Unterschätzte Gefahr Sepsis rechtzeitig erkennen und behandeln
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13. April 2024, 18:18 Uhr
Ursachen: Was passiert bei einer Sepsis?
Eine Sepsis, umgangssprachlich auch Blutvergiftung genannt, beginnt mit einer Infektion, z.B. einer Lungenentzündung oder einer Wunde. Gelangen Bakterien in den Blutkreislauf, kann sich binnen weniger Stunden eine lebensgefährliche Blutvergiftung entwickeln.
Normalerweise gelingt es der körpereigenen Abwehr, eine Infektion lokal in Schach zu halten. Ab und zu gelingt es den Erregern jedoch, sich über das Lymph- und Blutgefäßsystem im Körper auszubreiten. Bei einer Sepsis reagiert das eigene Immunsystem dann so ungünstig, dass es dem Organismus schadet, statt ihn zu schützen.
Übrigens ist der umgangssprachliche Begriff "Blutvergiftung" irreführend: Denn mit einer Vergiftung im eigentlichen Sinne hat eine Blutvergiftung nichts zu tun.
Wer ist besonders gefährdet?
Potenziell besteht bei jedem Menschen das Risiko einer Sepsis. Doch es gibt Gruppen, die stärker gefährdet sind als andere. Zu ihnen gehören:
- Sehr junge (z.B. Frühgeborene) oder ältere Menschen (ab ca. 60 bis 65 Jahren)
- Menschen, die ein geschwächtes Immunsystem haben. Zum Beispiel Patienten einer Chemotherapie, Diabetiker, Patienten einer Kortisontherapie bei Rheuma- oder bei Atemwegserkrankungen
- Patienten mit chronischen Erkrankungen, etwa der Lunge, der Leber, der Nieren oder des Herzens
- Menschen, die Wunden oder Verletzungen haben, z.B. als Folge von Verbrennungen oder schweren inneren oder äußeren Verletzungen.
- Menschen, die in irgendeiner Weise abhängig sind, z.B. von Alkohol oder Drogen
Dritthäufigste Todesursache
Fakt ist: Mit einer Sepsis ist nicht zu spaßen, im Gegenteil. Bei einer Blutvergiftung handelt es sich um einen medizinischen Notfall, der schnellstmöglich behandelt werden muss. Ohne frühzeitige medizinische Behandlung verläuft eine Sepsis oft tödlich. Überlebende haben oft mit dramatischen Folgeschäden zu kämpfen.
In vielen Fällen muss eine Blutvergiftung auf der Intensivstation behandelt werden. In Deutschland erleiden im Jahr mehr als 230.000 Menschen eine Blutvergiftung. Etwa 85.000 Menschen sterben daran. Somit zählt eine Blutvergiftung zu den häufigsten Todesursachen.
Besonders tragisch: Von den genannten Todesfällen gelten 15.000 bis 20.000 als vermeidbar. Denn die Erkrankung wird von Betroffenen und selbst von medizinischem Personal oft zu spät erkannt.
Diese Alarmzeichen deuten auf eine Blutvergiftung hin
Das Gefährliche: Eine Sepsis wird unterschätzt. Vor allem zu Beginn einer solchen Erkrankung ist sie nicht leicht zu erkennen. Die Anzeichen sind vieldeutig, unspezifisch und können auch durch andere Krankheiten verursacht werden. Bei etwa zwölf Prozent der Fälle treten die typischen Symptome auch gar nicht auf.
Folgende Symptome können auf eine Sepsis hindeuten:
- Fieber mit Schüttelfrost oder eine besonders niedrige Temperatur (weniger als 36 Grad)
- Schneller Puls, Herzrasen
- Kurzatmigkeit und schnelle Atmung
- Schmerzen und starkes Krankheitsgefühl
- Verwirrtheit, Desorientierung
- Feuchte Haut, Schwitzen
- Niedriger Blutdruck
- Flecken auf der Haut - besonders wenn Sepsis die Folge von einer Hirnhautentzündung durch bestimmte Bakterien (Meningokokken) ist
Mythos Roter Strich
Weit verbreitet ist der Irrglauben, dass ein roter Streifen bis zum Herzen ein Zeichen für eine Sepsis ist. Das stimmt so jedoch nicht.
Das Symptom kann auf eine Entzündung der Lymphgefäße hindeuten. Es ist kein eindeutiges Zeichen für eine Sepsis, sondern lediglich ein Hinweis auf eine örtliche Entzündung. Unbehandelt kann sich daraus allerdings auch eine Blutvergiftung entwickeln, da die Lymphbahnen letztlich in einer Vene münden.
Wie wird eine Blutvergiftung behandelt?
Um den genauen Krankheitserreger zu identifizieren und die passende Medikation zu finden, nehmen Ärzte Blut ab. Das Blut wird in einem Wärmeschrank aufbewahrt, so können sich die Krankheitserreger vermehren, und die Ursache kann besser bestimmt werden. Im Labor können auch Wundabstriche, Urin-, Gewebe-, Nervenwasser- oder andere Flüssigkeitsproben untersucht werden.
Doch nicht immer finden die Ärzte heraus, was die Sepsis ursprünglich ausgelöst hat. Bisher stehen nur wenige Medikamente zur Verfügung, die das Fortschreiten der Sepsis so lange aufhalten, bis die Keime identifiziert werden. Schon bevor die Ergebnisse vorliegen, wird deshalb meist auf Verdacht mit Antibiotika behandelt. Denn je früher die Therapie beginnt, desto höher ist die Überlebenschance.
Wie kann ich mich vor einer Sepsis schützen?
Um einer Sepsis vorzubeugen, muss man in erster Linie versuchen, sich vor Infektionen zu schützen. Dabei spielen Hygienemaßnahmen und Impfungen eine wichtige Rolle. Schon kleine Dinge, wie regelmäßiges Händewaschen oder eine sorgfältige Lebensmittel- und Toilettenhygiene können helfen.
Quellen und weiterführende Links
Brisant
NDR
Uniklinikum Jena
Infektionsschutz
Apotheken Umschau
watson.ch
www.deutschland-erkennt-sepsis.de
Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 11. April 2024 | 17:15 Uhr