Möglichkeiten & Grenzen Mit pflanzlichen Mitteln durch die Wechseljahre
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10. September 2024, 19:36 Uhr
Soll ich wirklich Hormone nehmen? Gerade zu Beginn der Wechseljahre wollen viele Frauen lieber erstmal pflanzliche Mittel probieren. Doch welche Pflanzenstoffe helfen gegen Hitzewallungen, Schlafstörungen und Stimmungsschwankungen? Und sind pflanzliche Produkte immer die bessere Wahl?
Pflanzen sind immer sanft in der Wirkung? Von wegen!
Die Phytotherapie oder Pflanzenheilkunde ist eines der ältesten Therapieverfahren in der Medizin: Heilpflanzen sind seit Tausenden von Jahren in Gebrauch und die Basis vieler heutiger Arzneimittel.
Pflanzen haben starke und manchmal durchaus auch giftige Wirkstoffe: Auch wenn pflanzliche Arzneimittel meist nicht verschreibungspflichtig sind, sollten sie daher nicht bedenkenlos angewendet werden.
Pflanzen haben ein sanftes Gemüt, deswegen werden sie häufig als sanfte Heilmittel missverstanden. Das ist falsch: Die stärksten Gifte sind pflanzlichen Ursprungs.
Phytotherapie
Phytotherapie ist die Heilung, Linderung und Vorbeugung von Krankheiten und Beschwerden durch Arzneipflanzen. Auch die Nutzung von Pflanzenteilen wie z.B. Blüten, Wurzeln, Blätter oder Bestandteilen ist hier eingeschlossen, ebenso Zubereitungen daraus wie z.B. Trockenextrakte oder Tinkturen.
Diese arzneilichen Produkte aus Arzneipflanzen werden Phytopharmaka genannt.
Die Sicherung ihrer Qualität, Sicherheit und Wirksamkeit wird durch das Arzneimittelgesetz (AMG) geregelt.
Pflanzliche Mittel bei Wechseljahresbeschwerden?
Wechseljahresbeschwerden sind vielfältig und jede Frau leidet anders. Neben einer möglichen Ernährungsumstellung, Sport oder einer Hormontherapie können auch pflanzliche Mittel bei Symptomen der Wechseljahre helfen.
So kann die Heilpflanze Mönchspfeffer ein gutes Mittel sein, um den Zyklus zu regulieren. Auch die Schafgarbe kann hier hilfreich sein, Salbei wird bei Hitzewallungen empfohlen, Baldrian, Hopfen oder Lavendel können bei Schlafproblemen unterstützen.
Was sind Phytoöstrogene? Und wie wirken sie?
Eine besondere Aufmerksamkeit gilt im Zusammenhang mit den Wechseljahren den Phytoöstrogenen. Das sind Pflanzen, deren Wirkung dem Östrogen ähnlich ist, weshalb Phytoöstrogene oft auch als pflanzliches Östrogen bezeichnet werden.
Östrogen ist (neben dem Progesteron) das weibliche Hormon, das in den Wechseljahren stark schwankt und später deutlich absinkt. Das fehlende Östrogen ist für zahlreiche Beschwerden in den Wechseljahren - unter anderem Hitzewallungen und Schweißausbrüche, Zyklusstörungen und Scheidentrockenheit - verantwortlich.
Phytoöstrogene besitzen eine Bindungsfähigkeit für die Östrogenrezeptoren und können dort eine hormonähnliche Wirkung hervorrufen. Viele davon haben auch als Arzneimittel eine Zulassung, so wie Mittel mit Traubensilberkerze, Rotklee oder dem sibirischen Rhabarber. Auch Frauenmantel , Ginseng, Nachtkerzenöl oder Soja-Isoflavone sind hier zu nennen.
Phytoöstrogene wirken weniger stark als eine Hormontherapie und sind nicht in der Lage, auf lange Sicht die fehlenden Hormone zu ersetzen.
Hormone zum essen? Phytoöstrogene in der Ernährung
Auch in zahlreichen Lebensmitteln sind Phytoöstrogene enthalten. Dabei werden sie in drei Gruppen unterteilt. Während Coumestane kaum in der menschlichen Ernährung vorkommen, finden sich Lignane und Isoflavone in verschiedenen pflanzlichen Lebensmitteln. Phytoöstrogene werden im Darm verstoffwechselt und sind erst dann für den Körper nutzbar.
Lignane finden sich unter anderem in
Pflanzen als Arzneimittel
Phytotherapeutische Arzneimittel werden neben der Behandlung von Wechseljahresbeschwerden auch bei der Immunabwehr, bei Atemwegserkrankungen, Hautkrankheiten oder Rheumaleiden eingesetzt. Wie alle Arzneimittel unterliegen auch Phytotherapeutika der Zulassungspflicht, das gilt auch für die Medikamente mit Phytoöstrogenen.
Für Nahrungsergänzungsmittel auf pflanzlicher Basis gilt das nicht. Aktuell werden zahlreiche Nahrungsergänzungsmittel mit pflanzlichen Stoffen für die Zeit der Wechseljahre, zum Beispiel in Kapselform, angeboten. Expertin Dr. Susan Zeun weist jedoch darauf hin, dass bei diesen Angeboten oftmals der Wirkstoffmenge für eine wirksame Therapie gar nicht ausreichend vorhanden ist.
Zudem sollte auch vor der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln ein Gespräch mit dem Arzt geführt werden, um Überdosierungen oder Wechselwirkungen zu vermeiden.
Immer wichtig: Gespräch mit der Frauenärztin vorab
Dies gilt auch bei pflanzlichen Arzneimitteln: Bei starken Beschwerden sollten Betroffene auch vor der Anwendung pflanzlicher Arzneimittel mit ihrer Frauenärztin oder ihrem Frauenarzt über Möglichkeiten der Linderung sprechen. Das gilt insbesondere bei bestimmten Vorerkrankungen wie Krebs, besonders bei hormonabhängigen Tumoren.
Quellen und weiterführende Links
Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 02. September 2024 | 17:15 Uhr