Illustration - Spermien und Eizelle
Wenn der Kinderwunsch auf natürlichem Wege ausbleibt, gibt es zahlreiche Behandlungsmethoden, trotzdem schwanger zu werden. Bildrechte: IMAGO / Zoonar

Behandlung & Kosten Künstliche Befruchtung: Diese Möglichkeiten haben Paare

11. Januar 2024, 09:33 Uhr

Als ungewollt kinderlos gelten laut WHO Paare, die nach einem Jahr ungeschütztem Geschlechtsverkehr nicht schwanger werden. In Deutschland ist etwa jedes zehnte Paar zwischen 25 und 49 Jahren ungewollt kinderlos.

Die Reproduktionsmedizin gibt Paaren Hoffnung, sich den Kinderwunsch doch noch zu erfüllen. Allein in Deutschland gab es laut Registereintrag 123.332 Behandlungszyklen künstlicher Befruchtungen im Jahr 2022.

Diese Methoden der künstlichen Befruchtung gibt - und das kosten sie

Hormonelle Stimulation

Hormonpräparate, die die Eizelle zur Reifung anregen soll, werden ab dem 3. Zyklustag eingenommen. Sobald der Follikel groß genug ist, wird der Eisprung gezielt ausgelöst, um eine Schwangerschaft zu ermöglichen.

Die Befruchtung erfolgt dann entweder durch ungeschützten Geschlechtsverkehr oder mit Hilfe einer Insemination.

Insemination

Bei der Insemination werden Spermien direkt in die Gebärmutter, den Gebärmutterhals oder den Eileiter gespritzt. Anschließend müssen sie eigenständig ihren Weg zur befruchtungsfähigen Eizelle finden.

Häufig erfolgt eine Insemination, wenn beim Mann eine zu geringe Menge an Samen vorliegt oder beim Sperma eine mangelnde Qualität festgestellt wird.

Doch auch Störungen bei Frauen können Grund für eine Insemination sein. Beispielsweise im Bereich des Gebärmutterhalses oder in Form einer Unfruchtbarkeit.

Kosten: Pro Behandlung muss mit Kosten um die 200 Euro gerechnet werden. Wenn im Vorfeld eine hormonelle Stimulation erfolgt, kommen Kosten von rund 900 Euro dazu, zuzüglich etwa 700 bis 800 Euro für Medikamente.

In-Vitro-Fertilisation (IVF)

"In Vitro" heißt "im Glas" - die Befruchtung wird also in einem Reagenzglas durchgeführt. Dabei werden Eizellen und Samenzellen gewonnen, aufbereitet und in einer Nährlösung zusammengeführt.

Gelingt die Befruchtung, reifen die Eizellen mehrere Tage in einem Brutschrank. Anschließend werden maximal drei befruchtete Eizellen in die Gebärmutter eingesetzt.

Kosten: Gesetzlich Versicherte zahlen ca. 1.500 Euro, Privatversicherte etwa 3.700 Euro.

Intrazytoplastische Spermieninjektion (ICSI)

Bei der Intrazytoplastischen Spermieninjektion (ICSI), auch Mikroinjektion genannt, werden aus dem Ejakulat oder operativ aus dem Hoden gewonnene Samenzellen in die weibliche Eizelle injiziert.

Diese Technik wird in der Regel angewendet, wenn der männliche Partner zu wenig Samenzellen in seinem Ejakulat hat oder ein Verschluss der Samenwege vorliegt.

Kosten: Rund 1.800 Euro kommen auf gesetzlich Versicherte zu, 5.000 bis 10.000 Euro für Privatversicherte.

Testikuläre Spermienextraktion

Wenn keinerlei Samenzellen im Samenerguss des Mannes enthalten sind, gibt es die Möglichkeit, die Samen direkt aus den Nebenhoden oder den Hoden zu gewinnen. Diese Methode ermöglicht in 75% der Fälle eine Samengewinnung.

Im Rahmen eines kleinen chirurgischen Eingriffs werden die Zellen entnommen und bei Bedarf in Form von ICSI oder IVF eingesetzt.

Kosten: Zu den Kosten von ICSI oder IVF kommen weitere 800 Euro für die Entnahme der Spermien hinzu.

Kryokonservierung/Einfrieren von Eizellen

Bei der Kryokonservierung, auch Social Freezing genannt, oder einfach das Einfrieren von unbefruchteten Eizellen, werden der Frau Eizellen entnommen. Dafür ist die Einnahme von Hormonpräparaten notwendig - so produziert der Körper mehr Eizellen.

Die entnommenen Zellen werden anschließend aus der Scheide entnommen, schockgefroren und bei Temperaturen von minus 196 Grad eingelagert. Sobald sich die Frau dann für eine Befruchtung entscheidet, werden die Eizellen aufgetaut, mit den Spermien des Mannes befruchtet und wieder in die Gebärmutter eingesetzt.

Kosten: Seit vergangenem Jahr übernehmen gesetzliche Krankenkasse in begründeten Fällen die Kosten für Leistungen zur Kryokonservierung. Ansonsten kommen für Eingriff, Hormone und Befruchtung rund 5.000 bis 6.000 Euro zusammen. Zusätzlich kostet die Einlagerung der Eizellen - rund 20 Euro pro Monat.

Eine Frau hält einen Schwangerschaftstest in der Hand.
Jedes zehnte Paar in Deutschland lebt ungewollt kinderlos. Bildrechte: IMAGO / Zoonar

Kinderwunschbehandlung: Krankenkasse übernimmt Teile der Kosten

Bleibt eine Schwangerschaft auf natürlichem Wege aus, werden verschiedene Untersuchungen angestellt, um mögliche Ursachen ausfindig zu machen. Diese Untersuchungen werden sowohl von der gesetzlichen als auch von der privaten Krankenversicherung vollständig übernommen.

Wer sich im Anschluss an die Untersuchung für eine Kinderwunschbehandlung entscheidet, muss allerdings je nach Versicherung mit Kosten rechnen.

Gesetzlich Versicherte

Die gesetzliche Krankenversicherung beteiligt sich unter gewissen Voraussetzungen an den Kosten einer Kinderwunschbehandlung. Die Voraussetzungen sind:

  • das Paar muss miteinander verheiratet sein
  • die Frau ist älter als 25 Jahre und jünger als 40 Jahre
  • der Mann ist älter als 25 Jahre und jünger als 50 Jahre
  • die Unfruchtbarkeit wurde ärztlich festgestellt
  • eine Erfolgsaussicht der Behandlung muss attestiert sein
  • es werden ausschließlich die Ei- und Samenzellen des betroffenen Paares verwendet
  • vor der Behandlung hat eine medizinische oder psychosoziale Beratung stattgefunden


Für folgende Behandlungen kann man Zuschüsse bekommen:

  • 8 Inseminationen ohne hormonelle Stimulation der Frau
  • 3 Inseminationen mit hormoneller Stimulation der Frau
  • 3 Versuche der In-Vitro-Fertilisation
  • 3 Versuche der intrazytoplasmatischen Spermieninjektion

Privat Versicherte

Private Krankenversicherungen übernehmen häufig 100 Prozent der Kosten, wenn die Ursache bei der privat versicherten Person liegt. Im Gegensatz zur gesetzlichen Krankenversicherung muss das Paar nicht zwingend verheiratet sein. Jedoch variiert hier der Leistungsumfang.

Stethoskop, Geldscheine
Eine Untersuchung zur Ursachenfindung wird sowohl von gesetzlichen Krankenkassen als auch privaten Krankenversicherungen übernommen. Bildrechte: IMAGO / Zoonar

Das ist in Deutschland Verboten

Das Embryonenschutzgesetz regelt in Deutschland, welche Kinderwunschbehandlungen erlaubt und welche verboten sind. Zur verbotenen Reproduktionsmedizin in Deutschland zählen:

  • Eizellspende - also die Übertragung einer gespendeten Eizelle in eine andere Frau
  • Leihmutterschaft - also das Austragen einer Schwangerschaft durch eine andere Frau
  • Spenden von Vorkernstadien - also eine Eizelle, die sich im Befruchtungsvorgang befindet
  • Einer Frau den Embryo vor Abschluss der Einnistung in die Gebärmutter zu entnehmen, um ihn in eine andere Frau zu übertragen
  • Die Übertragung eines gespendeten Embryos auf eine andere Frau gegen Geld

Künstliche Befruchtungen im Ausland

Sowohl Kosten als auch rechtliche Restriktionen in Deutschland führen dazu, dass sich Schätzungen zufolge jährlich mehrere tausend Paare für eine Kinderwunschbehandlung im Ausland entscheiden.

In Spanien, Finnland oder osteuropäischen Ländern können so beispielsweise Embryo- oder Einzellspenden durchgeführt werden. In die USA, die Ukraine oder nach Indien reisen Paare, die auf der Suche nach einer Leihmutter sind.

Auch lesbische oder alleinstehende Frauen ziehen eine Behandlung im Ausland in Erwägung, da es in Deutschland für diese Frauen recht schwierig ist, eine Samenspende zu erhalten. Sie reisen dann etwa nach Dänemark oder die Niederlande, um mithilfe einer Spende schwanger zu werden.

Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 10. Januar 2024 | 17:15 Uhr

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