Till Lindemann (l-r), Gitarrist Paul H. Landers, Gitarrist Richard Kruspe, Bassist Oliver Riedel und Schlagzeuger Christoph Schneider
Rammstein gehört zu den erfolgreichsten deutschen Bands aller Zeiten. Hier ein Bild aus dem Jahr 2015. Bildrechte: picture alliance / dpa | Britta Pedersen

Rammstein Das sind die Männer neben Till Lindemann

10. Oktober 2023, 15:12 Uhr

Durch die Vorwürfe ist Rammstein-Fontmann Till Lindemann ruckartig in den Fokus der Öffentlichkeit gerutscht. Die Anschuldigungen lassen ihn alles andere als gut dastehen. BRISANT wirft einen Blick auf die anderen fünf Band-Mitglieder und das Wirtschaftsunternehmen Rammstein.

Die schwerwiegenden Anschuldigungen haben einen gewaltigen Schlagzeilen-Hagel über die Band Rammstein gebracht. Im Kern des Ganzen steht Frontmann Till Lindemann, der sich gegen die Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs wehrt und sie mit Hilfe von prominenten Anwälten dementieren ließ. Stand jetzt steht Aussage gegen Aussage und die Unschuldsvermutung gilt. Wirkliche Konsequenzen, mal abgesehen vom Ende der berüchtigten "Row Zero" und der Absage von Aftershow-Partys, hat es bislang weder für die Band, noch für Till Lindemann gegeben. In Litauen, wo der Ursprung der aktuellen Vorwürfe liegt, hat die Polizei kein Ermittlungsverfahren gegen den Frontmann einleiten. In Deutschland ist das anders.

Rütteln die Vorwürfe an der Band-Besetzung?

Und so tourt der Rammstein-Zirkus weiter. Vier Konzerte, mit insgesamt 240.000 Konzertgängern, hat die Band in München gespielt, drei weitere in Berlin. Die Euphorie scheint bei der Mehrzahl der Rammstein-Fans ungebrochen zu sein. Unklar ist, wie es um die Euphorie innerhalb der Band bestellt ist. Die Spanne der Gerüchte reicht von einer tiefen Zerissenheit bis hin zu engstem Zusammenhalt. Klar ist, dass die Bandmitglieder Rammstein in knapp 30 Jahren Bandgeschichte zu einer erfolgreichen Weltmarke aufgebaut haben. Und das scheint, zumindest beruflich, zusammenzuschweißen. Die Besetzung der Band ist heute noch genauso, wie im Gründungsjahr 1994. Weder kleine noch größere Skandale konnten ihr bislang etwas anhaben.

Rammstein als Millionen-Business

Über Frontmann Till Lindemann (60 Jahre), das Gesicht der Band, ist so einiges bekannt. Oft genug lag der Fokus schon auf dem Sänger mit der brachialen und bei Fans beliebten Stimme. Neben ihm verantwortlich für den Erfolg: Schlagzeuger Christoph Schneider (57), Gitarrist Paul Landers (58), Keyboarder Christian "Flake" Lorenz (56), Lead-Gitarrist Richard Kruspe (57) und Bassist Oliver Riedel (52). Alle sechs eint, dass sie Millionen-Beträge durch Rammstein einstreichen. Allein mit ihrer Stadion-Tour von 2019 bis 2022 sollen knapp 350 Millionen US-Dollar durch Ticket-Verkäufe umgesetzt worden sein. Die Rammstein-Mitglieder zählen damit zu den am besten verdienenden Künstlern weltweit. Nach Angaben der "Bild"-Zeitung sind alle wirtschaftlich durch die "Rammstein GBR" verbunden - eine Gesellschaft Bürgerlichen Rechts, die jedes Bandmitglied als gleichwertigen Gesellschafter mit gleichen Anteilsrechten aufführt.

Rammstein Konzert in Aarhus
Die spektakulären Rammstein-Konzerte bescheren den Mitgliedern Millionen-Summen. (Archiv) Bildrechte: IMAGO/Gonzales Photo

Das sind die Band-Mitglieder von Rammstein

In der Band soll Lindemann besonders mit Richard Kruspe ein enges Verhältnis gepflegt haben. Deshalb wird das aktuelle Verhalten der beiden auf der Bühne stark beäugt, um möglicherweise ablesen zu können, wie die Stimmung in der Band ist. Kruspe hat eine Tochter mit einer Ex-Frau von Lindemann. Lindemann wiederum soll sich nach Informationen der "Bild-Zeitung" um Kruspes Sohn aus einer späteren Beziehung gekümmert haben. Wenn bei Rammstein Leerlauf ist, hat der gebürtige Wittenberger Kruspe, der in Berlin lebt, noch das Band-Projekt "Emigrate", für das er als Sänger auf der Bühne steht. "Neben Rammstein fehlte mir immer ein gewisser musikalischer Ausgleich. Ich wollte nicht mehr nur der Typ sein, der sich allabendlich umgeben von Feuer und Raketen in eine primär visuelle Welt beamt. Ich bin ja in erster Linie Musiker", begründete Kruspe die Gründung des Projekts in einem Interview im Jahr 2014.

Gitarrist Landers brachte Feuer auf die Bühne

Auch Paul Landers hat seine Fußspuren in anderen Bands hinterlassen - vor allem im Bereich Fun-Punk mit der DDR-Band "Feeling B". Seit den frühen Achtzigerjahren war der gebürtige Ost-Berliner als Gitarrist aktiv, vereinzelt auch mit anderen Instrumenten. Für diverse Gruppen agierte der gelernte Funk- und Fernmelde-Mechaniker zudem als als Tontechniker. Bei Rammstein soll Landers nach Angaben des britischen "Metal Hammer Magazins" die Kreativperson in Sachen Bühnenshow sein. So soll der erste Flammenwerfer-Einsatz einer Idee aus Landers "Feeling B"-Zeit entstammen und auch die charakteristischen "Hammerschläge" auf Till Lindemanns Bein sollen durch den Input von Landers zum festen Bestandteil der Rammstein-Shows geworden sein.

Vogelperspektive auf ein gefülltes Stadion mit Pyroshow.
Feuer spielt bei Rammstein-Konzerten eine zentrale Rolle. (Archiv) Bildrechte: picture alliance/dpa | Sven Hoppe

"Flake" gern mal auf dem Laufband

Auch Christian Lorenz, besser bekannt als "Flake", hat eine Vergangenheit bei der Band "Feeling B". Im Alter von 16 Jahren heuerte der Rammstein-Keyboarder dort an und traf auf seine heutigen Band-Kollegen Paul Landers und Christoph Schneider. Das Besondere an der "Feeling B"-Zeit: Der gebürtige Ost-Berliner, der auch heute noch in Berlin lebt, sollte mit seiner Weltmeister-Orgel nicht nur für Melodien sorgen, sondern auch die Rolle des Bassisten übernehmen, der zu dieser Zeit fehlte. Bei Rammstein fällt Flake immer wieder durch unterhaltsame Show-Parts auf. Dabei bewegt er sich unharmonisch, läuft beim Spielen auf einem Laufband oder fährt per Gummi-Boot über die Hände der Zuschauer. Auch neben dem Musiker-Dasein ist Flake ein vielbeschäftigter Mann. So machte er schon als Schriftsteller, unter anderem mit seinem ersten Werk: "Der Tastenficker: An was ich mich so erinnern kann", und als Radio-Moderator/Podcaster beim Sender "Radio Eins" von sich reden.

Schlagzeuger Schneider "hält die Band zusammen"

Ebenfalls in Ost-Berlin ist Schlagzeuger Christoph Schneider zur Welt gekommen. Sein musikalischer Werdegang ging über Schüler-, später Independent-Bands und auch "Feeling B", wo Keyboarder Lorenz und Gitarrist Landers bereits aktiv waren. Zunächst spielte Schneider Trompete, Geige, Gitarre und Klavier, bevor er sich autodidaktisch das Schlagzeug-Spielen beibrachte. Im Gegensatz zu den meisten anderen Rammstein-Mitgliedern gilt Schneider als diszipliniert und uneitel. "Flake" schrieb in einem Buch über ihn: "Er spielt wie eine Maschine. Nur besser. (...) Er hält die Band zusammen". Zu den aktuellen Vorwürfen hat er sich als erstes Bandmitglied in einem eigenen Statement geäußert.

Rammstein-Schlagzeuger Christoph Schneider
Drummer Christoph Schneider gilt als diszipliniert und uneitel. (Archiv) Bildrechte: imago images / Ralf Müller

Bassist Riedel eines der Gründungsmitglieder

Das sechste Band-Mitglied ist Bassist Oliver Riedel. Der gebürtige Schweriner machte in seiner Jugend eine Lehre zu Stuckateur und arbeitete eine Weile in diesem Beruf, bevor er ihn für seinen Traum, die Musik, an den Nagel hängte. Riedel gehört mit Kruspe und Schneider zu den Gründungsmitgliedern der Projekts "Tempelprayers", das später zu Rammstein wurde. Er gibt selten Interviews und pflegt eine zurückgezogene Lebensweise in Berlin - mit einer Körpergröße von zwei Metern eine Herausforderung.

Wie geht es mit Rammstein weiter?

Bei den Vorwürfen gegen Till Lindemann wird kaum über die restlichen Mitglieder berichtet. Erst kürzlich brachten allerdings neue Recherchen von NDR und SZ weitere Anschuldigungen mutmaßlicher Opfer an die Öffentlichkeit. In dessen Fokus allerdings nicht Frontmann Till Lindemann, sondern Keyboarder Christian "Flake" Lorenz. Wenn die Vorwürfe stimmen, wussten sie Bescheid? Gab es Verflechtungen zwischen Frontsänger und den restlichen Bandmitgliedern? Gerüchten zufolge soll Lindemann wegen seiner Eskapaden innerhalb der Band isoliert sein. Ein Schulterschluss aller sechs Mitglieder nach dem dritten Konzert in München spricht dagegen.

(Dieser Beitrag wurde erstmals am 12.06.23 veröffentlicht.)

Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 12. Juni 2023 | 17:15 Uhr

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