Drei Ampullen mit Impfstoff, davor eine Spritze
Steht der Impfstoff von Biontech/Pfizer in Zusammenhang mit Herzproblemen? (Archiv) Bildrechte: imago images/Laci Perenyi

Fälle in Israel Herzmuskelentzündungen nach Biontech-Impfung untersucht - Was ist dran?

27. April 2021, 18:59 Uhr

In Israel sind nach Corona-Impfungen mit dem Vakzin von Biontech/Pfizer dutzende Fälle von Herzmuskelentzündungen bei den Geimpften aufgetreten. Ob es tatsächlich einen Zusammenhang zwischen Impfstoff und Erkrankung gibt, ist noch unklar.

Das israelische Gesundheitsministerium untersucht Fälle von Herzmuskelentzündung in Verbindung mit dem Corona-Impfstoff von Biontech/Pfizer. Eine vorläufige Studie habe "Dutzende von Fällen" von Myokarditis gezeigt - bei mehr als 5 Millionen Geimpften. Die Fälle seien hauptsächlich nach der zweiten Dosis aufgetreten. Das sagte der israelische Koordinator für die Pandemiebekämpfung, Nachman Ash.

Unklar, ob Fallzahlen ungewöhnlich hoch sind

Es sei unklar, ob die Anzahl der Personen mit Entzündung des Herzmuskelgewebes ungewöhnlich hoch sei und ob dies in Zusammenhang mit dem Vakzin stehe. Ein Nachweis zwischen Erkrankung und Impfstoff sei schwierig, weil Myokarditis oft ohne Komplikationen ablaufe und durch eine Vielzahl von Viren verursacht werden könne. Auch sei eine ähnliche Anzahl von Fällen in den vergangenen Jahren gemeldet worden, so Ash.

Myokarditis Eine Myokarditis ist eine Entzündung des Herzmuskels. Die Herzmuskelzellen werden geschädigt, der Herzmuskel wird von Entzündungszellen infiltriert und es kann zum Zelltod von Herzmuskelzellen kommen. Herzmuskelentzündungen können in jedem Alter auftreten. Sie werden oft durch Viren ausgelöst, aber auch durch Bakterien, Pilze oder Parasiten.

Vor allem junge Männer betroffen

Ein Bericht, auf den sich israelische Medien berufen, wird deutlicher: "Es ist wahrscheinlich, dass das Auftreten einer Myokarditis mit der Impfung zusammenhängt. Vor allem mit der zweiten Dosis", heißt es laut "Jerusalem Post". Die Befunde seien allerdings vorläufig und müssten näher untersucht werden. Dem Bericht zufolge waren 55 der 62 Betroffenen Männer im Alter zwischen 18 und 30 Jahren. 56 Fälle seien nach der zweiten Dosis aufgetreten. Die meisten Patientinnen und Patienten seien inzwischen aus dem Krankenhaus entlassen worden. Zwei Patienten seien verstorben. Sie sollen keine Vorerkrankungen gehabt haben.

Pfizer: "Keine Hinweise auf Zusammenhang"

Auf Nachfrage der Nachrichtenagentur Reuters erklärte Pfizer, es "ist sich der israelischen Beobachtungen der Erkrankung bewusst, die überwiegend bei jungen Männern aufgetreten sei, die den Impfstoff von Biontech/Pfizer erhielten". Unerwünschte Nebenwirkungen würden regelmäßig und gründlich überprüft, und das Unternehmen habe keine höhere Myokarditis-Rate beobachtet, als in der Allgemeinbevölkerung zu erwarten wäre. "Es gibt derzeit keine Hinweise darauf, dass Myokarditis ein Risiko im Zusammenhang mit der Anwendung des Covid-19-Impfstoffs von Biontech/Pfizer darstellt", so die Firma.

Experten: "Zusammenhang ist denkbar"

Die Impfung als Ursache der Herzmuskelentzündung sei nach Angaben von Experten aber durchaus denkbar. Das sagte Christine Falk, die Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Immunologie und Professorin an der Medizinischen Hochschule Hannover, der "Süddeutschen Zeitung". Demnach könne man sich eine Verknüpfung vorstellen. Eine entgleiste Immunreaktion könne dazu führen, dass es zu entzündlichen Prozessen im Herzmuskel und den umgebenden Geweben und Blutgefäßen kommt, so Falk.

Israel als Impf-Vorreiter

Die positiven Auswirkungen der Impfungen mit dem Vakzin von Biontech/Pfizer sind derweil unverkennbar. Israel ist weltweit führend beim Impfen gegen die Pandemie. Fast 60 Prozent der 9,3 Millionen Einwohner des Landes haben bislang den Impfstoff erhalten. Die Zahl der wöchentlichen Neuinfektionen mit dem Coronavirus sinkt stetig. Während das Land im Januar noch eine Inzidenz von etwa 600 Neuansteckungen hatte, lag diese zuletzt nur noch bei 11.

Situation in Deutschland

In Deutschland beschäftigt sich das Paul-Ehrlich-Institut mit der Thematik: "Ausgehend von den Meldungen aus Israel, untersuchen wir nun, unabhängig von den regulären Bewertungen, spezifisch das Auftreten von Myokarditis nach Covod-19-Impfungen. Nicht nur nach Impfung mit […] Biontech/Pfizer, sondern nach allen in Deutschland zugelassenen und verwendeten Impfstoffen", heißt es in einer Mitteilung an BRISANT. Bislang gab es nur sehr wenige Meldungen dieser Erkrankung in Deutschland. Zuletzt war im Februar in einem Bericht die Rede von sieben solcher Herzmuskelentzündungen. Aber auch hier gab es bislang keinen klar nachgewiesenen Zusammenhang mit einer Impfung gegen das Coronavirus.

(BRISANT/reuters/sz)

Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 27. April 2021 | 17:15 Uhr

Weitere Themen