Eine Hand hält Mobiltelefon auf der die Website des chinesischen Unternehmens Temu zu sehen ist
Jetzt noch günstiger? Asiatische Online-Shops locken mit Black-Friday-Angeboten. Bildrechte: IMAGO / Guido Schiefer

Temu, Shein und Co. So manipulativ sind die asiatischen Billiganbieter

28. November 2024, 14:42 Uhr

Asiatische Online-Shops wie Temu oder Shein locken ihre Kundinnen und Kunden mit unglaublich günstigen Angeboten. Dabei nutzen sie neue Methoden, um die Preise zu drücken und die Kunden zu binden - und haben damit Erfolg.

Neun von zehn Menschen in Deutschland kennen asiatische Billiganbieter wie Temu oder Shein. Und das ist kein Wunder: Temu ist inzwischen seit fast zwei Jahren in Deutschland aktiv und lockt Kundinnen und Kunden mit Angeboten. Kritik bleibt da nicht aus.

Neue Methoden bei der Schnäppchenjagd

Die Online-Anbieter haben eigene Methoden entwickelt, um ihre Waren möglichst günstig wirken zu lassen. Die Seiten sind voll mit Rabatten, hinzu kommen viel versprechende Hinweise, wie "autorisierter Verkäufer" oder "wenig Rücksendungen".

Darüber hinaus locken die asiatischen Anbieter mit spielerischen Elementen. Glücksräder, Treuerabatte und Coupons binden vor allem die junge Käuferschaft. Die verbringen mehr Zeit in den Apps - und haben dadurch weniger Zeit für die Konkurrenz.

Wie kann das so günstig sein?

Temu hat keine Zwischenhändler und keine eigenen Warenlager. Der Online-Shop vermittelt lediglich zwischen Herstellern und Käufern. Außerdem verkaufen die Händler keine Marken-Produkte, sondern ausschließlich No-Name-Artikel.

Zudem wenden die chinesischen Hersteller einen Trick an: Für kleine Pakete, die per Luftpost verschickt werden und einen Wert von 150 Euro nicht überschreiten, müssen sie keine Zollgebühren zahlen. Um Zölle auch bei einem höherem Wert zu umgehen, verpacken sie ihre Ware einfach stückweise.

Temu-Tüte
In Deutschland werden täglich sehr viele dieser Tüten zugestellt. Bildrechte: IMAGO/NurPhoto

Die Bedenken der Kunden

Im ersten Halbjahr 2024 haben mehr als eine Million Deutsche bei Temu bestellt. Laut einer Studie des Handelsverbands Deutschland (HDE) versenden Temu und Shein zusammen täglich etwa 400.000 Pakete in die Bundesrepublik.

Dennoch sind die Bedenken der potentiellen Kundschaft groß. Laut einer Umfrage des Instituts für Handelsforschung (IFH) sehen 62 Prozent der Befragten ein großes Risiko, dass die bestellten Artikel eine schlechte Qualität haben.

Zwei Drittel können sich gar nicht erst vorstellen, bei diesen Anbietern zu shoppen. Viele geben als Grund die mangelnde Qualität der Produkte und Angst vor Fälschungen an.

Die Hälfte der Befragten hat das Gefühl, manipuliert zu werden. Nur jeder Vierte kauft ohne Bedenken dort ein. Der Erfolg der Billig-Shops ist also stark abhängig von den günstigen Preisen.

Zuletzt haben zahlreiche Skandale, wie Skorpione in Versandpaketen die Skepsis gegenüber den Händlern noch verstärkt.

Der Black Friday wird überflüssig

Der preisgetriebene Erfolg könnte unseren Markt sogar nachhaltig verändern. Durch die Flut der Angebote sind die Käuferinnen und Käufer weniger anfällig für den Black Friday.

Einer Umfrage des Preisvergleichsportals Idealo zufolge, brauchen mehr als 40 Prozent der Kunden in Deutschland die Aktion gar nicht mehr, weil sie ohnehin das ganze Jahr auf Schnäppchenjagd sein können.

Ein Black-Friday-Schild mit 20 % Rabatt ist in einem Schaufenster zu sehen.
Gibt's den Black Friday bald nicht mehr? Bildrechte: IMAGO / Sipa USA

Ob asiatischen Online-Anbieter an ihren manipulativen Methoden auch in Zukunft festhalten können, ist zurzeit nicht ganz klar. Die Verbraucherzentrale mahnte Temu und Shein wegen manipulativer Designs und willkürlicher Rabatten im Frühjahr 2024 ab.

Die Händler unterzeichneten unabhängig voneinander Unterlassungserklärungen und stellten Nachbesserungen in Aussicht. Ob sie sich daran halten werden, kann nur die Zukunft zeigen.

Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 26. November 2024 | 17:15 Uhr

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