Bar, Apotheke, Festival Codes und Handzeichen: So bekommt man Hilfe in brenzligen Situationen
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25. November 2024, 19:26 Uhr
Ob häusliche Gewalt, Angst auf dem Nachhauseweg, Bedrängnis auf dem Festival oder Unwohlsein in einer Alltagssituation: Wer Hilfe braucht oder Betroffenen helfen will, sollte diese Codes kennen.
Handzeichen gegen Gewalt
Es ist unauffällig, aber deutlich genug, um darauf zu reagieren: Wer sich unwohl und bedrängt fühlt, kann ein einfaches Zeichen zur Hilfe nehmen. Die Hand heben und dann die Finger mit umschlossenem Daumen zur Faust ballen.
Das Zeichen soll aus einem TikTok-Video der Kanadischen Stiftung für Frauen vom April 2020 stammen, in dem eine Frau zunächst nach einem Kochrezept fragt, sich dann unauffällig durchs Haar streicht und schließlich das Zeichen formt. Der Code soll als Reaktion auf die zunehmende Gewalt gegen Frauen während der Corona-Pandemie entstanden sein.
So können Sie helfen
Wer das Zeichen sieht, ist angehalten wie folgt zu reagieren: Die Stiftung empfiehlt, zu fragen, was die Betroffenen brauchen. Vielleicht wollen sie einfach nur jemanden haben, der ihnen zuhört. Vielleicht suchen sie einen Ansprechpartner für Hilfsstellen oder jemanden, der bei bestimmten Stellen anruft. Wichtig ist es, auf die Person einzugehen und sie erklären zu lassen, was sie zu dem Zeichen veranlasst hat.
Hat die Person keine Möglichkeit, ihren Hilferuf zu erklären, reicht schon das Zeichen an sich. In diesem Falle ist es durchaus angemessen, einfach 110 zu wählen.
In der Bar nach "Luisa" fragen
Nicht nur dieses Zeichen kann helfen! Wer zum Beispiel in einer Kneipe belästigt wird und sich nicht zu wehren weiß, für den ist "Luisa" da.
Betroffene können einfach zur Theke gehen und fragen: "Ist Luisa da?". Das Barpersonal weiß dann, dass Hilfe benötigt wird, kann auf die Person zugehen, das Sicherheitspersonal verständigen oder den Notruf wählen - alles diskret und unmittelbar.
Denn oft ist es für die Betroffenen belastend, über das Geschehene zu berichten. Die Beratungsstelle Frauen-Notruf Münster hat den Code im Jahr 2017 zusammen mit einer gleichnamigen Website entwickelt. Mehrere Städte beteiligen sich an der Kampagne, die Frauen mehr Sicherheit im Nachtleben geben soll.
Codewort "Maske19" in der Apotheke nennen
Die "Maske 19" ist keine spezielle Maske, sondern ein Signal für Hilfe. Vor allem Ärztinnen und Ärzte sowie Apothekerinnen und Apotheker sind hier gefragt: Wer zum Beispiel von häuslicher Gewalt betroffen ist, braucht beim Betreten der Praxis oder Apotheke nur dieses Code-Wort zu nennen.
Dann wird der Polizei-Notruf verständigt. Die Idee stammt von der Union deutscher Zonta Clubs, die sich für die Stärkung von Frauen einsetzt.
Nach "Panama" auf Festivals fragen
Dieser Code wurde speziell für Betroffene auf Festivals des Hamburger Veranstalters FKP Scorpio eingeführt. Er soll Menschen aus bedrängenden Situationen retten. Wer Hilfe benötigt, kann Barpersonal, Security, Polizei und Sanitäter mit der Frage "Wo geht's nach Panama" um Hilfe bitten.
Das Festivalpersonal wird die Person dann direkt in einen sicheren und geschützten Bereich bringen. Im Notfall kann auch direkt vor Ort Anzeige erstattet werden.
Mit "Viola" facetimen auf dem Weg nach Hause
Wer sich auf dem Weg nach Hause unsicher fühlt und niemanden hat, den er anrufen kann, kann mit "Viola" per Videoanruf telefonieren. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Viola-Walk-Home Instagram-Seite sind rund um die Uhr erreichbar - kostenlos.
Leitfaden, Hilfstelefone und Awareness-Beauftragte
Nicht zuletzt gibt es zahlreiche Frauen-Hilfsorganisationen, die für alle da sind, die Hilfe brauchen. Auch hier gibt es neben Hotlines auch Webseiten, auf denen man sich informieren und Unterstützung finden kann.
Die Seite "Frauen gegen Gewalt" klärt zum Beispiel darüber auf, was sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz bedeutet und was man dagegen tun kann. Das "Männerhilfetelefon" beschäftigt sich mit Gewalt gegen Männer, wie sie auch beispielsweise auch in Partnerschaften vorkommt. Auch das "Hilfeportal Sexueller Missbrauch" bietet eine Telefonhotline an.
Die Organisation "S.I.G.N.A.L." informiert Ärzte und Beschäftigte im Gesundheitswesen über den Umgang mit Personen, die Anzeichen häuslicher Gewalt aufweisen. Die Organisation Initiative Awareness weist zudem darauf hin, dass gezielte Ansprechpartner für sexuelle Belästigung auf Partys, sogenannte "Awareness-Beauftragte", immer mehr werden.
Quellen und weiterführende Links
Brisant
Statista
Bundeskriminalamt
Aktion Canadian Women
Luisa ist hier
Zonta-Union
Dieses Thema im Programm: Das Erste | BRISANT | 25. November 2024 | 17:15 Uhr