"Die Nacht, in der ich mir fast das Leben genommen hätte" James Middleton über seinen Kampf gegen die Depression
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16. September 2024, 15:20 Uhr
Alle Farben sind aus meinem Leben verschwunden. Ich lebe in einer schwarz-weißen Welt ohne Emotionen und Gefühle.
James Middleton ist vielen als der kleine Bruder von Prinzessin Kate bekannt. Mit dem Ruhm seiner Schwester rückte auch er ungewollt ins Rampenlicht - spätestens 2011, als sich Kate und William in einer spektakulären Zeremonie in der Westminster Abbey ewige Liebe schworen.
James avancierte zum Mädchenschwarm - eine Rolle, in die er für die britische Yellow Press offenbar gerne schlüpfte. Schöne Frauen in seinen Armen, der Look der britischen Oberschicht mit Sonnenbrille und gepflegtem Bart.
Doch innerlich sah es ganz anders aus, wie er jetzt in seinen Memoiren "Meet Ella" erzählt, die der "Daily Mail" in Auszügen vorliegen.
James Middleton lässt sich in die Seele schauen
Ich weiß, dass ich privilegiert bin und das Glück habe, eine liebevolle und eng verbundene Familie zu haben - Mama und Papa, meine Schwestern Catherine und Pippa, ihre Ehemänner William und James - aber ich stoße sie alle weg.
Oberflächlich betrachtet wurde James Middleton das gute Leben in die Wiege gelegt. Doch Depressionen sind heimtückisch.
Jahrelang fühlte sich James als "totaler Versager". "Wertlos, verloren, ziellos" - bis er irgendwann gar nichts mehr empfand. Ein Gefühl der Leere überkam ihn. James Middleton kapselte sich von seinen Lieben ab. "Ich beantworte ihre Telefonanrufe nicht. Emails werden ignoriert. Einladungen zu Besuchen werden nicht beachtet. Ich verstecke mich hinter einer doppelt verschlossenen Tür, unerreichbar."
"Die Nacht, in der ich mir fast das Leben genommen hätte"
In einer schicksalhaften Nacht im Jahr 2017 wollte James Middleton seinem Leben ein Ende setzen und sich von einem Londoner Hochhaus stürzen, wie er in seinem Buch schreibt.
"Ich frage mich: Wenn ich springe, könnte das als tragischer Unfall gewertet werden? Auf diese Weise bliebe meiner Familie, obwohl sie verzweifelt trauern würde, die zusätzliche Qual erspart, zu wissen, dass ich mein Leben durch Selbstmord beendet habe."
Doch dann kam Ella
Wer ihm am Ende das Leben rettete? Seine Hündin Ella. Der Cocker-Spaniel beobachtete sein Herrchen durch eine Dachluke hindurch.
In diesem Augenblick weiß ich, dass ich nicht springen werde. Was würde mit Ella geschehen, wenn ich sterben würde? Wie lange würde sie allein in der Wohnung darauf warten, dass jemand sie findet? [...]
Sie ist der Grund, warum ich den fatalen Sprung nicht wage. Sie ist Ella, der Hund, der mir das Leben gerettet hat.
James erkannte, dass er dringend Hilfe brauchte, wenn es noch Hoffnung für ihn geben sollte.
Eine jahrelange Reise beginnt. Immer mit dabei: Ella. Die Hündin begleitete ihr Herrchen zu den Therapiesitzungen, wie James Middleton in einem BBC-Interview erzählte. "Mit ihr an meiner Seite wurde es leichter zu verstehen, dass ich eine psychische Krankheit hatte."
Die Liebe zu Tieren rettete dem 37-Jährigen das Leben. Kein Wunder, dass Ella der Startschuss einer wahren Cocker-Spaniel-Dynastie wurde: Mittlerweile züchtet James Middleton die Vierbeiner. Auch Kate und William adoptierten ein Hündchen namens Lupo.
Im Januar 2023 musste James Middleton Ella zu Grabe tragen: Die Hündin verstarb im Alter von 15 Jahren an Nierenkrebs. An der Beerdigung nahm sogar Prinzessin Kate teil. Ella war eben nicht einfach nur ein Haustier für James, sie war seine Lebensretterin und beste Freundin, wie er auf Instagram schrieb.
Tiere, Natur und die große Liebe
Heute führt James Middleton ein glückliches Leben auf dem englischen Land. Zu seinen Cocker Spaniels haben sich zwei Golden Retriever, Hühner, Enten und Schafe gesellt.
Von Prunk und Protz ist auf seiner Instagram-Seite keine Spur. Der Bruder von Prinzessin Kate gibt sich bodenständig und naturverbunden. Seine Freizeit verbringt er am liebsten an der frischen Luft - gemeinsam mit seiner Frau, der französischen Finanzexpertin Alizee Thevenet.
Das Paar hat 2021 geheiratet - sie im Hochzeitskleid von James' Mutter Carole.
Hilfe suchen ist keine Schwäche
In einem sehr persönlichen Gastbeitrag in der "Daily Mail" sprach James Middelton 2019 erstmals über seine schweren Depressionen, die er als "Krebs des Geistes" bezeichnete.
James Middleton will nicht aufhören, über seine Erfahrungen zu sprechen. Aus gutem Grund: Mit seinem Buch und seinen privaten Einblicken auf Instagram will er etwas gegen das Stigma tun, das psychischen Erkrankungen immer noch anhaftet.
Seine Mission: Mut machen und Hoffnung schenken.
Hilfe bei Suizidgedanken und Depressionen
Sie haben Selbsttötungsgedanken oder eine persönliche Krise? Die Telefonseelsorge hilft Ihnen: 0800 1110-111 und 0800 1110-222. Der Anruf ist anonym und taucht nicht im Einzelverbindungsnachweis auf.
Wenn Sie das Gefühl haben, an einer Depression zu leiden, hilft Ihnen das Info-Telefon Depression unter 08003344533 oder die Stiftung Deutsche Depressionshilfe. Weitere kostenfreie Angebote hat die Deutsche Gesellschaft für Suizidprävention aufgelistet - beispielsweise für Jugendliche (116111) und Eltern (0800 111 0 550).
Hinterbliebene nach einem Suizid können Hilfe beim Verein AGUS unter 0921 150 03 80 oder auf der Internetseite www.agus-selbsthilfe.de finden.
Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 15. September 2024 | 17:00 Uhr