädigen. Bildrechte: Colourbox.de

Darum sind ausgerechnet Pilze in Bayern so stark belastet

In Bayern hat es nach der Katastrophe von Tschernobyl in manchen Gebieten sehr stark geregnet. Dadurch ist die Strahlenbelastung durch potenziell krebserregendes Cäsium-137 sehr hoch. Bis zu 4.000 Becquerel pro Kilo frischer Pilze wurden nachgewiesen. 600 Becquerel pro Kilo seien im Handel erlaubt.

Da gibt es in den Gegenden um Augsburg, Garmisch-Partenkirchen, aber auch um München herum einige Stellen, wo wir immer noch hohe Werte messen.

Atomexperte Hauke Doerk Umweltinstitut München

Insgesamt war Bayern im deutschlandweiten Vergleich mit Abstand am stärksten vom radioaktiven Regen betroffen. Deshalb warnen die Experten: Vorsicht beim Pilzesammeln!

Wenn es sich um Pilze handelt, die in Süddeutschland gepflückt sind, empfehlen wir, sie nicht so häufig zu verzehren.

Ernährungsexpertin Daniela Krehl Verbraucherzentrale

Am besten sei es, ganz darauf zu verzichten. Wer sichergehen will, kauft Pilze lieber im Handel. Hier würden zumindest stichpunktartige Kontrollen durchgeführt.

So lassen Sie ihre gesammelten Pilze kostenlos testen

Damit keine radioaktiven Pilze in der Pfanne landen, können Pilzsammler in Bayern ihre Ausbeute kostenlos überprüfen lassen. Das geht während der Pilzsaison von August bis Oktober.

Dafür können 150 bis 250 Gramm nach Sorten sortierte Pilze beim Umweltinstitut in München abgeben werden. Auch Beeren und Wildfleisch können auf Strahlung gecheckt werden. Die Messergebnisse werden dann auf der Homepage veröffentlicht.

Wenn ausgeschlossen ist, dass die Pilze radioaktiv sind, müssen Sie nur noch darauf achten, dass die Pilze nicht giftig sind! Dann steht dem Pilzgenuss nichts mehr im Weg.

Pilze in einer Pfanne
Pilz-Fans sollten beim Sammeln in Bayern vorsichtig sein. Bildrechte: Colourbox.de

(Dieser Artikel wurde erstmals am 15.08.23 veröffentlicht.)

Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 15. August 2023 | 17:15 Uhr

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