Mit Erd- und Biogas unterwegsAutos mit CNG-Antrieb - Vor- und Nachteile
Elektromobilität ist in aller Munde. Worüber wenig gesprochen wird, sind mit Erd- bzw. Bio-Gas betriebene Autos. Dabei haben Fahrerinnen und Fahrer dieser Wagen aktuell gut lachen: Im Gegensatz zu Diesel und Benzin bleiben die Preise für Bio-CNG stabil. Was sind die Vor- und Nachteile, mit Gas unterwegs zu sein?
In Sachen Klimabilanz schneiden sie meist besser ab als Elektoautos: mit CNG-Gas betriebene Fahrzeuge. Wählt man das umweltfreundliche Bio-CNG, reduziert sich der CO2-Ausstoß um rund 90 Prozent, bei Erdgas um immerhin 20 Prozent. Zudem werden weniger Schadstoffe ausgestoßen, und die Energie-Ausbeute von Gas ist deutlich höher als die von Diesel oder Benzin. Dennoch sind mit Gas betriebene Autos bis heute eher ein Nischenprodukt.
Anschaffung und Umrüstung - wie teuer sind CNG-Autos?
Ein Grund dafür könnten die etwas höheren Anschaffungskosten sein. Ein Erdgas-Auto wird von einem Verbrennungsmotor angetrieben, der anstelle von Benzin oder Diesel CNG (Compressed Natural Gas) tankt. In der Regel fällt der Preis für ein Erdgas-Auto-Preis bei einem PKW-Neuwagen etwa 1.500 bis 3.000 Euro höher aus als bei einem Benzin- oder Dieselfahrzeug.
Auch die Umrüstung eines Diesel- oder Benzin-Autos ist finanziell nicht ohne. Je nach Automodell sollte man mit 3.500 bis 5.000 Euro rechnen. Dazu kommen 100 Euro für die Abnahme der Gasanlage und - je nach Modell - alle drei oder fünf Jahre rund 600 Euro für die vorgeschriebene Prüfung der Tanks.
Was man außerdem bedenken sollte: Durch die Umrüstung des Pkws wird das Volumen des Kofferraums kleiner.
Erdgas, Biogas, Autogas - Was sind die Unterschiede?
Erdgas gehört wie Erdöl und Kohle zu den brennbaren organischen Rohstoffen. Es besteht zu etwa 85 Prozent aus Methan sowie bis zu zehn Prozent aus Stickstoff und Kohlendioxid. Den Rest bilden höhere Kohlenwasserstoffe wie Ethan, Propan und Butan.
Immer häufiger an den Tankstellen auch Biogas angeboten. Denn CNG kann auch aus regenerativen Quellen gewonnen werden, zum Beispiel aus nachwachsenden Rohstoffen oder Biomasse. Bio-CNG ist nahezu CO2-neutral, da beim Verbrennen des Gases nur so viel CO2 ausgestoßen wird, wie zuvor durch das Pflanzenwachstum gebunden worden ist. Bio-CNG kann in beliebigem Verhältnis konventionellem CNG beigemischt werden.
LPG (Liquefied Petroleum Gas), sogenanntes Autogas, ist ein Flüssiggas-Gemisch aus Butan und Propan. Beide Gase fallen bei der Erdgas- und Erdölförderung sowie bei der Raffinierung von Erdöl als Nebenprodukt an. Auch Autogas verbrennt etwas umweltfreundlicher als Benzin, kommt jedoch bei weitem nicht an die Klimabilanz von Bio- oder Erdgas heran.
Wichtig: CNG-/Erdgasautos können kein Autogas tanken und umgekehrt.
H-Gas und L-Gas: Was ist der Unterschied?
CNG gibt es in Deutschland als H-Gas und L-Gas. Wesentlicher Unterschied ist der Methangehalt, der bei H-Gas größer ist. Dadurch verbrauchen mit H-Gas betriebene Fahrzeuge weniger Kraftstoff und haben eine größere Reichweite.
Um dem Verbraucher eine bessere Transparenz zu bieten, ist eine bundesweite Auszeichnung der Gassorten an den Tankstellen gesetzlich vorgeschrieben.
L-Gas entstammt deutschen und niederländischen Vorkommen und wird nur im Westen und Nordwesten Deutschlands vertrieben. Im Rest der Republik wird H-Gas aus Norwegen, Russland und Großbritannien angeboten.
Übrigens: Getankt wird Erdgas in Kilogramm und nicht in Litern. Ausschlaggebend für den Erdgas-Preis ist sein Energiegehalt (kWh): Deshalb ist das energieärmere L-Gas günstiger als das H-Gas.
Benzin, Diesel oder CND - wie fährt man günstiger?
Der Benzin- und Dieselpreis liegt aktuell bei 1,80 Euro pro Liter. Erdgas und Autogas sind im Vergleich ein Schnäppchen.
Aktuell liegen die Preise für ein Kilogramm Erdgas (CNG) bei rund 1,10 bis 1,20 Euro. Zudem gilt noch bis mindestens 2026 eine Steuererleichterung für CNG.
Wer viel fährt, für den könnte sich der Umbau seines Pkws oder der Mehrpreis beim Kauf eines Neuwagens also durchaus rechnen.
Geringe Tankstellen-Dichte: Wo kann man Erd- und Bio-Gas tanken?
Die meisten Gas-Fahrzeuge haben neben dem Gas- auch einen Benzintank. Sobald der Gastank leer ist, schaltet der Motor automatisch auf Benzin um. Der Fahrer kann das aber auch manuell steuern. Liegen bleibt man also nicht, wenn sich in der Nähe keine Gas-Tankstelle findet.
In Deutschland gibt es aktuell rund 820 Tankstellen, an denen CNG erhältlich ist. Vor allem im ländlichen Raum sind Möglichkeiten, CNG zu tanken, dünn gesät. Aktuelle Übersichten bieten der ADAC Tankstellenfinder oder Seiten wie gibgas.de, erdgas.info oder gas.info.
Bei Fahrten ins Ausland sollte man vorab die Tankmöglichkeiten unterwegs und vor Ort checken. Ein relativ dichtes Netz bieten die Schweiz und Norditalien.
Explosionsgefahr: Wie sicher sind mit Gas betriebene Autos?
CNG wird mit 200 bar gespeichert, der Tank muss allerdings einem Berstdruck von 600 bar standhalten. Das ist gesetzlich vorgeschrieben. Außerdem wird der Tank für den Fall eines Crashs an der sichersten Stelle des Fahrzeugs eingebaut.
Weitere Sicherheitsvorkehrungen werden durch Sicherheitsventile, die die Gaszufuhr sperren, wenn Gas ungewollt austritt und eine Schmelzsicherung, die das Gas bei einem Brand kontrolliert abbläst, realisiert. Damit sind die Sicherheitsrisiken nicht größer als bei Benzinern oder Diesel.
(Dieser Artikel wurde erstmals am 04.05.2022 veröffentlicht)
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Dieses Thema im Programm:Das Erste | BRISANT | 04. Mai 2022 | 17:15 Uhr