Hannelore Hoger
Für viele war sie "Bella Block": Schauspielerin Hannelore Hoger. Am 21. Dezember 2024 ist sie gestorben. Bildrechte: picture alliance/dpa/Georg Wendt

Sie war "Bella Block" Hannelore Hoger ist tot

29. Dezember 2024, 18:16 Uhr

Feuerrote Haare, selbstbewusst und unerschrocken: So kannte man Hannelore Hoger in ihren Rollen, vor allem aus der erfolgreichen ZDF-Krimi-Reihe "Bella Block".

Nun ist die Schauspielerin am 21. Dezember in ihrer Heimatstadt Hamburg gestorben, wie ihre Tochter Nina Hoger bestätigte. Um ihr genaues Alter betrieb die Schauspielerin ein Verwirrspiel, zur Verfügung standen die Jahrgänge 1940 bis 1943. 

Ins Theaterleben hineingeboren

In der Theaterwelt darf man ja gern etwas eigenwillig sein - vielleicht hat Hannelore Hoger hier schon als Kind gelernt, so zu sein, wie sie es für richtig hielt? Mag sein: Ihr Vater Leo Hoger war Schauspieler und organisatorischer Leiter am bekannten Hamburger "Ohnsorg-Theater". Der Berufswunsch war also klar:

Mit 14 stand sie schon auf der Bühne, mit 17 Jahren begann Hannelore Hoger ein Schauspielstudium. Danach zog es sie zunächst zum Theater. Unter anderem in Ulm, Bremen, Berlin, Bochum und Hamburg feierte sie Erfolge.

Traugott Buhre und Hannelore Hoger im Bühnenstück "Marija" von Isaak Babel anlässlich eines Gastspiels des Württembergischen Staatstheaters Stuttgart in der Freien Volksbühne Berlin.
Theater war lange ihre Welt: Hannelore Hoger mit Traugott Buhre im Bühnenstück "Marija" (1968). Bildrechte: picture alliance / | -

Schon früh, mit nur 18 Jahren, wurde Hannelore Hoger Mutter: Tochter Nina wurde 1961 geboren. Ihr Vater ist der Schauspieler Norbert Ecker.
Mit ihrer einzigen Tochter blieb die Schauspielerin immer sehr eng verbunden.

Nina ist der wichtigste Mensch meines Lebens. Ich kann mich immer auf sie verlassen. Bedingungslos.

Hannelore Hoger Frau im Spiegel, 2022

Nina Hoger und Hannelore Hoger
Hannelore Hoger mit Tochter Nina (2012). Bildrechte: picture alliance/dpa/Henning Kaiser

Von Fassbinder bis Rossini: Vor der Kamera

Durch Film und später dem Fernsehen wurde Hannelore Hoger in Deutschland einem größeren Publikum bekannt - mit ernsten, aber auch durchaus humorvollen Rollen.

Komisch sein durfte sie zum Beispiel in Helmut Dietls Schickeria-Glosse "Rossini", wobei sie als Klatschreporterin neben Kollegen wie Götz George und Mario Adorf brillierte. Eher intellektuell und künstlerisch war ihr Spiel dagegen in "Die verlorene Ehre der Katharina Blum" von Volker Schlöndorff und Margarethe von Trotta, "Deutschland im Herbst" von Rainer Werner Fassbinder.

Hannelore Hoger
"Bella Block" war ihre Paraderolle (2011). Bildrechte: picture alliance/dpa/Britta Pedersen

Bella Block - eine ungewöhnliche Kommissarin

Und dann kam die Rolle, die vieles veränderte - unter anderem die Vorstellung davon, wie eine Fernsehkommissarin zu sein hat: Bella Block war anders - eigensinnig bis exzentrisch, sarkastisch, auch ein wenig eitel, mit einem ganz undamenhaften Faible fürs Rauchen, Trinken und Fluchen.

Von der vielfach ausgezeichneten Krimireihe wurden zwischen 1994 und 2018 insgesamt 38 Folgen ausgestrahlt. Das Ende der beherzten Kommissarin war selbstgewählt: "Ich bin Schauspielerin und zwanzig Jahre älter geworden", sagte Hannelore Hoger Ende 2014. "Solange ich es kann, möchte ich mich noch anderen Rollen und Themen zuwenden."

Und das tat sie: mit Theater-Regie, einem Buch ("Ohne Liebe trauern die Sterne"), großen Filmen wie "Zurück ans Meer", in dem sie zusammen mit ihrer Tochter vor der Kamera stand, zahlreichen Hörbüchern und ihrem umfassenden sozialen Engagement.

Eigensinn und Mut

Überhaupt tat Hannelore Hoger stets das, was ihr richtig erschien - und vielleicht wird das neben ihrer enormen Präsenz vor der Kamera vor allem von ihr in Erinnerung bleiben: Eine erfolgreiche Schauspielerin zu sein, mit Rollen, die auch das breite Publikum begeistern, und dennoch ihre Eigenwilligkeit zu bewahren.

Als alleinerziehende Mutter, die nie verheiratet war ("Die Ehe war mir immer etwas unheimlich", sagte sie dazu), aber in ihren Beziehungen doch die große Liebe suchte. Geklappt hat es immer nur auf Zeit - das bedauerte die Mimin später durchaus:

Das habe ich in meinen Beziehungen immer vermisst. Einen Mann, der sich mir absolut zugehörig fühlte.

Hannelore Hogar Frau im Spiegel, 2022

Die Schauspielerin Hannelore Hoger und der Schriftsteller Alexander Kluge bereiten sich auf ihre gemeinsame Lesung zur Eröffnung des "Literarischen Herbstes" in Leipzig vor.
Hannelore Hoger 2001 mit dem Regisseur und Autor Alexander Kluge, mit dem sie auch liiert war. Bildrechte: picture-alliance / ZB | Wolfgang Kluge

Hannelore Hoger erhielt für ihr Wirken zahlreiche renommierte Preise - darunter den Adolf-Grimme-Preis, den Goldenen Löwe, den Deutschen Fernsehpreis und die Goldene Kamera.

Nun ist sie gestorben. Die Todesursache ist nicht bekannt. Wohl aber, wie alt Hannelore Hoger selbst werden wollte: 104 Jahre!

"104 klingt einfach gut", fand sie. Leider hat sie das nicht geschafft. Es wäre noch Platz für ein paar tolle Rollen gewesen.

Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 27. Dezember 2024 | 17:15 Uhr

Weitere Themen

Die Sängerin AnNa R. (Andrea Neuenhofen), bei dem Konzert «Pankow und Gäste» auf der Bühne im Schlosspark.
AnNa R. war die ehemalige Sängerin der Band "Rosenstolz". Sie starb Mitte März im Alter von 55 Jahren. Bildrechte: picture alliance/dpa | Patrick Pleul