Modedroge Tilidin Ein Schmerzmittel als Droge: Was ist Tilidin?
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15. November 2024, 16:18 Uhr
"Gib mir Tilidin, ja, ich könnte was gebrauchen ..." besingt Capital Bra mit Kumpel Samra in seinem gleichnamigen Song das Schmerzmittel Tilidin. Was leicht gerappt daher kommt, war für den Rapper nur kurzzeitig ein großer Spaß. Im Interview mit dem Youtube-Format STRG_F zieht Capital Bra eine traurige Bilanz seiner jahrelangen Abhängigkeit von dem Medikament.
Du kannst nicht ohne, weil es dich dann fickt. Du sitzt dann da wie ein vercrackter Junkie.
Capital Bra hat seine Tilidin-Sucht heute besiegt, auch wenn einen (ehemals) Abhängigen die Sucht ein Leben lang begleitet. Rückfälle sind nicht selten. In der Rap-Szene wird das Opiat bis heute von zahlreichen Künstlern gefeiert.
Das bleibt nicht ohne Auswirkungen auf die vorwiegend jugendlichen Fans. In den vergangenen Jahren sind die ärztlichen Verschreibungen von Tilidin für die Altersgruppe der 15- bis 20-Jährigen gestiegen. Etwa 3,5 % der 18- bis 64-Jährigen in Deutschland erfüllen die Kriterien für eine Abhängigkeit von Medikamenten. Etwa 1,8 Millionen Personen gelten in Deutschland als medikamentenabhängig.
Doch was ist Tilidin für ein Medikament, wie wirkt es - und wo lauern die Gefahren?
Was ist Tilidin?
Tilidin ist ein synthetisches Opioid, das in der Medizin als verschreibungspflichtiges Medikament gegen mittelstarke Schmerzen (Stufe II von III) eingesetzt wird - u.a. bei Krebspatienten, nach Hüft- oder Knieoperationen und bei rheumatischen Beschwerden.
Da Tilidin unter anderem die Stimmungslage und die Psyche beeinflussen kann, besteht die Gefahr, dass das Medikament missbräuchlich angewendet wird. Um dem vorzubeugen, darf es in Deutschland nur als Kombinationspräparat mit Naloxon angewendet werden, das seine Wirkung ab einer bestimmten Konsummenge aufhebt und zudem für Entzugssymptome sorgt.
Wie wirkt Tilidin?
Ähnlich wie Morphin hemmt Tilidin die Schmerzwahrnehmung im Gehirn, hat jedoch eine deutlich schwächere schmerzstillende Wirkung. Darüber hinaus soll es beruhigend, euphorisierend und enthemmend wirken. Wird das Medikament, obgleich man es sich eigentlich vom Arzt verschreiben lassen muss, missbräuchlich verwendet, besteht die Gefahr, dass Tilidin körperlich abhängig macht.
Die schmerzlindernde Wirkung von Tilidin tritt innerhalb von zehn bis 15 Minuten nach Einnahme ein und hält vier bis sechs Stunden an. Neben der gewünschten schmerzstillenden Wirkung können Nebenwirkungen wie Schwindel, Benommenheit, Übelkeit und Erbrechen auftreten.
Gefährliche Wechselwirkung mit Alkohol und Beruhigungsmitteln
Gefährlich ist die Kombination von Tilidin und Alkohol oder Beruhigungsmitteln. Denn dabei kann es zu einer gegenseitigen Verstärkung und Verlängerung der dämpfenden Wirkung auf das Zentralnervensystem kommen. Möglich ist sogar eine Atemlähmung, die zum Tod führen kann.
(Der Artikel wurde erstmals am 9. September 2000 veröffentlicht und am 15. November 2024 aktualisiert)
Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 09. September 2020 | 17:15 Uhr