Umstrittene InternetstarsGeld verdienen als Petfluencer: Wenn das Haustier zum Influencer wird
Vierbeiner sind heute beliebte Werbeträger in sozialen Medien. Petfluencer wissen daraus Kapital zu schlagen - die Stars der Szene werden selbst zum Produkt oder zum Markenbotschafter. Mit einer entsprechenden Follower-Zahl lässt das die Kassen der Halter gewaltig klingeln.
In Deutschland gab es nach Angaben von Statista im Jahr 2022 rund 34 Millionen Haustiere, darunter fast zehn Millionen Hunde und 15 Millionen Katzen. Insgesamt gibt es in fast der Hälfte aller Haushalte mindestens ein Haustier.
Die Nachfrage nach Produkten für Fiffi und Minka ist demzufolge enorm. So wurden im Jahr 2021 4,8 Milliarden Euro mit Heimtier-Bedarf umgesetzt - noch ohne den wichtigen Online-Handel.
Die Zielgruppe ist riesig und Unternehmen versuchen, ihre Produkte auch per Social Media entsprechend zu platzieren. Hier kommen die sogenannten Petfluencer ins Spiel.
Lukrativer Markt in Deutschland
Zur Erklärung: Petfluencer ist eine Wortschöpfung aus Influencer und Pet, dem englischen Wort für Haustier. Influencer sind Menschen, die über soziale Netze Fans an ihrem Leben teilhaben lassen und dabei über Nahrungsergänzungsmittel bis Lockenstäbe allerhand Dinge bewerben. Und, ganz wichtig, dafür Geld bekommen.
Petfluencer machen dasselbe - aber eben als Haustiere durch ihre Frauchen und Herrchen. Daher setzen sie vor allem Produkte in Szene, die Tieren das Leben angenehmer machen sollen. Der Markt ist lukrativ, denn für ihr Haustier greifen die Deutschen gern mal tiefer in die Tasche.
German Petfluencer Awards
Roter Teppich für Vierbeiner: Petfluencer sind ein Hebel, um Produkte bekannt zu machen und letztlich in die Wohnungen von Frauchen und Herrchen zu bringen. Tiere funktionieren im Internet schon immer - macht eine Katze Schabernack und wird dabei gefilmt, kann das Video auf millionenfache Klicks hoffen.
Bei den German Petfluencer Awards, die jedes Jahr verliehen werden, hechelten im Jahr 2022 beispielsweise rund 400 Tiere mit mehr als 11 Millionen Followern umher.
Was verdienen deutsche Petfluencer?
Im vergangenen Jahr räumte das Hunde-Trio Mojo, Rana und Mateo (Instagram: @verpinscht) den begehrten Titel als "Petfluencer des Jahres" ab. Die drei sind somit Deutschlands einflussreichste Hunde im World Wide Web.
"Verpinscht" von den Machern Vanessa und Rafael hat mehr als 130.000 Instagram-Follower und mehr als 1,2 Millionen bei TikTok. Ganz schön ordentlich für die drei Vierbeiner.
Die meisten Halter in Deutschland verdienen sich durch die Accounts etwas dazu. Davon leben können nur die wenigsten. Dem Petfluencer-Blog zufolge gilt in Sachen Verdienst die Faustformel: Zehn Euro pro 1.000 aktive Follower für einen Post und etwa die Hälfte für eine Story.
Oft bieten Firmen und Startups ihre Produkte als Gegenwert aber auch kostenfrei an, um sich den Werbe-Effekt zu nutze zu machen.
Jiffpom das Petfluencer-Maß der Dinge
International sieht das anders aus. Dort machen hohe Follower-Zahlen die Tiere als Werbeträger extrem begehrt. Petfluencer im US-amerikanischen Markt sind dabei die Superstars der internationalen Szene. Allen voran Zwergspitz Jiffpom, der mit seinen mehr als neun Millionen Followern alles in den Schatten stellt.
Wie bei einigen anderen auch, gibt es von Jiffpom eine eigene Merchandising-Kollektion. Der Vierbeiner steht im Guinnessbuch der Rekorde und trat sogar schon ein einem Musikvideo von Katy Perry auf. Das alles zahlt sich aus. Schätzungen zufolge kann sein Frauchen mit jedem Instagram-Post bis zu 150.000 US-Dollar (135.000 Euro) umsetzen.
Einzigartig in der Welt der Petfluencer: Füchsin Juniper (2,9 Millionen Follower). Sie wurde von ihrem Herrchen von einer Pelzfarm gerettet und gilt als "der glücklichste Fuchs". Von Juniper können Fans nicht nur Fanartikel wie T-Shirts und Anstecknadeln kaufen, für Werbe-Postings müssen Kunden mindestens 14.000 Dollar abdrücken.
Kritik von Tierschützern
Kritiker bemängeln, dass die Fotos und Videos der Tiere nicht immer artgerecht sind. "Es ist eine Grenze erreicht, wenn man Tiere vermenschlicht, wenn man sie verkleidet und das auch zur Belustigung macht", sagt Moira Gerlach, Referentin beim Tierschutzbund.
In vielen Fällen seien Qualzuchten und vergleichsweise hässliche Tiere bei Instagram erfolgreich: "Diese Tiere leiden unter vorstehenden Zähnen oder starren Blicken, sie kriegen schlecht Luft und normal kauen können sie auch nicht", so Gerlach weiter.
HinweisDieser Artikel wurde am 26.09.2022 zum ersten Mal veröffentlicht und am 08.04.2024 aktualisiert.
Quellen und weiterführende Links
BRISANT
dpa
Rnd
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