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Immer mehr ErkrankungenDiabetes bei Kindern - das sollten Eltern wissen

15. November 2023, 08:52 Uhr

Volkskrankheit Diabetes: Weltweit gibt es rund 460 Millionen Patienten, darunter immer mehr Kinder und Jugendliche. Allein in Deutschland leben mehr als 32.000 Kinder mit Diabetes Typ 1. Tendenz steigend. Und auch Typ 2 Diabetes wird immer häufiger diagnostiziert. So erkennen Sie, ob auch Ihr Kind betroffen sein könnte.

Es sind erschreckende Zahlen: Die Rate der Diabetes-Neuerkrankungen bei Kindern und Jugendlichen hat sich in den letzten 20 Jahren verdoppelt. Die Erkrankungsrate steigt laut der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) jedes Jahr um drei bis vier Prozent. Diabetes ist somit die häufigste Stoffwechselerkrankung bei Personen unter 19 Jahren.

Besonders viele Patienten leiden unter Diabetes Typ 1, also der Form von Diabetes, die nicht mit einer ungesunden Ernährung oder Bewegungsmangel in Verbindung steht. Die Gründe dafür sind unklar. Fest steht: Durch die Diagnose verändert sich das gesamte Leben der jungen Patienten, aber auch der Eltern.

Die Warnzeichen von Diabetes

Wenn sich ein Typ-1-Diabetes entwickelt, treten eine Reihe von Warnzeichen auf, die von Eltern aber oft falsch interpretiert oder gar nicht erst für auffällig befunden werden. Denn oft wird Diabetes mit höherem Lebensalter, Übergewicht und Bewegungsmangel assoziiert. Vielen Menschen ist unklar, dass auch gesunde, aktive Kinder und Jugendliche Diabetes bekommen können.

Die fatale Folge ist, dass Diabetes erst viel zu spät diagnostiziert wird. Wenn Kinder zum Beispiel viel trinken, häufig auf die Toilette müssen, viel Gewicht verlieren oder ständig müde sind, sollten die Alarmglocken schrillen. 

Werden die Warnzeichen ignoriert, kann es zu einer massiven Störung des Stoffwechsels aufgrund einer Übersäuerung des Körpers kommen. In der Regel geht das mit deutlich erhöhten Blutzuckerwerten einher. Mediziner sprechen von einer Ketoazidose. Bleibt eine Ketoazidose unbehandelt, kann das lebensgefährlich sein!

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Diabetes Typ-1Diabetes Typ-1 ist bis zu einem gewissen Grad vererbbar und wird durch eine Fehlfunktion des Immunsystems verursacht.

Das Immunsystem greift Zellen in der Bauchspeicheldrüse an, die normalerweise Insulin produzieren. Dadurch kommt es zu einem Mangel an Insulin.

Insulin ist jedoch nötig, um Zucker aus dem Blut in die Zellen weiterzuleiten. Der Zuckerspiegel im Blut steigt an. Insulin muss also von außen zugeführt werden, um die Werte zu regulieren – indem man es spritzt oder über eine Insulinpumpe verabreicht.

Auch immer mehr Fälle von Diabetes Typ 2

Alarmierend ist vor allem die zunehmende Zahl an Menschen, die auch schon in jungen Jahren an Diabetes Typ-2 erkranken. Typ-2 tritt eigentlich vermehrt im Erwachsenenalter und im Zusammenhang mit anderen gesundheitlichen Problemen wie Bluthochdruck und hohen Blutfettwerten auf.

Etwa sechs Prozent der deutschen Kinder und Jugendlichen unter 19 sind adipös, dreizehn Prozent übergewichtig. Experten schätzen, dass von den stark übergewichtigen, also adipösen Jugendlichen in Deutschland ungefähr jeder Hundertste einen Typ-2-Diabetes hat - häufig allerdings unerkannt.

Insulin muss bei Kindern mit Diabetes von außen zugeführt werden - indem man es zum Beispiel über eine Insulinpumpe verabreicht. Bildrechte: picture alliance/dpa | Jörg Carstensen

Diabetes-Therapie bei Kindern

Kinder mit Typ-1-Diabetes besitzen zu wenig oder kein eigenes Insulin mehr. Die Folge: Der Zucker aus dem Blut gelangt nicht mehr in die Zellen, dort wird er allerdings für die Energiegewinnung benötigt. Die Behandlung des Typ-1-Diabetes zielt deshalb vor allem darauf ab, den Stoffwechsel wieder in den Griff zu bekommen und stark erhöhte oder zu niedrige Blutzuckerwerte zu vermeiden. 

Ein behandelnder Arzt passt die Therapie nach den individuellen Blutzuckerwerten und den Lebensumständen des Kindes an. Eltern und Kind lernen in Diabetes-Schulungen, wie sie den Alltag mit der Krankheit meistern. In der Regel werden die Kosten von den gesetzlichen Krankenkassen getragen. Auch für Lehrer und Betreuer gibt es Schulungen, in denen sie sich informieren können.

Diabetes Typ-1 und Schule: Was gilt es zu beachten?

Wenn ein neuer Lebensabschnitt beginnt und das eigene Kind in den Kindergarten oder die Schule kommt, ist das immer ein besonders aufregendes Ereignis für die Familie. Für Eltern von Kindern mit Diabetes mischt sich unter die Vorfreude meist noch eine große Portion Sorge.

Grundsätzlich gilt: Kinder mit Diabetes sind genauso belastbar und leistungsfähig wie gesunde Kinder. Dennoch gibt es einiges zu beachten, um es Lehrern, Erziehern und natürlich dem Kind einfacher zu machen. 

  • Kommunikation ist alles: Es ist wichtig, Kita oder Schule frühzeitig über die Erkrankung zu informieren, damit sie sich auf den Umgang mit dem Kind vorbereiten können. Durch gute Kommunikation, Wissensvermittlung, Notfallboxen, etc. können Ängste bei Lehrern und Erziehern abgebaut werden.
  • Notfall-Kontakte: Wichtig ist auch, dass Sie als Eltern für eventuell auftretende Probleme erreichbar sind. 
  • Absprache mit den Lehrern: Geben Sie genaue Anweisungen, wann das Kind den eigenen Zuckerspiegel messen muss, wann das Kind essen soll oder was erste Anzeichen für eine Unterzucker-/Überzuckerung sein können.
  • Planung und Organisation: Der Schul- und Kitaalltag eines Kindes mit Diabetes muss gut organisiert sein. Berechnen Sie täglich das Mittagessen oder Frühstück, denn wenn Sie die Angaben hinsichtlich der notwendigen Insulinabgabe klar beschriften, erleichtert dies die Zusammenarbeit mit Lehrern oder Erziehern. 
  • Blutzuckermessgerät immer greifbar: Die meisten Kinder tragen zwischenzeitlich einen Sensor, doch bei einem Ausfall muss schnell und zuverlässig der Blutzucker gemessen werden können.  

Kinder mit Diabetes sollten immer einen Notfall-Snack griffbereit haben, um einer Unterzuckerung entgegenzuwirken. Bildrechte: picture alliance / ZB | Jens Kalaene

Integrationskraft: Schulalltag meistern mit Diabetes Typ-1

Eltern können auch eine Integrationskraft, also eine ganzzeitige Betreuung während des Schulalltags, für ihr Kind beantragen. Eine geschulte Fachkraft, also zum Beispiel eine Krankenschwester oder ein Kinderpfleger, beaufsichtigt das Kind die gesamte Schulzeit über und unterstützt beim Diabetes-Management. So eine Integrationskraft ist vor allem für Kinder, die noch nicht fit im Umgang mit Insulinpumpe und -spritzen sind oder noch nicht eigenständig den Blutzucker messen können, eine gute Lösung.

Ansprechpartner ist hier der behandelnde Arzt oder das Diabetesteam. Der Antrag wird dann beim örtlichen Sozialamt/Integrationsamt gestellt.  

Es besteht aber auch die Möglichkeit, dass ein ambulanter Pflegedienst zu den Pausen in die Schule kommt. Jedoch ist das Kind im Unterricht auf sich allein gestellt.

Brisant/diabinfo.de/kinderinfo.de/kinder-mit-typ1-diabetes.net/diabetiker-bw.de/diabetesde.org

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