Unwetter in Deutschland Lebensgefahr Gewitter: So verhalten Sie sich richtig

14. August 2024, 11:08 Uhr

Etwa 200 Menschen werden jedes Jahr in Deutschland vom Blitz getroffen. Meist geht das glimpflich aus, doch einige dieser Blitzeinschläge enden tödlich - zuletzt gab es Fälle in Dresden und Delmenhorst.

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Was kann bei einem Blitzeinschlag passieren?

Wird man vom Blitz getroffen, kann das zu Verbrennungen und Verbrühungen führen. Je nachdem, wo der Blitz den Körper genau trifft, kann er auch Übelkeit oder Schwindel, Seh- und Riechstörungen oder Gedächtnisverlust auslösen.

Dramatisch wird es, wenn der Atemreflex bzw. die Atemmuskulatur nicht mehr funktioniert oder Muskeln wie der Herzmuskel betroffen sind. Das kann lebensgefährlich sein.

Mythos 1: Buchen sollst du suchen, Eichen sollst du weichen

Dieser Tipp ist eher gefährlich, denn: "Blitze machen keinen Unterschied zwischen Eichen und Buchen", sagt der Experimentalphysiker Prof. Hans-Dieter Betz. Man sollte daher beide meiden und bei Gewitter generell zehn Meter Abstand zu allen Bäumen halten. "Auf den Boden ducken und die Beine nicht spreizen, sonst kann die sogenannte Schrittspannung gefährlich werden", so Betz weiter.

Auf keinen Fall sollte man sich flach auf den Boden legen, wie noch vor Jahren häufig geraten wurde. Dann berührt man an zwei weiter voneinander entfernten Punkten den Boden und kann im Ernstfall verletzt oder gar getötet werden.

Eine mächtige alte Stieleiche am Ziegelteich Niedergurig
Egal, ob Eiche oder Buche. Bei Gewitter sollte man sich von Bäumen tunlichst fernhalten! Bildrechte: imago/Harald Lange

Mythos 2: Ein Blitz schlägt niemals zweimal an der gleichen Stelle ein

Auf diese vermeintliche Weisheit sollte man sich aus Sicht vieler Experten besser nicht verlassen. Es gibt durchaus Stellen, an den der Blitz schon zwei-, dreimal oder sogar noch häufiger eingeschlagen ist. Das können z.B. Flächen sein, die höher über der Erde aufragen.

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Mythos 3: Wenn es noch nicht regnet, ist man vor Blitzen sicher

Das stimmt so nicht: "Es kann durchaus sein, dass ein Blitz aus heiterem Himmel einschlägt", warnt Experte Hans-Dieter Betz. Es gebe Wolkenformationen, bei denen Blitze auch am Rand auftreten.

Weil Gewitter zudem in großen Höhen entstehen und Blitze schräg verlaufen können, kann man folglich auch noch Kilometer vor der Regenfront getroffen werden.

Blitzschlag über der Wüste, Big-Bend-Nationalpark, West-Texas, USA
Um vom Blitz getroffen zu werden, muss es nicht regnen. Bildrechte: IMAGO / imagebroker

Mythos 4: Die Zeit zwischen Blitz und Donner gibt Aufschluss über die Entfernung des Gewitters

Das ist richtig. Diese Regel lernen schon Kinder: Nach dem Aufblitzen bis zum Donner zählen und dann das Ganze durch drei teilen - so viele Kilometer ist das Gewitter noch entfernt. "Den Blitz sieht man wegen der Lichtgeschwindigkeit fast ohne Verzögerung, der Schall ist mit 300 Meter pro Sekunde deutlich langsamer", sagt Blitzforscher Betz. Kritisch werde es, wenn zwischen Blitz und Donner weniger als 15 Sekunden liegen.

Allerdings sollte man sich auf die Faustregel nicht allzu sehr verlassen. "Es kann sein, dass man Blitze nicht sieht oder Donner bei rauschendem Regen nicht mitbekommt", so der Experte. Er rät, besser eine der Gewitter-Warn-Apps fürs Smartphone zu nutzen, die dank Wetterdaten deutlich präziser arbeiten.

Auch die kostenlose Warn-App NINA des Bundes hat solche Funktionen.

Mythos 5: Wenn es blitzt, sollte man nicht telefonieren

"In städtischen Gebieten muss man sich keine Sorgen machen", gibt Hans-Dieter Betz teilweise Entwarnung. Dort seien die Leitungen fast immer unterirdisch verlegt und zudem stark verzweigt. Die Überspannung nach einem Blitzeinschlag wird schnell aufgeteilt.

In ländlichen Gegenden sieht das anders aus. Dort verlaufen die Telefonleitungen manchmal noch über der Erde und sind zudem meist nur wenig verzweigt. "Schlägt der Blitz in die Leitung ein, kann die Überspannung durchaus bis ins Haus gelangen", so der Blitzforscher. Das könne gefährlich für alle sein, die ein Telefon mit Schnur nutzen. Wer ein schnurloses Festnetztelefon hat, muss sich dagegen keine Sorgen machen.

Ein älterer Herrr hält ein Telefon an seinem Ohr.
Bei Gewitter telefonieren? Mit diesem Telefon kein Problem! Bildrechte: IMAGO/Fotostand

Mythos 6: Im Auto ist man sicher, im Cabrio dagegen nicht

Autos bieten einen sicheren Schutz vor Blitzen, denn die Metallkarosserie bildet einen sogenannten Faradayschen Käfig und leitet Blitze weiter. Das Innere bleibt also frei von elektrischen Spannungen. Bei Gewitter sollte man nur die Fenster schließen und keine Metallteile anfassen.

Laut ADAC funktioniert dieser Schutz auch bei Cabrios - wenn das Verdeck geschlossen ist. Der Grund: In nahezu jeder Verdeck-Konstruktion gibt es sogenannte Spriegel (Stangen) aus Metall, die einen Einschlag zum Boden ableiten. Auch Windschutzscheibenrahmen, Überrollbügel und Verdeck-Mechanik wirken mit.

Mythos 7: Abwaschen bei Gewitter ist gefährlich

"Das stimmt wirklich", sagt Experte Hans-Dieter Betz. Wenn ein Blitz in der Nähe eines Hauses in die Erde einschlage, könne die Überspannung durch die metallenen Wasserleitungen übertragen werden. Denn die sind in der Regel geerdet. "Gefahr besteht aber nur, wenn man in dem Moment auch die Hand am Wasserhahn hat", so der Forscher.

Mythos 8: Handys und Schmuck ziehen Blitze an

"Da ist nichts dran", weiß unser Experte. Weder elektronische Geräte, noch Metall am Körper würden die Wahrscheinlichkeit eines Einschlags messbar erhöhen.

"Allerdings weiß man inzwischen, dass Metallgegenstände am Körper starke Verbrennungen hervorrufen können", so Physiker Betz. Die Energie könnte sich an Armreifen oder auch Piercings konzentrieren.

Porträt einer Teenagerin, die auf ihr Smartphone schaut.
Wer bei Gewitter mit dem Handy unterwegs ist, erhöht damit nicht die Gefahr eines Blitzeinschlags. Bildrechte: IMAGO / HalfPoint Images

Mythos 9: Bei Gewitter wird Milch sauer

Durch die sogenannte Spherix-Strahlung bei Gewitter oder einer Gewitterlage vermehren sich die Milchsäurebakterien besonders schnell. Zudem folgten Blitz und Donner meist auf Phasen mit sehr hohen Temperaturen. Auch die begünstigen das Bakterienwachstum, die Milch kippt schneller. "Anders als früher ist Milch aber heute eher ein 'Chemiebaukasten', da hat man den Gewittereffekt kaum noch", weiß der Physiker Hans-Dieter Betz.

(Dieser Artikel wurde zuerst am 27.06.2020 veröffentlicht und am 14.08.2024 aktualisiert.)

Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 14. August 2024 | 17:15 Uhr

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