Jan Ullrich
Jan Ullrich hat in einem Podcast offen über seine Depression und Drogensucht gesprochen. (Archiv) Bildrechte: picture alliance/dpa | Sina Schuldt

Drogen und Depressionen "War unten durch": So hat Jan Ullrich den Weg aus der Krise geschafft

26. März 2025, 17:55 Uhr

Verschwiegenes Doping, abruptes Karriere-Ende und dann der tiefe Fall - die Jahre nach dem erzwungenen Abschied vom Profi-Radsport 2007 waren für den einstigen deutschen Volks-Helden Jan Ullrich eine große Herausforderung.

Alkohol als Problemlöser?

Im Podcast "Raus aus der Depression" spricht der 51-Jährige jetzt ausführlich über Drogenprobleme und vom Kampf gegen seine Depression. Nach dem Dopingskandal und dem anschließenden Ende seiner Profi-Karriere sei er in ein tiefes Loch gefallen. "Ich war unten durch. Der Radsport ging einfach weiter ohne mich. Das hat mich aufgefressen. Dann kam Alkohol dazu, um das zu verdrängen."

Jan Ullrich sitzt 2023 nach der Vorstellung seiner Dokumentation "Jan Ullrich - Der Gejagte" im Filmtheater Sendlinger Tor auf der Bühne.
Im Jahr 2023 gab Jan Ullrich seine Doping-Vergehen zu. (Archiv) Bildrechte: picture alliance/dpa | Angelika Warmuth

Lust auf Sport war weg

Ullrich sei "wirklich depressiv" gewesen. "Mir hat nichts mehr Spaß gemacht. Ich habe nur noch das Nötigste hinbekommen. Ich habe nicht mehr trainiert. Ich habe keine Lust mehr an dem Sport gehabt, auf den ich vorher so Lust hatte", erzählt er im Gespräch mit den Podcast-Hosts Harald Schmidt und Ulrich Hegerl, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Deutsche Depressionshilfe.

Schwerer Weg, sich Hilfe zu suchen

Sich Hilfe zu suchen, sei schwer gewesen, erklärt der Tour-de-France-Sieger von 1997. "Wenn du von klein auf antrainiert bekommst: kämpfen, niemals aufgeben. Dann ist es unglaublich schwer, nach Hilfe zu fragen." Er habe sich immer gesagt, dass er da alleine wieder herauskomme, sagt der ehemalige Olympiasieger und Weltmeister.

Jan Ullrich (Deutschland, Team Deutsche Telekom) im gelben Trikot 1997
1997 war Jan Ullrich als Tour-de-France-Sieger sportlich auf dem Zenit. (Archiv) Bildrechte: IMAGO / Bürhaus

Jan Ullrich hat sein Leben wieder im Griff

Seine Kinder hätten ihn motiviert, sich Hilfe zu suchen, so Ullrich. Er sei zweimal in einer Klinik gewesen, einmal neun und dann zwölf Wochen. Dort habe er wieder angefangen Sport zu treiben und zu lesen: "Alles, was mir vorher gut getan hat."

Er habe sich Zeit genommen für die Genesung; heute erlebe er auch Yoga, Atemübungen und "längere Runden mit den Hunden" als hilfreich. Zudem trinke er keinerlei Alkohol mehr. "Ich habe gelernt, mich selbst zu lieben." Über viele Jahre habe er sich selbst nicht gespürt: "Ich habe mich regelrecht vergiftet."

Doku bringt Geständnis ins Rollen

Im Zuge der Veröffentlichung der Dokumentation "Jan Ullrich - Der Gejagte" im November 2023 hatte Ullrich ein Doping-Geständnis abgelegt - und damit sein jahrelanges Schweigen beendet.

Zwei Jahrzehnte war er nach den öffentlich gewordenen Doping-Skandalen im Radsport vielfach geächtet worden. Der Olympiasieger von 2000 geriet danach mehrmals durch Skandale und Suchtprobleme in die Schlagzeilen. Diese Zeit scheint nun endgültig abgehakt zu sein.

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Traumatische Erlebnisse begleiten Betroffene oft ein Leben lang. Bildrechte: Colourbox.de

Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 26. März 2025 | 17:15 Uhr

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