Algenschleim ist auf der Wasseroberfläche des Meeres an der Küste bei Ancona zu sehen (undatierte Aufnahme aus dem Sommer 2024)
Kein schöner Anblick, der Algenschleim, der sich in diesem Jahr zur Plage an der Adria entwickelt. Bildrechte: picture alliance/dpa | Roberto Danovaro

Sommer, Sonne, Algenschleim Ekel-Alarm an der Adria vermiest Badeurlaub

30. Juli 2024, 10:24 Uhr

Nastasia Pape
Bildrechte: Raphaela Fietta

Mucillagine - was auf Italienisch so melodisch und fast schon lecker klingt, ist in Wahrheit ziemlich unappetitlich und hat sich an der Adria zu einer Plage entwickelt.

Der sogenannte Algenschleim, auch Meeresrotz genannt, lädt so gar nicht zum Baden in der Adria ein und kann den Urlaubern und den Einheimischen den Badeurlaub so richtig vermiesen.

Manchmal sind es nur kleinere Flecken mit viel Platz dazwischen, manchmal ist es aber auch ein dichter Teppich. Was die Urlauber dieses Jahr also vor allem mitbringen müssen: Überwindung.

Algenschleim - eklig, aber ungefährlich

Entwarnung: Wer seinen Ekel überwinden kann und sich in die schleimigen Wellen stürzen will, muss nicht mit gesundheitlichen Konsequenzen rechnen.

Nach Einschätzung von Wissenschaftlern ist der Schleim nicht giftig und gefährdet auch sonst nicht die Gesundheit, im Gegensatz zu Blaualgen.

Nur die Dusche danach ist dringend notwendig. Als "klebrig" beschreiben den Schleim die Einheimischen. Andere klagen in einer Umfrage von Italiens öffentlich-rechtlichem Fernsehsender Rai darüber, dass er auf der Haut ziemlich kribbelt.

Hier muss man mit Algenschleim rechnen

Der glitschig-glibbrige Schaum treibt in diesem Jahr an verschiedenen Stränden in Italien, aber auch in Kroatien oder Slowenien an der Oberfläche des Meeres. Mal mehr, mal weniger dick, durchsetzt mit kleinen Bläschen.

Angefangen hat die unappetitliche Plage vor ein paar Wochen im Norden, im Golf von Triest. Inzwischen sind weitere Städte betroffen: zum Beispiel Ravenna, die Urlauberhochburg Rimini oder Ancona, weiter unten im Süden.

Neu ist der Meeresrotz aber nicht. Zuerst wurde der Schleim 1697 an den Stränden vor Venedig in der Adria entdeckt. Vom Zisterziensermönch Paolo Boccone, der passionierter Botaniker war. Ende der 1980er-, Anfang der 1990er-Jahre war es auch schlimm. Mehrere Jahre hintereinander verdarb die Mucillagine das Sommergeschäft.

Der bräunliche, schmierige Algenschaum kann diesen jungen Mann nicht von einem Bad im Meer bei Romagno abhalten, aufgenommen im Juli 1989.
Schon 1989 sorgte das Baden im Algenschleim für Ekel. Bildrechte: picture-alliance / dpa | ANSA

Auch 2006/07 war der Ekelfaktor recht hoch. Bislang war nach einigen Tagen oder Wochen aber stets alles wieder vorbei.

In all der Zeit hat noch niemand eine alle überzeugende Erklärung gefunden, warum es in der Adria - woanders übrigens nicht - manchmal solchen Schleim gibt und sie dann wieder für längere Zeit verschont bleibt.

Ursachen für den Algenschleim

Vermutet wird, dass besonders heiße Sommer mit hohen Wassertemperaturen in dem verhältnismäßig kleinen Meer das Wachstum der Algen begünstigen.

Die Adria ist ein tropisches Meer geworden. Wir sind jetzt auf dem Niveau der Malediven, nur ohne die tropische Farbe.

Meeresbiologe Roberto Danovaro von der Universität Ancona Tageszeitung "La Repubblica"

Erst kürzlich wurden tatsächlich 30 Grad Wassertemperatur gemessen - das hat schon fast etwas von Badewannen-Feeling. Bei solchen Temperaturen vermehren sich manche Algenarten besonders gut.

Vermutet wird auch, dass der viele Regen dieses Frühjahr ungewöhnlich viel Wasser ins Meer gespült hat, was auch zur Algenblüte beiträgt.

Ein weiteres Problem ist Italiens längster Fluss, der Po. Er spült enorme Mengen Düngemittel, Pestizide und Fäkalien aus der Landwirtschaft in die Adria. "Wenn alle diese Faktoren zusammenkommen, können aus einigen Hundert Algen innerhalb weniger Tage Hunderte Millionen werden", sagt Danovaro.

Positiver Ausblick

Die gute Nachricht zum Schluss: Meeresbiologe Danovaro ist trotz der Schleimmassen optimistisch. Alles in allem sei die Adria heute weniger verschmutzt als noch vor 40 Jahren, sagt er.

Zudem haben die Forscher festgestellt, dass der Algenschleim derzeit an vielen Stellen quasi schmilzt und sich in weiße Flocken auflöst - ein Zeichen, dass Bakterien im Meer dabei sind, ihn zu zersetzen.

Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 26. Juli 2024 | 17:15 Uhr

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