Trotz Empfang mit Schlamm: König Felipe will Überschwemmungs-Opfer erneut besuchen

10. Dezember 2024, 17:59 Uhr

Kurz vor dem zweiten Besuch des spanischen Königs Felipe haben 130.000 Menschen ihrer Wut, Trauer und Verzweiflung Luft gemacht. Bei einer Demonstration in Valencia protestierten sie am Sonntag (10.11.) im Stadtzentrum gegen die schleppende Hilfe und die zu späten Warnungen.

Ungeachtet der anhaltenden Proteste will König Felipe am Dienstag (12.11.) erneut in die vom Unwetter zerstörte Region reisen. Königin Letizia wird ihn diesmal nicht begleiten, wie das Königshaus mitteilte.

Mehr als 200 Menschen sind allein in der Region Valencia bei den Unwettern ums Leben gekommen.

Im Anschluss an die Demonstration in Valencia kam es zu Ausschreitungen. Radikale Gruppen seien am Ende der friedlichen Demonstration mitgelaufen und hätten Steine, Flaschen und brennende Behälter auf die Polizeibeamten geworfen, berichtete die Zeitung "Las Provinicias".

Ein Royal in einer Menschenmenge 3 min
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Erster Besuch: König Felipe und Königin Letizia mit Schlamm und Steinen beworfen

Bei ihrem ersten Besuch am Sonntag (03.11.) in der Region Valencia haben König Felipe und Königin Letiza die ganze Wut und Verzweiflung der Menschen zu spüren bekommen.

"Mörder", brüllten Menschen in der besonders stark betroffenen 27.000-Einwohner-Gemeinde Paiporta den beiden entgegen. Aufgebrachte Menschen warfen außerdem Schlamm und Gegenstände in Richtung des Königs.

Spaniens König Felipe VI. (Mitte) verlässt den Schauplatz, nachdem eine Menge wütender Überlebender der Überschwemmungen in Spanien den König und Regierungsbeamte bei ihrem ersten Besuch in einer der am stärksten betroffenen Städte mit Schlamm beworfen und beschimpft hatten.
Betroffene der schlimmen Unwetter warfen Schlamm in Richtung des Königspaars: Aus Wut über das empfundene Behördenversagen. Bildrechte: picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Hugo Torres

Felipe von Personenschützern abgeschirmt

Die Stimmung in Paiporta war sehr angespannt gewesen, wie der staatliche Sender RTVE berichtete. Das Königspaar habe noch versucht, mit den Menschen, die sich der Gruppe näherten, zu sprechen und sie zu beschwichtigen.

Felipe habe den Besuch in dem Ort fortsetzen wollen, sei dann aber von Personenschützern - zum Teil auf Pferden - aus Sicherheitsgründen abgeschirmt worden.

König Felipe und Königin Letizia besuchen Velencia nach der Flutkatastrophe.
Personenschützer versuchten die Lage unter Kontrolle zu bringen. Bildrechte: picture alliance / abaca | Andrews Archie/ABACA

Das Königspaar war gemeinsam mit dem spanischen Regierungschef Pedro Sánchez nach Paiporta westlich von Valencia gereist. Im dortigen Krisenzentrum machte sich Felipe ein Bild von der Lage. Anschließend stand die Gemeinde Chiva auf dem Programm.

König Felipe und Königin Letizia besuchten die Städte Paiporta und Chiva, zwei der am stärksten von den DANA-Sturzfluten in der Provinz Valencia betroffenen Orte, um den Opfern ihr Beileid und ihre Zuneigung zu bekunden.
Das Königspaar sprach mit Rettungskräften. Bildrechte: IMAGO / PPE

König Felipe trauert um die Opfer

Das spanische Parlament hatte am Mittwoch (30.10.) in einer Schweigeminute der vielen Opfer gedacht. Auch Spaniens König Felipe VI. zeigte sich tief bewegt und sprach den Angehörigen sein Beileid aus:

Ich wollte diese Gelegenheit nutzen, um öffentlich meine Verzweiflung und meine Besorgnis über die Tragödie zum Ausdruck zu bringen, die sich gestern Abend ereignet hat und die sich heute fortsetzen könnte. [...]

Zusammen mit der Königin möchten wir allen Familien, die einen geliebten Menschen verloren haben, unser Beileid aussprechen. In einigen Fällen wissen sie noch nicht, was mit ihren Angehörigen geschehen ist. [...] Die Hauptsache ist, dass ich mein Beileid ausspreche und meine Trauer mit so vielen Menschenleben teile, die verloren gegangen sind.

König Felipe VI. Reuters
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Kritik an Regierung und Rettungskräften

Seit dem 29.10. wüteten auf der spanischen Halbinsel schwere Unwetter. In einigen Regionen fiel an einem Tag mehr Regen als sonst in einem Monat. Neben zahlreichen Toten und Vermissten waren auch die Stromversorgung und Telefonverbindungen teilweise zusammengebrochen. Auch der Flug- und Bahnverkehr war beeinträchtigt.

In Spanien gibt es seit den Unwettern harsche Kritik an Politik und Einsatzkräften. In vielen Orten fühlten sich die Menschen alleingelassen, weil in den ersten Stunden und Tagen nach den Unwettern keine staatliche Hilfe vor Ort war.

Zudem gibt es Kritik, dass die Regionalregierung Valencia die Warnungen des Wetterdienstes Aemet zu spät an die Bevölkerung weitergegeben habe. Dutzende Menschen werden noch vermisst, die Zahl der Toten, bisher 222 in ganz Spanien (10.11.2014), dürfte weiter steigen.

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Unterstützung auch aus Deutschland

Die Bundesregierung und die EU boten ihre Hilfe an. Bundeskanzler Olaf Scholz schrieb auf X, er sei "erschüttert" über die Folgen der Überschwemmungen in Spanien, und fügte hinzu: "Wir stehen im Austausch mit der spanischen Regierung, was mögliche Hilfeleistungen angeht."

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sprach dem spanischen König Felipe im Namen aller Deutschen sein "großes Mitgefühl" aus und wünschte den Helferinnen und Helfern viel Kraft in dieser Ausnahmesituation.

Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 10. November 2024 | 17:15 Uhr

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