
Kein Blick in die Schatzkammern Darum schweigen Europas reichste Royals über ihr Vermögen
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15. November 2024, 16:49 Uhr
Wie reich sind die Königsfamilien und Fürstenhäuser in Europa wirklich? Wie es um das Vermögen der spanischen Royals steht, hat König Felipe selbst öffentlich gemacht - die anderen Blaublüter halten sich in Sachen Finanzen jedoch bedeckt. Warum ist das so?
Über Geld spricht man nicht, man hat es. An dieses Sprichwort halten sich nahezu alle europäischen Royals eisern. Zwar veröffentlichen immer mehr Blaublüter, wie viel Geld sie aus der Steuerkasse erhalten und wofür sie es ausgeben, aber über ihr Privatvermögen verliert kaum einer ein Wort.
Warum spricht keiner übers Geld?
Zum einen ist das eigene Vermögen natürlich Privatsache, zum anderen sind die Vermögensstrukturen oft sehr komplex. Das Geld liegt nicht einfach auf dem Konto, sondern steckt zum Beispiel in Stiftungen, Immobilien, Schmuck oder Kunstsammlungen.
Laut ARD-Königshaus-Expertin Leontine Gräfin von Schmettow ist es auch eine Frage der Glaubwürdigkeit, denn: "Wenn man Ländereien und Immobilien im Wert von einer Milliarde Pfund besitzt und sich gleichzeitig für Obdachlose einsetzt - wie glaubwürdig ist man dann? Muss man dann nicht auch von seinem Vermögen abgeben?"
Einer gibt sich offen: König Felipe VI. von Spanien
Schon jetzt ein Aushängeschild für Transparenz: König Felipe VI. von Spanien. Der hat 2022 veröffentlicht, dass er genau 2.573.392,80 Euro besitzt. Davon sollen rund 2,3 Millionen auf Giro- und Sparkonten liegen. Die restlichen rund 300.000 Euro seien in Schmuck, Kunstgegenständen und Antiquitäten angelegt. Immobilien besitze er nicht. Zudem hat der König bereits 2020 angekündigt, auf das Erbe seines Vaters Juan Carlos verzichten zu wollen.
Mit seinem Vermögen steht Felipe eher am Ende der Liste der reichsten Royals. Die anderen europäischen Königshäuser haben sich bisher zwar nicht zu ihren finanziellen Mittel geäußert, Vermutungen gibt es natürlich trotzdem.
Der Unabhängige: Fürst Hans-Adam II. von Liechtenstein
Er ist Fürst, Staatsoberhaupt und wahrscheinlich Milliardär. Hans-Adam II. von und zu Liechtenstein könnte der reichste Monarch Europas sein. Im Bloomberg Billionaires Index rangiert der Fürst mit umgerechnet rund 9,3 Milliarden Euro auf Platz 269. "Forbes" vermutet dagegen "nur" rund 4,6 Milliarden Euro.
Was steckt hinter dem Forbes-Magazin?
"Forbes" gehört zu den erfolgreichsten Wirtschaftsmagazinen.Es ist eine englischsprachige Zeitschrift, die in über 27 Länderausgaben erscheint und einen großen Online-Auftritt hat. Damit gehört sie zu den erfolgreichsten Wirtschaftsmagazinen weltweit.
Ein Markenzeichen des Forbes-Magazins sind Listen: die 400 reichsten US-Amerikaner, die 2.000 größten Unternehmen, die Zahl der Milliardäre usw. Für die Listen werden öffentliche Informationen zu Vermögenswerten wie Aktien, Immobilien oder Kunst genutzt. Die Ergebnisse sind also nicht exakt und teilweise umstritten.
Das Fürstentum teilte auf BRISANT-Anfrage mit, dass es "keine Auskunft über seine Vermögenswerte" mache. Zudem bestätigte es, dass sich der Fürst als Staatsoberhaupt ausschließlich aus privaten Mitteln finanziere. Damit sind sie eine Ausnahme unter den europäischen Royals.
Unabhängig von der genauen Höhe dürfte das fürstliche Vermögen alles andere als gering sein. Das Fürstenhaus ist Eigentümer der LGT Bank, die laut ihrem letzten Geschäftsbericht allein im Jahr 2023 rund 258 Millionen Schweizer Franken Gewinn gemacht hat. Apropos: Wer sich selbst ein wenig fürstlich fühlen möchte, kann hier in den Fürstlichen Fonds investieren - der verwaltet 17 Milliarden Franken. Aber Vorsicht: Wer einsteigen will, braucht mindestens 125.000 Euro.
Laut eigener Website verfügt der Fürst weiterhin über ein "breit gestreutes Portfolio an Unternehmen". Zudem besitzt er verschiedene Kunstsammlungen, die laut Süddeutscher Zeitung weltweit einzigartig und mehrere Millionen Euro wert sein sollen. Doch damit nicht genug: Prachtvolle Schlösser wie das Schloss Vaduz oder das Schloss Wilfersdorf gehören ebenfalls zum fürstlichen Eigentum.
Heiß diskutiert: Das Vermögen von Großherzog Henri von Luxemburg
Seit Jahren wird über das private Vermögen des Großherzogs Henri von Luxemburg diskutiert. Irgendwo zwischen einer und fünf Milliarden Euro, schätzte "Forbes", wie die Berliner Zeitung 2022 berichtete. Auch Business Insider France schätzt eine Summe in diesem Bereich, rund vier Milliarden sollen es laut dem luxemburgischen Tageblatt sein.
Die Summe ergebe sich aus Schätzungen des Wertes von Ländereien, Schlössern, Firmeneinnahmen und anderen Besitztümern.
Das Großherzogtum hat diese Schätzung allerdings bereits 2019 als "pure Phantasie" dementiert und dies gegenüber BRISANT noch einmal bestätigt. Der Reichtum belaufe sich "auf ein kleinstes Prozent". Gedankenspiel: Geht man von den niedrigsten Schätzungen von einer Milliarde Euro aus, so wären ein Prozent immer noch zehn Millionen Euro. Wie hoch das Vermögen genau ist, wurde nicht verraten. Auf BRISANT-Anfrage antwortete die Pressestelle, Fragen zum Privatvermögen lägen außerhalb ihrer Zuständigkeit.
In einem Interview mit der Zeitung "Le Quotidien" begründete der damalige Hofmarschall Lucien Weiler die entschiedene Reaktion des Hofes: "Das Vermögen ist sehr bescheiden. Seit mehr als 15 Jahren wirft man uns nun schon Summen in Höhe mehrerer Milliarden an den Kopf und das hat uns nun gereicht."
Der Hofmarschall erklärte weiter, dass unter anderem Schlösser in Fischbach und Cabasson sowie der Grünewald der herzoglichen Familie gehörten. Dann fragte er: "Was ist das Schloss in Fischbach wert, wenn es niemand kauft? Gar nichts!" So kann man es natürlich auch sehen.
Im Land der Millionäre: Fürst Albert II. von Monaco
Jeder dritte Monegasse ist Millionär - das berichtete "Forbes" 2018. Da ist es gut möglich, dass auch der Fürst von Monaco einer ist. Das Vermögen des Familienoberhaupts der Grimaldis wurde 2011 von "Forbes" auf 851 Millionen bis 1,3 Milliarden Euro geschätzt. Als Quellen dieses Vermögens werden zahlreiche Beteiligungen genannt, zum Beispiel an der Spielbank von Monte Carlo, an verschiedenen Restaurants, Hotels und Clubs.
Anfang 2024 veröffentlichte die französische Zeitung "Le Monde" die Notizen des ehemaligen Vermögensverwalters der Grimaldis. Daraus gehe hervor, dass die Fürstin von Monaco, Charlène, mit einem "Taschengeld" aus dem fürstlichen Vermögen von einer Million Euro pro Jahr nicht ausgekommen sei. 2017 habe der Verwalter laut eigener Aussage beispielsweise knapp 600.000 Euro zusätzlich freigeben müssen. Ausgaben für Renovierungen, Hausbau oder Feste seien darin nicht enthalten gewesen.
Auch andere Familienmitglieder der Grimaldis sollen jedes Jahr Millionenbeträge vom Fürsten bekommen haben. Eine Tochter des Fürsten habe unter anderem eine Wohnung für drei Millionen Dollar in New York erhalten. Fürstliche Geschenke eben.
Eine BRISANT-Anfrage blieb bisher unbeantwortet, große Geheimnisse um die Finanzen also auch bei den Grimaldis.
Viele Recherchen um "The Firm" in Großbritannien
Das britische Königshaus, auch "The Firm" (dt.: die Firma) genannt, bemüht sich zwar um mehr Transparenz, aber wenn es um das Privatvermögen der Royals geht, wird eisern geschwiegen.
Doch die britischen Medien sind den Blaublütern auf der Spur. So soll König Charles nach Recherchen des Guardian im Jahr 2023 umgerechnet rund zwei Milliarden Euro besessen haben. Der Palast erklärte dazu, es handele sich um eine "höchst kreative Mischung aus Spekulationen, Annahmen und Ungenauigkeiten".
Die "The Sunday Times Rich List 2024" und "Forbes" relativierten den Reichtum auf rund 714 Millionen Euro. Die Summe beruhe auf Schätzungen der Reichtümer, so bestehe ein beträchtlicher Teil des Vermögens aus Juwelen, Kunst und Anwesen. Dazu berichtete "Forbes" bereits 2022, König Charles besitze 92 Immobilien, darunter sieben Paläste und zehn Schlösser.
Eine weitere Recherche der Sunday Times hat das "Immobilienimperium" von König Charles und seinem Sohn William 2024 untersucht - denn sie besitzen riesige Ländereien und Grundstücke in ganz Großbritannien. Insgesamt sollen sich die jährlichen Einnahmen auf rund 60 Millionen Euro belaufen. Zum Beispiel aufgrund von Pacht für ein Militärgelände und ein Gefängnis.
Auch weitere britische Familienmitglieder der Royals haben Vermögen. Laut "Forbes" sollen Prinzessin Kate und Thronfolger William gut 200 Millionen Euro verwalten. Insgesamt soll sich das Gesamtvermögen der Royal Family auf rund 26 Milliarden Euro belaufen.
Gegensätzliche Nachbarn: Die niederländischen und belgischen Royals
In den Niederlanden gibt es eine Liste der reichsten Bürger - die Quote 500. Jedes Jahr wird diese Liste veröffentlicht und natürlich steht auch die Königsfamilie Oranien-Nassau darauf. Das Nettovermögen des Königshauses wird dort auf 1,4 Milliarden Euro geschätzt. Die Familie von König Willem-Alexander belegt damit den achten Platz in der Liste der reichsten Niederländer.
Welche Besitztümer dem König gehören, macht die Regierung nicht transparent. Auf Anfrage von BRISANT antwortete die königliche Pressestelle: "Wir machen keine Aussagen über das Privatvermögen der Mitglieder der königlichen Familie."
Im Vergleich dazu wirken die belgischen Nachbarn fast bescheiden. Mutmaßungen gehen von rund 12,4 Millionen Euro aus. Laut Business Insider beziehe man sich dabei auf eine Veröffentlichung aus dem Jahr 2013, in der die belgische Monarchie ihren Wert mit knapp 13 Millionen Euro angegeben hätte. Auf BRISANT-Anfrage antwortete das Königshaus nicht.
Ziemlich verschwiegen: die skandinavischen Königshäuser
Wie viel die Royals auf ihren Privatkonten liegen haben, geben sie bekannt. Dennoch hat sich bei den Skandinaviern in Sachen Transparenz schon einiges getan. Sie legen offen, wie viel sie als Apanage bekommen und wofür sie das Staatsgeld ausgeben.
Der reichste König im Norden ist laut "Forbes" Carl Gustav von Schweden. Sein Vermögen wird auf etwa 61,7 Millionen Euro geschätzt. Dahinter folgt laut "Forbes" der dänische König. Das Vermögen von Frederik X. wird zwischen 35 und 40 Millionen Euro geschätzt. Auf dem letzten Platz der Liste liegen die Norweger. König Harald V. soll über ein Vermögen von etwa 26 Millionen Euro verfügen.
Die BRISANT-Redaktion hat auch alle skandinavischen Königshäuser angefragt, allerdings nur aus Schweden eine Antwort erhalten: "Wir stellen keine Informationen über das Privatvermögen der Königlichen Familie zur Verfügung."
Transparenzhinweis
Der ursprünglich publizierte Online-Artikel "Blick in die Schatzkammern: Wie reich sind die europäischen Royals?" wurde wegen Ungenauigkeiten überarbeitet und am 15.11.2024 neu veröffentlicht.
Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 02. Mai 2023 | 17:15 Uhr