Afrikanischer Muslim, der ein Dishdasha trägt und dabei ein traditionelles Gebet zu Gott spricht.
Obwohl der Islam und der Islamismus zusammenhängen, sollte man die beiden Begriffe nicht miteinander verwechseln. Bildrechte: Colourbox.de

Religion und Politik Islam und Islamismus: Das bedeuten die beiden Begriffe

25. Juli 2024, 10:09 Uhr

Inhalt des Artikels:

Die Begriffe Islam und Islamismus sollten nicht miteinander verwechselt werden. Beim Islam handelt es sich um eine Weltreligion. Der Islamismus ist eine Form des Extremismus, beschreibt aber vor allem den politischen Islam und vermischt Glauben mit Politik. Er steht in jedem Fall im Widerspruch zu wichtigen demokratischen Grundsätzen.

Razzia 3 min
Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
3 min

Brisant Mi 24.07.2024 17:15Uhr 02:47 min

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Video

Der Islam

Kurz und knapp: Neben dem Christentum und dem Judentum ist der Islam eine der drei großen Buchreligionen. Ungefähr 1,8 Milliarden Menschen weltweit bekennen sich laut Bundeszentrale für politische Bildung zu dieser Religion, also etwa ein Fünftel der Weltbevölkerung. Die meisten Muslime leben in Nordafrika und Asien.

Den Islam gibt es seit dem 7. Jahrhundert unserer Zeitrechnung. Der Begriff "Islam" kommt aus dem Arabischen und bedeutet "Ergebung/Unterwerfung in Gottes Willen".

Die Religion

Muslime verehren nur einen Gott, nämlich Allah. Laut der Überlieferung erwählte dieser Gott Mohammed als seinen Propheten. Mohammed begründete zwischen 610 und 632 im arabischen Mekka und Medina die islamische Religion. Die Lehren Mohammeds wurden nach seinem Tod im heiligen Buch des Islam, dem Koran, aufgeschrieben.

Der Koran - das heilige Buch

Noch heute werden die Texte des heiligen Buchs laut in der Moschee vorgetragen. Für streng gläubige Muslime gibt nur der arabische Koran die wahren Worte Allahs wieder. Und was steht drin?

Der Koran ist in 114 Kapitel unterteilt, die Suren. In vielen Suren wird Allahs Einzigartigkeit gepriesen. In anderen das Jüngste Gericht beschrieben: der Tag, an dem über jeden Menschen entschieden wird, ob er ins Paradies oder in die Hölle kommt.

Aber im Koran sind auch Regeln für den Alltag der Muslime aufgeschrieben, zum Beispiel, dass und wie man sich vor dem Beten waschen muss oder wie man sich anziehen soll. Der Koran ist also ein Buch über Gott und auch eine Regelsammlung.

Als ein Art Ergänzung zum Koran gibt es noch sechs weitere Bücher, die man Hadith oder auch Sunna nennt. Darin sind die Taten und arabischen Aussprüche Mohammeds festgehalten. Der Koran und die Sunna bilden gemeinsam das islamische Gesetz: die Scharia.

Koran auf schwarzem Hintergrund.
Nur wer den Anweisungen des Korans folgt, kann am Jüngsten Tag auf Erlösung hoffen. Bildrechte: Colourbox.de

Die fünf Säulen des Islam

Fünf Gebote sollen Muslime in ihrem Leben befolgen. Man nennt diese Gebote auch die "fünf Säulen".

  1. SCHAHADA - Glaubenszeugnis: Muslime sollen nur an Allah glauben und an keinen anderen Gott.
  2. SALAT - das Gebet: Muslime sollen fünfmal am Tag beten, egal, wo sie sind.
  3. ZAKAT - die Armensteuer: Muslime sollen einmal im Jahr 2,5 Prozent ihres "ruhenden Netto-Kapitalvermögens" an bedürftige Menschen geben. Das gilt für alle, die nicht selbst hoch verschuldet sind oder unter dem Existenzminimum leben.
  4. SAUM - das Fasten: Jedes Jahr sollen Muslime einen Monat (Ramadan) lang tagsüber fasten. In dieser Zeit dürfen sie nicht essen, trinken, rauchen oder Sex haben. Alte, Kranke, Kinder, Schwangere sind vom Fasten ausgenommen.
  5. HADSCH - die Pilgerfahrt: Einmal im Leben sollen Muslime an die heiligen Orte Mekka und Medina pilgern, um dort zu beten.

Muslimische Pilger versammeln sich zur Abschiedsumrundung oder Tawaf, bei der sie die Kaaba siebenmal umrunden.
Die Kaaba in Mekka ist der wichtigste Pilgerort der Muslime. Bildrechte: IMAGO/APAimages

Der Islamismus

Für die meisten Muslime ist der Islam einfach ihre Religion und ihr Glaube, den sie ausüben. Der Islamismus dagegen basiert auf der Überzeugung, dass der Islam die Grundlage für das gesellschaftliche Leben und die politische Ordnung sein sollte.

In Deutschland leben etwa fünf Millionen Menschen mit muslimischem Hintergrund. Wie sie ihren Glauben leben, ist - wie bei jeder anderen Religion auch - sehr unterschiedlich. In Deutschland geht der Verfassungsschutz davon aus, dass rund 44.000 Islamisten hier leben.

Ziele des Islamismus

Der Islamismus fordert die Existenz einer gottgewollten und allgemeingültigen Ordnung und will diese über die gesellschaftlichen Regeln und Gesetze stellen. In diesem "Gottesstaat" soll die alte islamische Gesetzgebung, die Scharia, angewendet werden.

Damit steht der Islamismus im Gegensatz zu den in unserem Grundgesetz verankerten Grundsätzen, wie Beispiel der Trennung von Staat und Religion, der freien Meinungsäußerung und der allgemeinen Gleichberechtigung.

Trotzdem gibt es innerhalb des Islamismus ein sehr breites Spektrum unterschiedlicher Strömungen und Gruppierungen. Sie haben unterschiedliche Ziele und Vorstellungen davon, wie das politische System aussehen sollte. Manche dieser Strömungen lehnen Gewalt ab, andere wollen damit ihre politischen Ziele durchsetzen.

Strömungen im Islamismus

Die verschiedenen Strömungen des Islamismus unterscheiden sich hinsichtlich ihrer

  • ideologischen Auslegung,
  • Strategien und Mittel und
  • geografischen Orientierung.

Silhouette eines muslimischen Militanten mit Gewehr.
Der Salafismus und der Dschihadismus sind islamistische Strömungen. Bildrechte: Colourbox.de

Salafismus

Eine ideologische Strömung des Islamismus ist der Salafismus. Salafisten wollen sich in ihrem Denken und Handeln ausschließlich nach dem Koran und der Sunna richten. Damit lehnen sie eine freiheitliche demokratische Grundordnung ab. Salafisten sehen sich außerdem als die einzigen "wahren" Muslime.

Der Salafismus ist laut Bundesministerium des Innern und für Heimat mit 10.500 Personen die zahlenmäßig bedeutendste islamistische Strömung in Deutschland. Man kann zwischen politisch inaktiven und aktivistischen Salafisten unterscheiden.

Dschihadismus

Die Anhänger des Dschihadismus nutzen Gewalt als Mittel, um ihre Ziele zu erreichen: Gruppierungen wie der "Islamische Staat" (IS) und "al-Qaida" (AQ) verüben terroristische, zum Teil groß angelegte Anschläge gegen "Ungläubige", um ihren sogenannten "Gottesstaat" durchzusetzen.

Das Ziel: den Gegner schwächen und den eigenen Herrschaftsanspruch durchsetzen. Ihre terroristische Agenda ist global und bedroht viele Staaten auf der ganzen Welt.

HAMAS und "Hizbullah"

Die HAMAS und "Hizb Allah" sind islamistisch-terroristische Gruppierungen, die es sich vor allem zur Aufgabe gemacht haben, Israel zu vernichten. Ihre terroristische Gewalt fokussiert sich also auf ein bestimmtes Gebiet und ist nicht global.

Islamismus ist also ein sehr breiter Begriff. Er fasst eine Vielzahl sehr unterschiedlicher Gruppen und Bewegungen zusammen, die verschiedene Ziele und Strategien verfolgen.

Darum sind Menschen für den Islamismus empfänglich

Islamisten nutzen zum Teil die schwierige wirtschaftliche Situation in vielen Ländern der islamischen Welt aus, besonders im arabischen Raum.

Dabei füllen Islamistische Bewegungen häufig Versorgungslücken aus. Die ägyptische Muslimbruderschaft betreibt z.B. Krankenhäuser, Kindergärten und Suppenküchen. Diese Wohltätigkeit trägt viel zu ihrer Beliebtheit bei.

Trotzdem werden die Ideen des Islamismus nicht von der Mehrheit der Muslime vertreten. Viele wehren sich sogar dagegen, dass Islamisten sich auf die Religion des Islams berufen, um Gewalt und Terror zu rechtfertigen.

Anmerkung der Redaktion: Dieser Artikel betrachtet die Begriffe Islam und Islamismus stark vereinfacht und hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Der Artikel soll gut verständlich einen allgemeinen Überblick geben.

Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 24. Juli 2024 | 17:15 Uhr

Das könnte Sie auch interessieren