Eine Frau schaut nachdenklich aus dem Fenster
Auch junge Frauen können schon in den Wechseljahren sein. Dann ist eine Hormontherapie besonders wichtig. Bildrechte: IMAGO / Westend61

Früher Beginn Vorzeitige Wechseljahre: Das sind die Symptome

28. Mai 2024, 09:03 Uhr

Beate Maschke-Spittler
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Die meisten Frauen kommen mit Mitte 40 in die Wechseljahre.

Die letzte Blutung beendet die fruchtbare Phase dann meist einige Jahre später endgültig, durchschnittlich mit 51 Jahren.

Doch was, wenn diese Zeit schon früher beginnt - vielleicht sogar viel früher? Woran kann das liegen und warum ist eine Hormontherapie jetzt besonders wichtig?

Vorzeitige Wechseljahre - was ist die Definition?

Von vorzeitigen Wechseljahren spricht man dann, wenn der Eizellenvorrat vor dem vierzigsten Lebensjahr aufgebraucht ist. Das betrifft etwa 1% aller Frauen.

Ärzte sprechen hier oftmals von "POI" (Abkürzung für "prämature ovarielle Insuffizienz", also die frühzeitige Schwäche des Eierstocks) oder "Klimakterium praecox“.

Frühzeitige oder Frühe Wechseljahre sind etwas anderes: Sie beginnen aus unterschiedlichen Gründen einfach etwas eher als bei den meisten Frauen, meist handelt es sich hier aber nur um ein bis zwei Jahre.

Junge Frau bei einer Ärztin
Wenn eine junge Frau keine Periode mehr hat, sollte der Hormonstatus ärztlich bestimmt werden. Bildrechte: IMAGO / Shotshop

Was sind die Ursachen für vorzeitige Wechseljahre?

Die Ursache wird oft in den Genen gefunden, aber auch eine Autoimmunerkrankung, die die Eierstöcke angreift, eine operative Entfernung der Eierstöcke oder eine vorangegangene Chemotherapie können Gründe sein.

Doch zum großen Teil lassen sich die Gründe nicht genau feststellen, da auch die Situation der eigenen Mutter in der Frühschwangerschaft eine Rolle spielen kann - doch das lässt sich nach Jahrzehnten meist nicht mehr nachprüfen.

Teaserbild Podcast Hormongesteuert, Staffel 2 64 min
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64 min

MDR AKTUELL Mo 27.05.2024 08:00Uhr 64:04 min

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Wie erkenne ich vorzeitige Wechseljahre - was sind die Symptome?

Viele Frauen, die in den vorzeitigen Wechseljahren sind, merken das nicht. Einige Frauen werden einfach nicht schwanger oder haben die gleichen Symptome wie in den normalen Wechseljahren (u.a. Hitzewallungen und Nachtschweiß). Allerdings werden diese Anzeichen in jungen Jahren oft nicht mit den Wechseljahren in Zusammenhang gebracht.

Das wichtigste Merkmal aber ist es, wenn eine junge Frau ihre Tage nicht mehr bekommt. Dafür kann es zwar auch andere Gründe geben, doch Aufmerksamkeit ist wichtig - die Bestimmung des Hormonstatus sollte in dieser Situation unbedingt vorgenommen werden.

Dieser Hormonstatus - insbesondere der sogenannte FSH-Wert - hilft dann bei der Diagnose weiter: Je höher der FSH-Wert ist, desto geringer ist die Eierstockfunktion.

Eine Frau mit Notizbuch sitzt an einem Tisch und schaut nachdenklich
Schwierig für Frauen und Paare: Ein Kinderwunsch ist mit vorzeitigen Wechseljahren kaum noch erfüllbar. Bildrechte: IMAGO / Shotshop

Kinderwunsch und vorzeitige Wechseljahre - was tun?

In vielen Fällen fallen die vorzeitigen Wechseljahre erst auf, wenn eine junge Frau zum Beispiel die Pille absetzt und dann aber trotz des Versuchs nicht schwanger wird oder die Periode nicht mehr einsetzt.

"Das sind besonders schwierige Situationen", beschreibt es Dr. Katrin Schaudig aus ihrem Praxisalltag. Denn ein Kinderwunsch ist mit einem POI kaum noch zu erfüllen.

Es sollte, so Dr. Schaudig, dann zunächst das sogenannte "Anti-Müller-Hormon" (AMH) bestimmt werden, das Auskunft darüber gibt, wie viele Eizellen noch vorhanden sind. Ist der Wert gut, kann man sich an Spezialisten wenden. "Da können dann Kinderwunschzentren durchaus noch etwas erreichen", sagt Dr. Schaudig.

Vorzeitige Wechseljahre und Hormontherapie - deshalb ist sie so wichtig

Wenn Frauen in jungen Jahren - in seltenen Fällen sogar schon als Teenager - in die Wechseljahre kommen, liegt bei ihnen derselbe Hormonmagel vor wie bei Frauen um die 50.

Das bedeutet für sie nicht nur, dass der Kinderwunsch schwer zu erfüllen ist, sondern auch, dass sie Jahrzehnte unter einem Östrogenmangel leiden werden. Das ist unbehandelt eine Gefahr für die Knochengesundheit, ebenso wie für Herz, Kreislauf und das Demenzrisiko:

Hier sind sich alle Fachgesellschaften weltweit komplett einig: Wenn Frauen vorzeitig in die Wechseljahre kommen, sollte man ihnen eine Hormontherapie geben. Egal, ob sie Beschwerden haben oder nicht.

Dr. Katrin Schaudig, Präsidentin der Deutschen Menopause Gesellschaft MDR-Podcast "Hormongesteuert"

Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 27. Mai 2024 | 17:15 Uhr

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