Eine Frau sieht in einen Spiegel
Haarausfall: Neben dem Östrogenmangel in den Wechseljahren kommen auch andere Gründe in Betracht. Bildrechte: IMAGO/Shotshop

In den Wechseljahren Haarausfall: Das hilft Frauen jetzt wirklich

07. Februar 2025, 19:51 Uhr

Viele Frauen merken in den Wechseljahren, dass ihre Haare dünner und trockener werden oder vermehrt ausfallen. Welche Rolle die Hormone Östrogen und Testosteron spielen und was die Ernährung damit zu tun hat:

Beate Maschke-Spittler
Bildrechte: Raphaela Fietta

Haarprobleme und Haarausfall – wann zum Arzt?

Wenn Sie spüren, dass die Haare weniger werden oder der Zopf ausgedünnt wirkt, sollte der Besuch beim Hautarzt anstehen.

Schnelles Handeln kann wichtig sein: "Wenn die Haarfollikel länger leer bleiben, dann schrumpfen sie", beschreibt es Hautärztin Dr. Yael Adler.

Die Fachärztin oder der Facharzt hat dann die Möglichkeit, verschiedene Ursachen für den Haarausfall wie Hormone, Schilddrüse oder Nährstoffversorgung zu prüfen.

Hautärztin Dr. Yael Adler
Hautärztin Dr. Yael Adler behandelt regelmäßig Frauen mit Haarausfall in ihrer Praxis. Bildrechte: Jenny Sieboldt

Ursachen für Haarausfall in den Wechseljahren

  • Der Abfall des Östrogenspiegels in den Wechseljahren kann zu Haarausfall oder trockenem Haar führen. Viele Frauen merken im Rahmen einer Hormonersatztherapie mit bioidentischen Hormonen oft auch eine Verbesserung beim Thema Haarausfall - allerdings: "Eine Hormontherapie nur wegen Haarausfall? Da wäre ich zurückhaltend", sagt Gynäkologin Dr. Katrin Schaudig.
  • Eisenmangel: Viele Frauen haben zu niedrige Eisenwerte - lassen Sie diese beim Arzt überprüfen. Der Ferritin-Wert, der den Eisenspeicher im Körper anzeigt, ist dabei entscheidend. Dr. Yael Adlers Erfahrung im Praxis-Alltag: "Es wird oft unterschätzt, was ein Eisenmangel an den Haaren macht."
  • Mangelernährung der Haarwurzeln: Dr. Yael Adler überprüft bei Haarausfall auch die Blutwerte hinsichtlich weiterer Mikronährstoffe wie Zink, Selen, Omega-3-Fettsäuren und Vitamine, um dem Problem auf die Spur zu kommen. Krankenkassen bezahlen bei dieser ausführlichen Labordiagnostik allerdings meist nur einen Teil.

Auch die Darmflora kann sich verändern im Laufe des Lebens und dann nicht mehr so gut helfen, die Mikronährstoffe […   ] herauszulösen und in den Körper zu bringen.

Dr. Yael Adler MDR-Podcast "Hormongesteuert"

  • Auch Schilddrüsenprobleme wie Über- oder Unterfunktion können Haarausfall verursachen und treten in den Wechseljahren häufiger auf.
  • "Wir gucken immer auch nach den männlichen Hormonen, wenn Patientinnen über Haarausfall klagen", sagt Dr. Adler. Der Hintergrund: In den Wechseljahren sinkt der Östrogenspiegel, während der Anteil männlicher Hormone wie Testosteron relativ steigt. Dieses Ungleichgewicht kann Haarausfall auslösen, da die Haarwurzeln empfindlich darauf reagieren.
  • Einige Medikamente können als Nebenwirkung Haarausfall verursachen. Dazu zählen Blutverdünner, Cholesterinsenker (Statine), aber auch Betablocker (Blutdrucksenker).

Arzt bietet einer Patientin in der Klinik Medikamente gegen Spliss an.
Die Ursachen für Haarausfall in den Wechseljahren sollten ärztlich abgeklärt werden. Bildrechte: IMAGO / Pond5 Images

Mittel und Wirkstoffe bei Haarausfall in den Wechseljahren

Minoxidil wurde ursprünglich zur Behandlung von Bluthochdruck entwickelt, hat sich jedoch als effektives Mittel bei hormonell oder erblich bedingtem Haarausfall bewährt. Dr. Yael Adler erklärt, dass es bei der Anwendung zunächst oft zu einem verstärkten Haarausfall kommt. Nach etwa vier Monaten könne dann ein verstärktes Haarwachstum beobachtet werden.

Melatonin, bekannt als Schlafhormon, schützt auch die Zellen. Die körpereigene Produktion nimmt mit dem Alter ab. Ein Melatonin-Präparat, das direkt auf die Kopfhaut aufgetragen wird, kann die Haarwurzeln unterstützen und gegen Haarausfall wirken. Die Forschung dazu ist noch nicht abgeschlossen.

Phytotherapeuten empfehlen die Frucht der Sägepalme bei Haarausfall.

Auch die Eigenblut-Therapie ist eine oft diskutierte - allerdings teure und auch schmerzhafte - Option bei Haarausfall.

Teaserbild Podcast Hormongesteuert, Staffel 2 72 min
Bildrechte: MDR/Isabel Gruhle
72 min

MDR AKTUELL Mo 03.02.2025 08:00Uhr 71:47 min

Audio herunterladen [MP3 | 65,7 MB | 128 kbit/s] Audio herunterladen [MP4 | 132,2 MB | AAC | 256 kbit/s] https://www.mdr.de/nachrichten/podcast/wechseljahre/audio-haarausfall-hormone-eisenmangel-rosazea-100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Audio

Hausmittel und Tipps: Trockene Kopfhaut

Die verstärkt trockene Haut durch den Östrogenmangel in und nach den Wechseljahren sorgt oft auch für eine trockene Kopfhaut - das Haar wird glanzloser, die Kopfhaut kann jucken.

Das Lieblings-Hausmittel von Dr. Adler: eine Spülung mit Essigwasser. Der pH-Wert der Kopfhaut verbessert sich, die Schuppenschicht wird geglättet, die Durchblutung gefördert und der Juckreiz gemindert.

Dafür 1-2 Esslöffel Apfelessig mit 500 ml Wasser mischen. Nach dem Waschen mit Shampoo wird die Essigspülung als letzter Schritt über das Haar und die Kopfhaut gegossen. Die Spülung kann entweder ausgespült oder im Haar belassen werden. Wenn sie drin bleibt, verfliegt der Essiggeruch nach dem Trocknen.

Weitere Tipps der Hautärztin sind Haarmasken mit naturbelassener Sheabutter oder - nach entsprechender Diagnostik - auch Nahrungsergänzungsmittel oder eine Ernährungsumstellung zur besseren Versorgung mit Mikronährstoffen oder Aminosäuren.

Haare
Trockene und juckende Kopfhaut ist ein häufiges Problem in den Wechseljahren und danach. Bildrechte: PantherMedia/Andriy Popov

Behandlung: Kreisrunder Haarausfall

Alopecia areata, auch bekannt als kreisrunder Haarausfall, ist nicht hormonabhängig.

Alopecia areata ist oft mit Autoimmunerkrankungen oder Allergien verbunden und hat eine genetische Grundlage. Zu den Behandlungsmöglichkeiten zählen Injektionen mit Kortikosteroid, die direkt in die betroffenen Hautstellen verabreicht werden.

Alternativ können auch Kortisonsalben oder -cremes verwendet werden.

Kreisrunder Haarausfall
Kreisrunder Haarausfall ist eine Erkrankung, die speziell behandelt werden muss. Bildrechte: IMAGO / Depositphotos

Weitere Optionen sind eine UV-Licht-Therapie, Phytotherapie und psychologische Unterstützung, etwa durch Stressmanagement.

Eine gesunde Darmflora, unterstützt durch lösliche Ballaststoffe wie Akazienfasern und probiotische Lebensmittel wie unpasteurisiertes Sauerkraut oder Kimchi, kann ebenfalls hilfreich sein, empfiehlt Dr. Yael Adler.

Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 03. Februar 2025 | 17:15 Uhr

Weitere Themen