Vergleich vor Gericht Abhörskandal: Einigung zwischen Prinz Harry und "The Sun"

22. Januar 2025, 19:01 Uhr

Die Zivilklage von Prinz Harry wegen illegaler Informationsbeschaffung gegen den Verlag der britischen Zeitung "The Sun" sollte ab Dienstag (21.01.) in einem mehrwöchigen Prozess in London verhandelt werden. Doch daraus wird nichts. Noch vor Beginn des zweiten Prozesstages einigten sich beide Seiten auf einen Vergleich.

Darum geht es

Der Sohn von König Charles hatte dem Verlag NGN (News Group Newspapers) vorgeworfen, durch Bespitzelung - unter anderem durch Abhörmethoden und den Einsatz von Privatdetektiven - an Informationen über ihn gelangt zu sein. Gemeinsam mit einem weiteren Kläger wollte er die Vorwürfe gegen die Journalisten anhand von Artikeln belegen, die ihrer Ansicht nach durch die fragwürdigen Methoden zustande gekommen waren.

Die jetzige Einigung kommt überraschend. Harry hatte angekündigt, das Verfahren stellvertretend für andere Betroffene durchzuziehen und die mutmaßlichen Machenschaften des Blattes aufzudecken. Er wollte dafür sogar selbst in den Zeugenstand treten. Dazu wird es nun nicht mehr kommen.

Prinz Harry in blauem Anzug
Prinz Harry wollte selbst aussagen, doch dazu kommt es nicht mehr. (Archiv) Bildrechte: Getty Images

Der Vergleich

Wie sieht der Vergleich konkret aus? Harry erhält auf jeden Fall eine "substanzielle Entschädigung" von NGN. Außerdem entschuldigte sich der Verlag in einer Erklärung "umfassend und ohne Einschränkungen" für "ernsthafte Verletzungen seines Privatlebens, einschließlich illegaler Praktiken, die durch Privatdetektive angewandt wurden, die für die 'Sun' tätig waren."

Für den Verlag bedeutet der Vergleich, dass er einer detaillierten Prüfung vor Gericht entgeht, ob und inwieweit Mitarbeiter der "Sun" in illegale Machenschaften verwickelt waren.

Für Harry ging es um viel

Mit der Klage hat der royale Aussteiger hohe finanzielle Verluste riskiert. Ein Grund, warum unter anderem Schauspieler Hugh Grant, Mel C und Paul Gascoigne eine Sammelklage abgelehnt hatten. Sie alle einigten sich stattdessen außergerichtlich mit dem Verlag. Insgesamt soll sich NGN nach Angaben der Nachrichtenagentur AFP mit rund 1.300 Klägern geeinigt und rund 1,2 Milliarden Euro an Schadenersatz und Anwaltskosten gezahlt haben.

Grund dafür ist ein Vergleichsverfahren im englischen Rechtssystem. Es besagt: Lehnt ein Kläger ein Vergleichsangebot ab und erhält später vor Gericht weniger als angeboten, muss er sämtliche Kosten tragen - auch die der Gegenseite. Diese Regelung soll Kläger ermutigen, faire Vergleichsangebote ernsthaft in Erwägung zu ziehen.

Prinz Harry
Es ist nicht der erste Prozess, den Harry gegen die Boulevardpresse vor Gericht führt. (Archiv) Bildrechte: IMAGO / FAMOUS

Kampf gegen die Boulevardpresse

Seit Jahren kämpft Prinz Harry gegen die sogenannte "Tabloid Press". Im Dezember 2023 errang der Prinz einen Teilsieg in einem ähnlichen Prozess gegen den "Mirror"-Verlag. Das Gericht stellte damals fest, dass in 15 von 33 untersuchten Artikeln illegale Methoden zur Beschaffung der Informationen verwendet wurden.

Harry betonte, dass es ihm bei den Prozessen weniger um die finanzielle Entschädigung gehe, sondern viel mehr um "Wahrheit und Rechenschaftspflicht" der Boulevardpresse.

Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 22. Januar 2025 | 17:15 Uhr

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