Nützlinge Von wegen gefährlich! Fledermäuse sind keine Viren-Schleudern
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09. Februar 2023, 11:04 Uhr
Sie sollen Blut saugen, Viren und die Tollwut verbreiten: Fledermäuse genießen nicht den besten Ruf - vor allem in Corona-Zeiten. Doch fürchten muss sich vor den nachtaktiven Flugkünstlern nicht. Im Gegenteil: Für den Menschen sind sie echte Nützlinge. Mittlerweile zählen die Fledermäuse zu den gefährdeten Arten. Die "Internationale Batnight" macht darauf aufmerksam und lädt zum Beobachten einer der ältesten Säugetier-Arten der Welt ein.
Sie fliegen mit den Händen und sehen mit den Ohren: 25 Fledermausarten gibt es in Deutschland. Sie sind harmlos und scheu, aber auch neugierig: Im Sommer verirren sich Fledermäue auch mal in Wohnungen oder Häuser. Doch fürchten muss sich vor den faszinierenden Flugkünstlern niemand. Die nachtaktiven Tiere sind weder aggressiv, noch greifen sie von sich aus an.
Was tun, wenn sich eine Fledermaus in die Wohnung verirrt hat?
Hat sich eine Fledermaus in eine Wohnung verirrt, meist handelt es sich dabei um die etwa daumengroßen Zwergfledermäuse, ist das kein Grund panisch zu werden. Manchmal finden sie den Weg nach draußen nicht mehr alleine: Hier hilft es, das Licht auszuschalten, die Vorhänge beiseite zu schieben und die Fenster weit zu öffnen.
Fledermäuse - Überträger des neuartigen Coronavirus?
Aktuell werden Fledermäuse immer wieder mit dem neuartigen Coronavirus in Verbindung gebracht. Angst davor, dass Fledermäuse in Deutschland Menschen anstecken könnten, braucht jedoch niemand zu haben. Es gibt keine Belege dafür, dass die in Deutschland heimischen Fledermäuse Träger jenes Corona-Stammes sind, dem auch das Coronavirus SARS-CoV-2 entstammt. Dieses Virus ist neuartig und wird von Mensch zu Mensch übertragen.
Übertragung von Tollwut möglich
Grundsätzlich kann man sagen, dass von europäischen Fledermäusen kaum eine Bedrohung für den Menschen ausgeht. Die meisten Parasiten und Erreger, die sie verbreiten können, sind entweder harmlos oder nicht auf den Menschen übertragbar. Einzig die Tollwut kann als potentielle Gefährdung angesehen werden. Wer den direkten Kontakt, also das Anfassen von Fledermäusen vermeidet, kann eine Infektion mit absoluter Sicherheit verhindern, da die Tollwuterreger über einen Biss übertragen werden. Kommt man in die Verlegenheit, eine Fledermaus anzufassen, sollten deshalb bissfeste Handschuhe getragen werden.
Von alleine beißt eine Fledermaus nicht zu. Das passiert - wie bei jedem Wildtier - nur in einer absoluten Gefahrensituation. Und: Blutsaugende Fledermausarten gibt es in Europa nicht. Lediglich in Mittelamerika sind drei dieser Arten bekannt - und die ernähren sich vom Blut von Säugetieren oder Vögeln.
Für den Menschen ein echter Nützling!
Fledermäuse sind keine Schädlinge. Im Gegenteil! Sie fressen Insekten, bestäuben Blüten und verbreiten Samen. Das macht sie für den Menschen äußert nützlich. In einer Nacht kann eine Zwergfledermaus bis zu 1.000 Stechmücken verspeisen.
In den USA schätzt man den ökonomischen Wert der Ökosystemdienstleistung von Fledermäusen je nach Region auf 5 bis 65 Milliarden US-Dollar pro Jahr, da sie Unmengen von Getreideschädlingen vertilgen.
Fledermäuse - gefährdet und schützenswert
In Deutschland sind 25 verschiedene Fledermaus-Arten heimisch - und allesamt gefährdet. Durch das Bundesnaturschutzgesetz sind sie besonders geschützt. Die Störung ihrer Ruheplätze ist verboten. Bußgelder bis 65.000 Euro drohen denjenigen, die Fledermäuse fangen, verletzen oder töten.
Mit geringem Einsatz kann jeder zum Schutz der Fledermäuse beitragen. Die Bereitstellung eines Fledermauskastens als potentielles Quartier ist eine bewährte Methode. Die gibt es für spalten- wie auch höhlenbewohnende Arten. Man kann sie selber bauen oder aus dem Fachhandel beziehen.
Auch seinen Garten kann man fledermausfreundlicher gestalten, indem man das Nahrungsangebot steigert. Das kann man durch einen Gartenteich erreichen oder auch das Ausbringen nachtblühender Pflanzen.
Fledermaustelefon des NABU
Fragen rund um die fledermausfreundliche Gestaltung Ihres Gartens, wie Sie einem verletzten Tier helfen können u.a. beantworten Ihnen die Experten des NABU.
Tel.: 030 2849845000
Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 08. Juni 2022 | 17:15 Uhr