Sicher durch den Winter Winterreifen: Was beim Reifenwechsel zu beachten ist
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20. September 2024, 15:19 Uhr
Wenn die Tage kürzer werden und die Temperaturen sinken, stellt sich Autofahrern die Reifenfrage: Sollten sie Winterreifen aufziehen? Sind Ganzjahresreifen eine gute Wahl? Und worauf sollte man beim Reifen achten?
Ganzjahresreifen oder Winterreifen?
Wenn Sie im Winter wenig und meist nur in schneearmen Regionen unterwegs sind, sind Ganzjahresreifen durchaus eine Alternative. Sie sparen das Geld für Lagerung, den halbjährlichen Wechsel und den zweiten Satz Felgen. Das gilt für Klein- und Kompaktwagen.
Sind Winterreifen Pflicht?
Es gibt eine gesetzlich situative Pflicht. Das bedeutet, es muss mit Winterreifen gefahren werden, wenn die Witterungsverhältnisse es erfordern. Bei mildem Winterwetter darf man rein rechtlich also auch mit Sommerreifen unterwegs sein.
Kommt es dann aber zu einem überraschenden Wintereinbruch, hat man bei einem Unfall mit Sommerreifen ganz schlechte Karten. Bis zu 100 Euro Strafe und ein Punkt in Flensburg können im Zweifel fällig werden, wenn man bei Schneematsch, Schnee-, Eis- oder Reifglätte nicht mit entsprechender Ausrüstung unterwegs ist.
Von wann bis wann sollte ich mit Winterreifen fahren?
Die goldene Regel lautet "Von O bis O", also von Oktober bis Ostern. Da Ostern nun jedes Jahr auf einen anderen Termin fällt, verfahren Sie am besten so: Sobald oder solange die Temperaturen nachts unter 7 Grad Celsius sinken, sind Winterreifen, die beste Besohlung für Ihr Auto. Das ist die Temperatur bei der die Gummimischung von Sommerreifen an ihre Grenzen kommt.
Woran erkenne ich Winterreifen?
Im Unterschied zu Sommerreifen weist das Profil von Winterreifen zusätzlich Lamellen auf. Diese befinden sich in den Profilblöcken, reichen bis auf den Profilgrund und verhaken sich auf verschneiten oder glatten Fahrbahnen, um den Grip beim Bremsen und Wenden zu verbessern.
Aktuelle Winterreifen erkennt man am Alpine-Symbol, einem Bergpiktogramm mit Schneeflocke. Zusätzlich sind bis zum 30. September 2024 Reifen mit M+S-Kennzeichnung erlaubt, wenn sie bis zum 31. Dezember 2017 hergestellt worden sind. Ab 1. Oktober 2024 gelten strengere Regeln für Reifen, die bei winterlichen Straßenverhältnissen vorgeschrieben sind: Zulässig sind dann nur noch Modelle mit Alpine-Symbol.
Winterreifen, die älter als sechs Jahre sind, sollten ersetzt werden, da im Laufe der Zeit die Gummimischung verhärtet und die Hafteigenschaften der Reifen deutlich nachlassen, selbst wenn die Profiltiefe noch ausreichend ist.
Billig oder teuer?
Generell sind gute Winterreifen für Kleinwagen und die Kompaktklasse ab 75 Euro zu haben. In der Mittelklasse kostet ein mit "gut" getesteter Pneu ab 145 Euro. War das bisher gefahrene Modell gut, sollte man durchaus dabei bleiben. Eine weitere Orientierung bieten Tests.
Sind runderneuerte Winterreifen empfehlenswert?
Mit dem Kauf von runderneuerten Reifen lassen sich bis zu 50 Prozent im Vergleich zu fabrikneuen Pneus sparen. Beim Runderneuern wird die Lauffläche des Reifens von der Karkasse gelöst und mittels Vulkanisierung ein neues Profil auf den alten Unterbau gebracht. Die Karkasse war also bereits einem Alterungsprozess ausgesetzt.
Das ist auch der Grund, weshalb runderneuerte Reifen immer in niedrigere Geschwindigkeitsklassen eingestuft werden als fabrikneue. Runderneuerte Reifen müssen gekennzeichnet werden und zwar mit "R", "retread", "retreaded" oder "runderneuert".
Die Reifen haben einen hohen Rollwiderstand und hierdurch steigen Verschleiß und Spritkosten, was das Sparpotenzial des Kaufs mindert. Runderneuerte Reifen werden deshalb nur für Wenigfahrer mit leistungsschwächeren Autos als vertretbare Alternative empfohlen.
Kauf im Internet, Montage vor Ort?
Wer Reifen im Internet kaufen will, sollte die Folgekosten vorher kalkulieren. Die Pneus müssen in die Werkstatt transportiert werden und viele Händler und Werkstätten bieten - kauft man die Reifen nicht bei ihnen - für die alleinige Montage keinen günstigen Preis an. Deshalb: erst Monteur suchen und dann im Internet kaufen. Und auf jeden Fall vorher die Preise für Reifen und Montage vergleichen.
Beim Preisvergleich ist es wichtig darauf zu achten, dass auch wirklich alle Posten und mögliche Zusatzkosten in die Kalkulation einfließen. Neben dem Reifenaufziehen, der Demontage und Montage, sollten auch Kosten für die Altreifenentsorgung, für Ventile und für die bei neueren Fahrzeugen notwendige Wartung des Reifendruckkontrollsystems berücksichtigt werden.
Richtig lagern
Spätestens im Frühling, wenn Sommer- oder Ganzjahresreifen wieder am Fahrzeug sind, stellt sich die Frage: wie und wo sollten die Winterreifen gelagert werden. Fakt ist, wer hier Fehler macht, verkürzt die Lebensdauer der Pneus. Vor der Einlagerung sollten die Reifen auf Fremdkörper und Beschädigungen geprüft werden.
Die Profiltiefe muss mindestens noch 1,6 mm betragen, sonst dürfen die Reifen nicht mehr gefahren werden. Wer Kompletträder lagern will, muss auch die Felgen kontrollieren. Hier sollte zum Beispiel Rost entfernt werden.
Lohnt sich die Einlagerung noch, dann sollte der Luftdruck um 0,5 Bar über dem vom Hersteller empfohlenen liegen, denn auch ungenutzte Reifen verlieren Luft. Nützlich ist eine Beschriftung der Räder mit Kreide oder Wachsstift - zum Beispiel mit VL und HR ("vorne links" und "hinten rechts"). So lassen sie sich in der nächsten Saison leicht achsweise tauschen. Um einem ungleichmäßigen Abfahren des Profils vorzubeugen, sollte das alle 10.000 Kilometer geschehen.
Wer genug Platz hat, kann die Reifen selbst lagern. Wichtig ist: die Umgebung sollte dunkel, kühl und trocken sein. Auch die Position ist wichtig. Reifen ohne Felgen lagert man am besten stehend und dreht sie alle sechs Wochen um ein Viertel. Kompletträder bewahrt man auf dem Boden liegend übereinandergestapelt, an einem Felgenbaum oder einer Wandhalterung auf.
Reicht der Platz im eigenen Heim nicht, bieten viele Werkstätten und Händler die Einlagerung an. Hierbei empfiehlt der ADAC, einen verbindlichen Vertrag abzuschließen und die Reifen zu fotografieren. Das beugt Streitigkeiten bei Verlust oder eventueller Beschädigung während der Lagerzeit vor.
Quellen und weiterführende Links
BRISANT
dpa
ADAC
Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 20. September 2024 | 17:15 Uhr