Portrait Einblicke in sein Leben - Das ist König Charles III.
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12. September 2024, 09:37 Uhr
Mit dem Tod von Queen Elizabeth II. ist ihr Sohn als König Charles III. an die Spitze der britischen Monarchie gerückt, nachdem er jahrzehntelang Thronfolger war. Ein Blick auf sein Leben.
September 2022 hieß es: Die Königin ist tot, es lebe der König!
Der einst als "ewiger Thronfolger" belächelte Charles ist nach dem Tod seiner Mutter Elizabeth II. mit 73 Jahren König geworden. In dem Alter, in dem andere üblicherweise längst im Ruhestand sind, übernimmt der Thronfolger als Charles III. die Regentschaft des Vereinigten Königreichs.
Der Name Charles III. Prinz Charles heißt jetzt König Charles III. Seine Namensvetter Charles I. und Charles II. regierten im 17. Jahrhundert. Sie hatten unruhige Amtszeiten. Der eine wurde enthauptet, der andere war jahrelang auf der Flucht und hinterließ viele uneheliche Nachkommen. Der Name Charles III. ist keine Anlehnung an die früheren Könige. Die Eltern des heutigen Königs, die damalige Kronprinzessin Elizabeth und ihr Mann Philip, fanden den Namen bei der Geburt ihres Sohnes im Jahr 1948 einfach schön, wie sie später sagten.
Der "ewige" Thronfolger Prinz Charles
Nie zuvor in der Geschichte der britischen Monarchie trug ein Mitglied der königlichen Familie so lange den Titel des Thronfolgers wie Charles, der drei Jahre alt war, als seine Mutter den Thron bestieg. Angesichts der Langlebigkeit von Queen Elizabeth II. spekulierten Beobachter zwischenzeitlich sogar, dass die Geschichte ganz an ihrem Sohn Charles Philip Arthur George Windsor vorüberziehen und der Thron direkt an dessen ältesten Sohn Prinz William übergehen würde. Ernsthaft war das allerdings nie eine Option, auch wenn Prinz William in Beliebtheitsumfragen stets vor seinem Vater lag.
"Eigenbrötler, der mit Blumen spricht"
Von vielen Briten wird Charles als liebenswerter Exzentriker gesehen - unter anderem machte er Schlagzeilen mit dem Geständnis, mit seinen Pflanzen zu reden. Den Ruf des verwöhnten Eigenbrötlers, der mit Blumen spricht, ist er nie ganz losgeworden. Schon bevor es "in" wurde, setzte er sich für den Schutz historischer Gebäude und für Bio-Landwirtschaft ein.
Prinz Charles setzt politische Zeichen
Dabei ließ er es gelegentlich an der im britischen Königshaus üblichen politischen Neutralität mangeln. In Notizen - wegen seiner krakeligen Handschrift auch Schwarze-Spinnen-Memos genannt - versuchte der Thronfolger, Regierungsmitglieder zu beeinflussen und brockte sich damit Ärger ein. Als König, so fürchteten Beobachter früher, hätte er mit seinen Standpunkten und Einflussnahmen sogar die Nation spalten können. Beim Staatsbesuch des chinesischen Präsidenten Xi Jinping in London blieb er dem Bankett im Buckingham-Palast demonstrativ fern. Das wurde als Protest gegen die Menschenrechtsverstöße in dem Land gedeutet.
Tiefpunkt - Untreue und Ehekrise mit Prinzessin Diana
Einen heftigen Schlag erlitt Charles' ohnehin nie große Popularität mit dem öffentlichen Bekanntwerden seiner ehelichen Untreue und dem Scheitern seiner Ehe mit der im Volk beliebten Prinzessin Diana. Mit Dianas Unfalltod 1997 sank seine Beliebtheit auf einen absoluten Tiefpunkt.
"Lockerer" Charles mit Camilla an seiner Seite
Mehr als zwei Jahrzehnte später ist Charles mehrfacher Großvater und hat es geschafft, dass die Briten seine zweite Ehefrau Camilla - die von Diana einst als "der Rottweiler" verhöhnt worden war - akzeptiert haben. Sie trägt jetzt, auf den ausdrücklichen Wunsch von Queen Elizabeth II., den Titel "Queen Consort" (Königsgemahlin). "Es war ein sehr weiter Weg, das Publikum zurückzuerobern", urteilt Charles-Biographin Penny Junor. Es gehe Charles besser, seit er mit Camilla verheiratet sei. Er sei lockerer geworden.
Schwierige Kindheit und Internat als "Gefängnis"
Geboren wurde Charles am 14. November 1948 im Buckingham-Palast. Seine Gouvernante Catherine Peebles beschrieb ihn als "hypersensibel, in sich gekehrt, krankhaft schüchtern und zu stiller Beschäftigung wie Lesen und Malen hingezogen". Mit 13 wurde Charles ins Internat ins schottische Gordonstoun geschickt. Seine einsamen Jahre dort beschrieb er später als "Gefängnisstrafe".
Studium in Cambridge und vergeblicher Heiratsantrag
In Cambridge studierte er anschließend Archäologie und Anthropologie - als erster Thronfolger in der Geschichte machte er 1970 seinen Universitätsabschluss. Von 1971 bis 1976 diente er in der Royal Navy - und während er acht Monate im Einsatz in der Karibik war, heiratete seine große Liebe Camilla einen anderen. Weitere Freundinnen folgten, 1979 machte er einer Enkelin seines Großonkels Lord Mountbatten vergeblich einen Heiratsantrag.
"Märchen-Hochzeit" mit Lady Diana Spencer
Unter dem wachsenden Druck, endlich eine Frau zu finden, verlobte sich der 32 Jahre alte Charles im Februar 1981 mit der 19 Jahre jungen Lady Diana Spencer. Eine weltweit im Fernsehen übertragene "Märchen-Hochzeit" in der St. Paul's-Cathedral folgte. 1982 und 1984 kamen die Söhne William und Harry zur Welt. Doch in der Ehe kriselte es schon bald, beide Ehepartner hatten außereheliche Affären, 1996 kam die Scheidung. Erst acht Jahre nach Dianas Tod wurde 2005 Charles' Verlobung mit Camilla verkündet, im selben Jahr heiratete das Paar.
Charles und Camilla an der Spitze der Monarchie
Nun gehen die beiden im stolzen Rentneralter das Abenteuer Thron an. Im vergangenen Jahr hatte Charles seine gesundheitlich angeschlagene Mutter allerdings schon öfter vertreten. Im Mai verlas er an ihrer Stelle das Programm der Regierung bei der Eröffnung des Parlaments. Auch bei den Feierlichkeiten zu ihrem 70. Thronjubiläum im Juni überließ die Queen Charles und seinen Kindern und Enkeln die große Bühne.
Neue Hymne: "God Save The King"
Charles' wichtigste Aufgabe als König wird es nun sein, die Briten für sich einzunehmen, die ihm mit mäßiger Begeisterung entgegensehen. Eine Modernisierung des Königshauses dürfte auf seiner Agenda stehen. Er wolle den Kreis der aktiven Mitglieder verkleinern, hieß es in Medienberichten. Auch über einen Verzicht auf den Buckingham-Palast als ständige Residenz wurde spekuliert. Eines steht jetzt schon fest: Die Briten werden in ihrer Nationalhymne künftig "God Save The King" singen.
(Dieser Beitrag wurde erstmals am 10.09.22 veröffentlicht.)
Quellen und weiterführende Links
BRISANT
dpa
afp
Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 09. September 2022 | 17:15 Uhr