Kerzen
Etwa 2,4 kg Kerzen werden pro Kopf und Jahr in Deutschland verbraucht. Bildrechte: IMAGO / Shotshop

Kerzenschein nachhaltig Stearin, Paraffin, Bienenwachs - Welche Kerzen sind nachhaltig?

20. Oktober 2023, 10:02 Uhr

Eine stimmungsvolle Adventszeit ohne Kerzenschein? Undenkbar! Doch worauf sollte man beim Kauf von Kerzen achten, wenn sie weder der Umwelt noch der eigenen Gesundheit schaden sollen? Welche Kerzen sind wirklich nachhaltig oder gar vegan? Ein Überblick.

Rund 2,4 Kilo Kerzen pro Kopf ließen die Deutschen im Jahr 2016 abbrennen. Etwa die Hälfte davon ist hierzulande hergestellt worden, der Rest im Ausland, insbesondere in Polen.

Sind Kerzen nachhaltig?

Da Kerzen heute in der Regel nicht zwingend notwendig sind, gelten sie als Luxusartikel. Brennt man sie ab, bilden sich Rußpartikel, die eigentlich vermeidbar wären. Deshalb sind Kerzen per se nicht nachhaltig.

Wer auf den "Luxus" einer Kerze dennoch nicht verzichten möchte, sollte auf ein Produkt zurückgreifen, das möglichst langsam und gleichmäßig abbrennt - und dadurch kaum Ruß absondert.

Kerzenrauch
Jede Kerze verursacht Rußpartikel, die eigentlich vermieden werden könnten. Bildrechte: IMAGO / CHROMORANGE

Umwelt und Gesundheit: RAL-Gütesiegel gibt Gewissheit

Wenn Kerzen abbrennen, werden verschiedene umwelt- und gesundheitsgefährdende Stoffe freigesetzt. Bei Paraffinkerzen mit erhöhtem Schwefelgehalt kann außerdem Schwefeldioxid entstehen. Dazu kommen bedenkliche oder gar krebserregende Stoffe durch Farben, Lacke und Duftstoffe.

Rund siebzig Prozent der in Deutschland angebotenen Kerzen tragen das "RAL Gütezeichen Kerzen". Das verpflichtet die Hersteller, sich bei den Inhaltsstoffen an Grenzwerte hinsichtlich Gesundheit und Umwelt zu halten.

Gepresst, gegossen oder gezogen - Art der Herstellung ist entscheidend

Wieviel Ruß eine Kerze produziert, hängt weniger vom verwendeten Material ab, denn von der Art ihrer Herstellung.

Kerzen können gepresst, gegossen oder auch gezogen werden. Billige Kerzen werden in der Regel im sogenannten Pulverpressverfahren aus Paraffin-Granulat hergestellt. Ihre Qualität ist eher minderwertig.

Beim sogenannten Gießverfahren wird das Wachs zunächst erwärmt und dann zusammen mit dem Docht in die jeweilige Kerzenform gegossen. In der Regel wird dafür Stearin oder Bienenwachs verwendet. Das Verfahren macht die Kerzen schwerer - und das lässt sie länger brennen.

Am effektivsten, aber auch teuersten, sind im Wachsbad gezogene Kerzen. Dafür brennen sie aber auch am längsten und gleichmäßigsten ab.

Wachszieherin vor Gefäßen mit flüssigem Wachs
Wie lang oder kurz eine Kerze abbrennt, ist in erster Linie von der Art ihrer Herstellung abhängig. Bildrechte: IMAGO / Reinhard Kurzendörfer

Günstig, aber wenig effektiv: Kerzen aus Paraffin

Etwa drei Viertel der in Deutschland angebotenen Kerzen ist aus Paraffin. Das wiederum wird aus Mineralöl gewonnen.

Da die Klimabilanz von Erdölprodukten unterm Strich immer negativ ist, gilt das auch für Kerzen aus Paraffin. Die meist aus Granulat gepressten Kerzen brennen schnell ab und rußen vergleichsweise stark.

Meist mit Palmöl: Kerzen aus Stearin

Der zweithäufigste Rohstoff für Kerzen ist Stearin, das aus pflanzlichen oder tierischen Fetten und Ölen hergestellt wird. Die meisten Stearin-Kerzen sind aus Palmöl oder Kokosfett.

Im Vergleich zu Paraffinkerzen halten Stearinkerzen stabiler ihre Form, brennen langsamer und regelmäßiger ab.

Allerdings ist Palmöl höchst umstritten. Die Ölpalmen, aus denen das Palmöl gewonnen wird, werden vor allem in den Tropen angebaut, insbesondere in Indonesien und Malaysia. Dafür werden große Anbauflächen benötigt, für die man den Regenwald rodet. Palmölfreie Alternativen sind aus Oliven- oder Kokosöl.

Ebenso kann Stearin aus tierischen Fetten hergestellt werden. Werden die aus Schlachtabfällen gewonnen, können die Kerzen durchaus nachhaltig sein.

Vegane Kerzen aus Raps- oder Sojaöl

Wer lange Freude an seiner Kerze haben, aber auf tierische Fette verzichten möchte, für den können Kerzen aus Raps- oder Sojaöl interessant sein. Die sind hochwertiger als Paraffinkerzen und brennen fast rußfrei ab.

Der Haken: Sojaöl wird vorwiegend aus den USA importiert. Lediglich der Raps stammt in der Regel aus europäischem Anbau.

Gute Klima-Bilanz: Bio-Kerzen aus Biomasse

In der Lebensmittelindustrie und Gastronomie fallen zahlreiche Abfälle an. Aus denen werden die Fette und Öle gewonnen und zu Kerzen verarbeitet. Sprich: Aus Müll werden Kerzen. Mehr Nachhaltigkeit geht kaum.

Besonders langlebig: Kerzen aus Bienenwachs

Bienenwachs ist der natürlichste, aber auch teuerste Rohstoff für die Herstellung von Kerzen. Dafür sind Bienenwachskerzen die umweltfreundlichste Variante, da sie ein komplett natürliches Produkt sind. Und: Sie duften herrlich.

Einziges Manko: Die Bienenwachs-Reserven sind endlich, meist wird das Wachs importiert. Denn für ein einziges Kilo Bienenwachs muss ein Bienenvolk ein ganzes Jahr arbeiten.

Kerzen aus Bienenwachs
Am umweltfreundlichsten und nicht gesundheitsschädlich sind Kerzen aus Bienenwachs. Bildrechte: IMAGO / Müller-Stauffenberg

Problem Aluminium: Teelichter

Sie sind praktisch und deshalb äußerst beliebt: Teelichter. Rund acht Milliarden werden pro Jahr allein in Deutschland verbraucht. Das Problem: Bis heute werden die meisten Teelichter in Aluminiumhüllen angeboten - eine reine Ressourcen-Verschwendung. Zudem sind viele Teelichter von minderwertiger Qualität.

Was hilft, ist auch hier auf das RAL-Gütezeichen zu achten und auf alternativen zur Aluminiumhülle zurückzugreifen. Für Teelichter gibt es mittlerweile auch Mehrweg-Hüllen aus Glas oder Kunststoff oder kompostierbare Einweg-Varianten.

Teelichter
Teelichter sind praktisch, kommen aber in den meisten Fällen nicht ohne Aluminiumhülle aus. Bildrechte: IMAGO / Shotshop


Quellen: br.de/BUND/vzhh.de/BRISANT

Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 01. Dezember 2021 | 17:15 Uhr

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