Orientierung Handy, Tablet, TV: Wie viel Medien-Nutzung ist (noch) gut fürs Kind?
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28. November 2024, 18:18 Uhr
Stundenlang an Tablet oder Smartphone zocken, auf Instagram und TikTok unterwegs sein und die neuesten YouTube-Hits im Blick haben. Ab welchem Alter sollten Kinder wieviel Zugriff auf welche Medien haben? Und an welcher Stelle sind Eltern in der Pflicht, ihren Nachwuchs zu begleiten bzw. mit gutem Beispiel voran zu gehen?
Wieviel Medienzeit ist gut fürs Kind?
Das Kind mit Tablet, Smartphone oder Fernsehprogramm ruhig stellen? Für Eltern eine bequeme Sache. Denn flimmernde Bildschirme faszinieren bereits die Kleinsten. Und: Natürlich ist es aller Eltern Anspruch, ihr Kind zeitgemäß zu erziehen. Dazu zählt auch, sie frühzeitig mit unserer Medienwelt vertraut zu machen. Was ist in welchem Alter und vor allem in welchem Maß sinnvoll? Unter kindergesundheit-info.de spricht die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung Empfehlungen zu den täglichen Mediennutzungszeiten von Kindern aus.
Alter | Bücher und Bilderbücher | Hörmedien | Bildschirmmedien (Fernsehen, Filme, Computer, Tablets, Smartphones, Spielkonsolen etc.) |
---|---|---|---|
0-3 Jahre | ab etwa 6 Monaten sollten regelmäßig Bilderbücher angeschaut und vorgelesen werden | maximal 30 Minuten pro Tag | am besten gar nicht |
3-6 Jahre | regelmäßig Bilderbücher anschauen und vorlesen | maximal 45 Minuten pro Tag | zusammen höchstens 30 Minuten |
6-10 Jahre | regelmäßig vorlesen und lesen | maximal 60 Minuten pro Tag | zusammen höchstens 45-60 Minuten |
Feste Mediennutzungszeiten vereinbaren!
Damit das Kind nicht das Gefühl hat, immer dann aufhören zu müssen, wenn es gerade am schönsten ist, sollten die Mediennutzungszeiten transparent sein und vorab vereinbart werden. Bei Kindern ab zehn Jahren empfiehlt es sich, über ein Wochenbudget zu verhandeln, das die Kinder an beliebigen Tagen nutzen können. Ab diesem Alter empfiehlt die Initiative "Schau hin" zehn Minuten Medienzeit pro Lebensjahr und Tag. Oder alternativ eine Stunde pro Lebensjahr in der Woche.
WICHTIG: Eltern sollten darauf bestehen, dass die vereinbarten Zeiten strikt eingehalten werden. Wird zu Beginn der Woche alles verbraucht, bleibt der Bildschirm für die restliche Zeit aus. Kinder mit zusätzlicher Bildschirmzeit zu "belohnen" ist keine gute Idee!I
Die Bildschirm-Aktivitäten der Kinder im Blick haben!
Eltern sollten immer im Blick haben, was ihre Kinder am Bildschirm treiben. Bis zu einem Alter von zehn Jahren sollten Tablet, Smartphone oder Computer in der Freizeit vorrangig zum Spielen genutzt werden. Um allein im Netz zu surfen oder sich auf sozialen Plattformen zu tummeln, sind die Kinder noch zu unerfahren. UND: Achten Sie auf altersgerechte Inhalte! Unabhängige Portale wie das Deutsche Jugendinstitut e.V. oder auch "Schau hin" helfen bei der App-Auswahl.
Gemeinsam sicher surfen!
Erste Surf-Versuche, wie etwa eine Recherche für ein Schulprojekt, sollten gemeinsam unternommen werden. Bis zu einem Alter von sieben Jahren sollten die Eltern dabei neben ihrem Kind sitzen. Ob dafür Tablet, Smartphone oder PC genutzt werden, ist egal. Kindern ab acht Jahren können Eltern schon etwas mehr Freiraum gewähren. Die Erwachsenen sollten dann aber konkret vorgeben, welche Webseiten genutzt werden dürfen und eine Schutzsoftware auf dem Gerät installiert haben.
UND: Üben Sie mit Ihrem Kind von Anfang an, was Datensicherheit bedeutet und helfen Sie ihm, seine Privatsphäre zu schützen. Auch ist es hilfreich, gemeinsam mit den Kindern zu schauen, welche Inhalte im Netz seriös sind und welche nicht. Das kann auch spielerisch gemacht werden. Dafür können Eltern und Kinder im Internetbrowser gemeinsam Favoriten für gute und sichere Seiten ohne Werbung oder Kostenfallen anlegen.
Technische Absicherung
Eltern können elektronische Geräte mit wenigen Handgriffen etwas kindersicherer machen. An Handy oder Tablet kann der Zugang zum WLAN oder zum mobilen Netz ganz einfach ausgeschaltet werden, wenn gespielt oder ein kurzer Filme angesehen wird. Wer verhindern will, dass kostenpflichtige Spielinhalte heruntergeladen werden, kann zusätzlich beim Netzbetreiber anrufen. Zudem können sogenannte "filternde Browser" installiert werden. Damit lassen sich unerwünschte Inhalte vorab herausfiltern und bestimmte, ausgewählte Seiten sperren. Ähnlich kann die Nutzungszeit der Geräte beschränkt werden.
Eltern in der Pflicht: Richtigen Handykonsum vorleben
Besonders wichtig ist es, den Kindern eine vernünftige Smartphone-Nutzung vorzuleben. Wer selber während des Essens oder gemeinsamer Aktivitäten ständig auf sein Smartphone schaut, kann von seinen Kindern nicht anderes fordern. Seien Sie ein gutes Vorbild!
Ab wann das erste Handy?
Für die Handyanschaffung lautet die allgemeine pädagogische Empfehlung: nicht vor dem neunten Geburtstag. Für jüngere Kinder kann ein "Notfallhandy", beispielsweise für den Heimweg nach der Schule, sinnvoll sein. Ein Smartphone empfiehlt sich erst dann, wenn das Kind mit den Gefahren des Internets vertraut ist und weiß, wie es sich schützt. Diese Reife erreichen Kinder ungefähr im Alter von zwölf Jahren.
(Dieser Artikel wurde erstmals am 09.07.2020 veröffentlicht.)
Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 09. Juli 2020 | 17:15 Uhr