KinderspielzeugSo gefährlich ist Schleim für Kinder
Er löst Ekel und Faszination zugleich aus: glibberiger, elastischer Schleim. Bunte Farben und Glitzer lassen das beliebte Kinderspielzeug harmlos erscheinen, doch das enthaltene Bor kann krank machen.
Was ist Schleim?
Spielschleim ist eine weiche, dehnbare Masse, die vor allem von Kindern als Spielzeug verwendet. Der Schleim ist allerdings auch in den sozialen Medien immer wieder populär.
Er wird aus Klebstoff, Wasser und einem so genannten Aktivator - häufig Borverbindungen - hergestellt und erhält dadurch seine charakteristische elastische Konsistenz. Spielschleim ist in vielen Farben erhältlich und kann Glitzer, Verzierungen oder kleine Spielzeuge enthalten.
Was macht den Schleim so faszinierend?
Seit 1976 erfreut sich Spielschleim ungebrochener Beliebtheit. Man kann ihn zu langen Fäden ziehen, durch die Hände rinnen lassen oder zu Figuren formen. Doch warum überdauert ein Spielzeug so viele Jahrzehnte?
Schleim hat eine einzigartige Textur, die man im Alltag nicht findet. Er fühlt sich weich, kühl und elastisch an. Außerdem reagiert er auf Druck und Zug wie kaum ein anderes Spielzeug. Dadurch bietet der Schleim nicht nur Kindern, sondern auch Erwachsenen eine neue Sinneserfahrung.
Schleim kann aber auch Ekel auslösen, der gleichzeitig fasziniert wirkt und überwunden werden will.
Der Schleim ist ein sogenanntes "Fidget Toy". Das sind Spielzeuge, die helfen sollen, sich besser zu konzentrieren oder sogar Stress abzubauen. Dahinter steckt die Idee, die innere Unruhe durch beiläufiges Spielen mit Gegenständen zu beruhigen. Erste kleinere Studien deuten tatsächlich auf eine positive Wirkung von Zappelspielzeug auf die Konzentration hin.
Warum kann Spielschleim gefährlich sein?
Nicht alles, was schleimt, ist Gold. Denn was den Schleim so zähflüssig macht, ist Borsäure. Bor ist als Spurenelement für den Menschen zwar wichtig, in zu großen Mengen aber gesundheitsschädlich.
Die Europäische Chemikalienagentur hat Borsäure als reproduktionstoxisch eingestuft. Das bedeutet, sie kann die Fruchtbarkeit beeinträchtigen und die Entwicklung eines ungeborenen Kindes beeinträchtigen.
Beim direkten Kontakt mit der Haut, den Augen oder dem Mund kann es bei großen Mengen freigesetztem Bor zu Reizungen, Durchfall, Erbrechen oder Krämpfen kommen. Deshalb gelten in der EU strenge Grenzwerte für das Element in flüssigem Spielzeug: Ein Kilogramm darf maximal 300 Milligramm Bor enthalten.
Das Problem: Hersteller müssen die Inhaltsstoffe ihrer Spielzeuge nicht ausweisen. Stiftung Warentest hat fünf Spielschleime untersucht und alle haben zu viel Bor freigesetzt.
Alle Schleime stammten von Amazon und sind dort heute nicht mehr erhältlich. Trotzdem zeigen auch internationale Studien, dass die Menge Bor im Spielschleim häufig über den Grenzwerten liegt.
Das Bundesamt für Risikobewertung gibt dennoch Entwarnung: "Die Wahrscheinlichkeit, dass es durch das einmalige versehentliche Verschlucken auch größerer Mengen von Schleim zu einer akuten gesundheitlichen Beeinträchtigung kommt, ist sehr gering."
Trotzdem sollte das Verschlucken natürlich vermieden werden, insbesondere bei Kindern unter drei Jahren. Besonders kritisch sollte man bei Produkten aus Drittländern wie China sein, da diese nicht immer den EU-Anforderungen entsprechen. Besser ist es, auf die CE-Kennzeichnung oder eine TÜV-Prüfung zu achten.
DYI: Ungefährlichen Schleim selber machen
Wer auf Nummer sicher gehen will, stellt den Schleim zu Hause selbst her. Viele Rezepte aus dem Internet kommen allerdings nicht ohne Bor aus - oft aus Kontaktlinsenreinigern.
Bei der Herstellung ohne Bor gibt es zwar meist kein optimales, aber ein sicheres Schleimprodukt. Zum Beispiel mit 180 Gramm Marshmallows. Diese werden in der Mikrowelle erhitzt, bis sie flüssig sind. Aber Vorsicht: Die Masse klebt, also am besten die Hände mit Mehl bestäuben und Mehl in die Masse einarbeiten.
Was tun gegen Schleim auf dem Teppich?
Was Kindern Spaß macht, wird für Eltern schnell zur Herausforderung. Das gilt auch für Schleim. Denn ist er erst einmal getrocknet, lässt er sich gar nicht so leicht von Teppich, Sofa und Co. entfernen.
1. Der grobe Schleim kann anfangs vorsichtig mit einem Löffel oder einem stumpfen Messer entfernt werden.
2. Eingetrockneter Schleim sollte zunächst aufgeweicht werden. Dazu eignet sich eine warme Essiglösung. Diese sollte zu gleichen Teilen aus weißem Essig und warmem Wasser bestehen und etwa 5 bis 10 Minuten einwirken. Alternativ kann auch ein Dampfreiniger verwendet werden.
3. Wenn der Schleim aufgeweicht ist, kann der Rest abgekratzt werden. Dabei am besten in Faserrichtung arbeiten, damit das Material nicht beschädigt wird.
4. Sollte immer noch etwas übrig sein, kann eine milde Seifenlösung oder Backpulver helfen. Dazu das Backpulver auf den Schleim bröseln und bis zu 20 Minuten einwirken lassen. Dies kann auch helfen, Gerüche zu neutralisieren.