Nach Rücktritt aus Aids-StiftungLeiterin beschuldigt Prinz Harry des "Mobbings"
Nachdem Prinz Harry seinen Rücktritt aus der von ihm mitgegründeten Wohltätigkeitsorganisation Sentebale bekanntgegeben hatte, äußert sich die Stiftungsvorsitzende Sophie Chandauka nun (30.03.) in einem Interview mit dem britischen Sender Sky News. Darin wirft sie dem Prinzen unter anderem "Mobbing" vor.
Sophie Chandauka sagt, Prinz Harry habe mit seiner öffentlichen Rücktrittserklärung als Schirmherr ein "schädliches Stück Nachrichten in die Außenwelt entlassen, ohne mich [...] darüber zu informieren". Das sei "ein Beispiel für Schikane und Mobbing im großen Stil", fügt sie im Interview hinzu.
Weniger Spenden: Prinz Harrys Schuld?
Desweiteren beklagt Sophie Chandauka im Interview, Prinz Harrys Rückzug aus dem engen Kreis der britischen Königsfamilie vor fünf Jahren habe dazu geführt, dass Spenden weniger wurden. Eine Debatte darüber sei nicht möglich gewesen. Zudem sei der Fokus der Hilfsorganisation auf Aidswaisen überholt, weil die Krankheit kein automatisches Todesurteil mehr sei.
Als sie auf Veränderungen drängte, hätten Harry und seine Verbündeten im Stiftungsrat der Organisation versucht, sie aus ihrem Amt zu drängen, sagt Sophie Chandauka. Dagegen habe sie sich versucht zu wehren.
Zu den Vorwürfen hat sich Prinz Harry noch nicht geäußert. Sky News zitiert jedoch eine Quelle aus dem Umfeld des zurückgetretenen Stiftungsrats, die den Angaben Sophie Chandaukas widersprach. Demnach wurde die Behauptung, Prinz Harrys Austritt aus dem Königshaus habe der Organisation geschadet als "kategorisch falsch" zurückgewiesen.
Rücktritt aus seinem Herzensprojekt
Prinz Harry und Sentebale-Mitgründer Prinz Seeiso von Lesotho hatten am Dienstag (25. März) angekündigt, ihre Schirmherrschaft der Aids-Stiftung abzugeben.
Mit schwerem Herzen haben wir unsere Funktion als Schirmherren der Organisation bis auf Weiteres abgegeben, als Zeichen der Unterstützung und Solidarität mit den Mitgliedern des Stiftungsrats, die dasselbe tun mussten.
Prinz Harry und Prinz Seeiso | AFP
Die Beziehungen zu Sophie Chandauka seien "nicht mehr zu retten" gewesen, hieß es weiter in dem gemeinsamen Statement. "Was geschehen ist, ist unvorstellbar. Wir stehen unter Schock, weil wir dies tun mussten". Drastische Worte, denen drastische Konsequenzen folgten.
Erbitterter Streit innerhalb der Organisation
Innerhalb der Aidsstiftung brodelte es offenbar heftig. Hintergrund soll ein Streit des Stiftungsrates mit der Vorstandsvorsitzenden Sophie Chandauka sein. Die simbabwische Anwältin hat das Amt seit Juli 2023 inne. Als alle fünf Mitglieder des Rates ihren Rücktritt forderten, wandte sie sich an die britische Aufsichtsbehörde für Wohltätigkeitsorganisationen und leitete rechtliche Schritte ein. Sie spricht von "Machtmissbrauch, Mobbing und Frauenfeindlichkeit". Der Stiftungsrat trat daraufhin geschlossen zurück. Die beiden Gründer-Prinzen schlossen sich an.
Es ist niederschmetternd, dass das Verhältnis zwischen dem Stiftungsrat der Organisation und der Vorstandsvorsitzenden irreparabel zerstört und eine untragbare Situation entstanden ist.
Prinz Harry und Prinz Seeiso | Britische Nachrichtenagentur PA
Warum genau es zu dem Zerwürfnis gekommen ist, ist allerdings nicht bekannt. Sophie Chandauka erklärte, sie sei angegriffen worden, nachdem sie Bedenken über die Behandlung schwarzer Frauen in der Wohltätigkeitsorganisation geäußert hatte.
Das ehemalige Stiftungsratsmitglied Kelello Lerotholi sagte Sky News, er sehe keine Begründung für die Mobbing-Vorwürfe gegen Harry. "Ich kann ehrlich sagen, dass in den Sitzungen, in denen ich anwesend war, es so etwas nicht einmal ansatzweise gab", sagte er.
Stiftung zu Ehren seiner Mutter Prinzessin Diana
Für Prinz Harry war Sentebale eine echte Herzensangelegenheit. Immerhin hatte er die Stiftung zu Ehren seiner verstorbenen Mutter Diana zusammen mit dem Prinzen von Lesotho gegründet. Sie wollten Menschen mit HIV und Aids in dem südafrikanischen Königreich und später auch in Botswana helfen.
Dazu gehören einwöchige Camps und die Unterstützung bei medizinischer Betreuung und Bildung. Der Name Sentebale bedeutet "Vergissmeinnicht" in der Sprache Lesothos.
Auch Prinzessin Diana setzte sich zu Lebzeiten für HIV-Kranke ein und sorgte sogar für einen historischen Moment: Am 9. April 1987 schüttelte sie die Hand eines erkrankten Patienten ohne Gummihandschuhe zu tragen und schockierte damit die Öffentlichkeit. Denn in der damaligen Zeit war die breite Bevölkerung über die tatsächlichen HIV-Infektionsrisiken sehr schlecht aufgeklärt. Stattdessen gab es wilde Spekulationen, Mutmaßungen und Panik über die Krankheit.
Quellen und weiterführende Links
BRISANT
AFP
DPA
Sky News
Instagram
sentebale.org
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Dieses Thema im Programm:Das Erste | BRISANT | 30. März 2025 | 17:00 Uhr