Eine Spritze mit Dosis vor einer Weltkarte
Für die Studie wurden Daten von 99 Millionen Geimpften ausgewertet. Bildrechte: IMAGO/Tetra Images

99 Millionen Menschen analysiert Studie zeigt die häufigsten Nebenwirkungen der Corona-Impfung

27. Februar 2024, 12:05 Uhr

Weltweit wurden bisher mehr als 13 Milliarden Corona-Impfstoffdosen verabreicht (Stand 27.02.24). So überrascht es kaum, dass bei diesen hohen Zahlen auch einige Nebenwirkungen beobachtet worden sind.

Deshalb hat ein Forscherteam in einer groß angelegten Studie die häufigsten Nebenwirkungen der Corona-Impfung ermittelt. Dafür werteten sie Daten von 99.068.901 Geimpften aus acht Ländern aus, Deutschland war allerdings nicht dabei.

Diese Länder wurden in der Studie ausgewertet

Im Rahmen des Projekts der Global COVID Vaccine Safety (GCoVS) wurden Informationen aus nationalen Datenbanken dieser Länder bzw. Regionen zu Auffälligkeiten nach der Verabreichung von Corona-Impfungen gesammelt:

  • Argentinien
  • Australien (New South Wales)
  • Australien (Victoria)
  • Kanada (British Columbia)
  • Kanada (Ontario)
  • Dänemark
  • Finnland
  • Frankreich
  • Neuseeland
  • Schottland


In den Untersuchungen fokussierte man sich auf die drei am meisten verwendeten Impfstoffe Pfizer/BioNTech, Moderna und AstraZeneca.

Eine Spritze zieht Flüssigkeit aus einer Dosis
In den meisten Regionen verfügte man durch die jeweiligen Studienzentren über Register, denen man jegliche Informationen rund um die Corona-Impfungen sowie Folgeerkrankungen entnehmen konnte. Bildrechte: IMAGO/Aton Chile

Das Auftreten dieser Nebenwirkungen wurde analysiert

Die Forschenden kontrollierten, ob in einem Risiko-Intervall von null bis 42 Tage nach einer Corona-Impfung bestimmte "unerwünschte Ereignisse von besonderem Interesse" auftraten.

Diese wurden im Jahr 2020 von der Initiative "Safety Platform for Emergency vaccines" formuliert, um die Sicherheit der Impfstoffe zu bewerten. Konkret wurden folgende 13 Symptome untersucht:

Neurologische Beschwerden

  • Guillain-Barré-Syndrom (Muskelschwäche)
  • transversale Myelitis (Entzündung des Rückenmarks)
  • Gesichtslähmung
  • akute disseminierte Enzephalomyelitis (Gehirnentzündung)
  • Krampfanfälle
  • Fieberkrämpfe


Hämatologische Beschwerden

  • zerebrale Venensinusthrombose
  • splanchnische Venenthrombose
  • Lungenembolie
  • Thrombosen an ungewöhnlichen Stellen
  • Thrombozytopenie (niedrige Thrombozytenwerte)
  • Immunthrombozytopenie (Bildung von Antikörpern gegen Blutplättchen)


Herz-Kreislauf-Beschwerden

  • Myokarditis (Herzmuskelentzündung)
  • Perikarditis (Herzbeutelentzündung)


Als Betroffene galten in der Studie alle stationären Krankenhauspatienten und Personen, die sowohl stationär als auch ambulant in der Notaufnahme behandelt wurden.

Die Risiken wurden anhand des Verhältnisses zwischen beobachteten und erwarteten Werten (OE-Verhältnis) bewertet. Alles, was über einem Wert von 1,5 lag, stuften die Forscher als potenzielle Sicherheitssignale einer Folgeerkrankung ein.

Eine Spritze wird verabreicht
In Deutschland haben 64,9 Millionen Menschen mindestens eine Corona-Impfung erhalten. Bildrechte: IMAGO/Tetra Images

Ergebnisse der Studie

Die Forscher stellten fest, dass sich die meisten Geimpften in den Altersgruppen von 20 bis 39 und 40 bis 59 Jahren befanden. Insgesamt wurden innerhalb der Untersuchungszeiträume standortübergreifend fast 184 Millionen Pfizer/BioNTech-, mehr als 36 Millionen Moderna- und etwa 23 Millionen AstraZeneca-Dosen verabreicht.

Viele neurologische Erkrankungen als Folge von AstraZeneca

Die Wissenschaftler kamen zu dem Ergebnis, dass das Risiko für das Guillain-Barré-Syndrom innerhalb des Risikointervalls nach der Impfung von AstraZeneca höher war: Der Wert lag hierfür bei 2,49 und damit weit über dem vordefinierten Schwellenwert von 1,5.

Ebenso wurde ein erhöhtes Aufkommen von Enzephalomyelitis (OE-Verhältnis von 2,23) und Myelitis (OE-Verhältnis von 1,91) beobachtet.

Die Verabreichung von der ersten Moderna-Impfung brachte man dagegen vermehrt mit einer Enzephalomyelitis mit einem Wert von 3,78 in Verbindung. Eine leichte Erhöhung des Vorkommens von Fieber stellte man nach der ersten und zweiten Impfung fest.

Hämatologische Folgeerkrankungen der Corona-Impfungen

Nach der ersten Corona-Impfung mit AstraZeneca trat häufig eine zerebrale Venensinusthrombose als Folgeerkrankung auf und stufte sich mit einem Wert von 3,23 als ein prioritäres Sicherheitssignal ein.

Das Risiko für eine Thrombozytopenie erhöhte sich nach der Verabreichung der ersten Dosis unabhängig vom Impfstoff, dagegen gab in Hinblick auf eine Immunthrombozytopenie nur bei AstraZeneca und Pfizer/BioNTech Auffälligkeiten. Personen, die sich mit Pfizer/BioNTech impfen ließen, erkrankten öfter an einer Thrombose.

Kardiovaskuläre Erkrankungen als Folge einer Corona-Impfung

Die Auswertung der Daten lieferte ein prioritäres Sicherheitssignal für Myokarditis nach einer ersten, zweiten und dritten Dosis der mRNA-Impfstoffe Moderna und Pfizer/BioNTech. Besonders nach der ersten und zweiten Dosis von Moderna lag der Wert bei 3,48 und damit weit über dem Schwellenwert von 1,5.

Ähnliches zeigen die Auswertung bei einer Perikarditis: Nach der ersten und vierten Verabreichung von Moderna beläuft sich das Sicherheitssignal auf 1,74 bzw. 2,64. Bei der dritten AstraZeneca-Impfung beobachtete man für diese Erkrankung einen Wert von 6,91.

So ist die Studie einzuordnen

Die Studie zeigt zwar, dass einige Erkrankungen in Verbindung mit Corona-Impfungen gebracht werden können, allerdings sollte man die Untersuchungen in Relation setzen.

Die Werte des Sicherheitssignals berufen sich nur auf einen geringen Anteil der gesamten 99 Millionen Teilnehmer. So merken die Forscher selbst an: "Die in dieser Studie festgestellten Sicherheitssignale sollten im Zusammenhang mit ihrer Seltenheit, ihrem Schweregrad und ihrer klinischen Relevanz bewertet werden." Demnach ist es nur ein Bruchteil, bei dem tatsächlich eine der genannten Folgeerkrankungen nach einer Corona-Impfung eintritt.

Außerdem weisen die Wissenschaftler darauf hin, dass man die Risikowertung der Corona-Impfungen im Vergleich zu dem Risiko nach einer Covid-19-Infektion stellen sollte. "Darüber hinaus sollte bei der allgemeinen Nutzen-Risiko-Bewertung der Impfung das mit der Infektion verbundene Risiko berücksichtigt werden, da in mehreren Studien nachgewiesen wurde, dass das Risiko für die untersuchten Ereignisse, wie das Guillain-Barré-Syndrom, Myokarditis oder Enzephalomyelitis, nach einer SARS-CoV-2-Infektion höher ist als nach einer Impfung."

Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 27. Februar 2024 | 17:15 Uhr

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